Andreas Harms, Redakteur bei Pfefferminzia © Pfefferminzia
  • Von Andreas Harms
  • 24.06.2022 um 15:36
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:35 Min

Wenn schon Investmentfonds kaufen, dann aber auf jeden Fall nur ETFs? Nein, diese automatische Sichtweise kann Redakteur Andreas Harms nicht akzeptieren. Stattdessen stellt er sich die Frage, ob ein ETF tatsächlich das ist, was er unter einer guten Geldanlage versteht. Nein, ist er nicht.

Es sind immer wieder diese Automatismen, die mich zuverlässig ins Grübeln bringen: Warum tragen Kinder hier im Norden Trikots vom FC Bayern München? Fußball = Bayern, ist doch klar. Warum fuhren 1991 alle meine Mitschüler auf Nirvana ab? Weil es neu war und cool. Und weil es nun mal alle hörten. Na ja, und vom Hype um „Breaking Bad“ will ich schon gar nicht reden.

Es sind drei Beispiele für Trends, die ich nie nachvollziehen konnte (ein weiterer ist übrigens, Adele zu hören, aber das soll jetzt nicht das Thema sein). Und im Gegenteil: Kein Wort löst in mir so zuverlässig eine Anti-Haltung aus, wie: Must-have. Das wollen wir doch mal sehen, was ich muss.

Und jetzt das: Kaum ist irgendwo davon die Rede, etwas mit Investmentfonds anzufangen – sparen, vererben, vorsorgen – fällt ganz automatisch die Abkürzung ETF, Exchange Traded Funds. Allenthalben (vor allem bei Verbraucherschützern) läuft das Loblied: Wenn du schon was machst, alter Sparerkumpel, dann aber doch bitteschön mit den soooo günstigen und tollen Fonds, die einfach einen Index nachbauen. Sparste doch so viel Geld und must keinen Fondsmanager bezahlen. Investmentfonds gleich ETFs. Völlig selbstverständlich, was denn sonst?

Und genau das – wundert das jetzt jemanden wirklich? – sehe ich anders. Ja, die Gebühren von ETFs liegen deutlich unter denen von aktiv gemanagten Fonds. ETFs auf den MSCI World bekommen Sie für 0,12 bis 0,50 Prozent im Jahr. Und die bestehen dann aus 1.500 Aktien. Für einen aktiv gemanagten Aktienfonds werden oft über 2 Prozent fällig. Billig geht tatsächlich anders.

Ich will ETFs jetzt auch nicht madig machen. Sie haben ihre Fans, und das sicherlich zu Recht. In meiner Betriebsrente steckt sogar einer. Sie erfüllen ihren Zweck und hängen bei der Wertentwicklung viele andere Fonds ab. Und bevor jemand gar nichts macht, soll er in einen ETF einzahlen. Da hat er wenigstens überhaupt mal Aktien, passt schon.

Der ETF-Ansatz ist wie Beck’s: Er schmeckt mir nicht

Trotzdem ist ein ETF eben nicht das erste, woran ich persönlich bei einer guten Geldanlage denke. Denn herkömmlich aufgebaute ETFs – und das sind die meisten – enthalten die größten Unternehmen eines Marktes. Meistens ermittelt und sortiert nach dem frei handelbaren Börsenwert, dem sogenannten Freefloat. Wenn also eine Aktie gut läuft, erhält sie im Index automatisch mehr Gewicht. Sei es durch einen Trend, durch einen Hype in Sozialen Medien oder weil sie das Must-have der Saison ist. Groß ist aber nicht automatisch gut, wie zum Beispiel das hoffnungslos aufgepumpte, aber defizitäre Delivery Hero im Dax bestätigte. Nur weil Beck’s die beliebteste Biermarke der Deutschen ist, ist es noch lange kein gutes Bier. Mit Beck’s ist es wie mit dem ETF-Ansatz: Es schmeckt mir nicht.

Ich habe schon viele Interviews mit Fondsmanagern geführt. Sie hatten unzählige unterschiedliche Ansätze, Aktien auszuwählen. Aber eines hatten die Guten stets gemein: Sie konnten zu jeder Aktie in ihren Fonds genau sagen, warum sie sie gekauft hatten und was sie auszeichnete. Sie kannten die Unternehmen, deren finanzielle Verhältnisse und vor allem: deren Geschäftsaussichten. Ufuk Boydak von Loys ist ein Beispiel dafür. Seine Fonds sind wahrlich keine Renditeüberflieger. Aber sie sind Sammlungen aus grundsoliden Unternehmen. In einem Interview nannte Boydak mal den Hausmeisterdienst Mears aus England. Er betreut Schulen, Kindergärten, Altersheime, ist niedrig verschuldet, sauber rentabel und zahlt eine hübsche Dividendenrendite von (heute) fast 5 Prozent. Boydak drückte das so aus: „Unsere Werte revolutionieren nicht die Welt, sind aber stark und ertragreich.“ Das können sehr viele aktive Aktienfondsmanager ebenso sagen.

Genau das ist das Gefühl, das ich haben möchte, wenn ich in Aktien investiere. Ich muss nicht selbst wissen, was alles in den Fonds steckt. Ich will aber, dass mein Fondsmanager es weiß. Das müssen mir jetzt andere Anleger nicht nachplappern, es ist auch nicht das Must-have der Fondsanlage. Aber vielleicht sieht es der eine oder andere ja ähnlich und hat mit ETFs das gleiche komische Gefühl wie ich.

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Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

kommentare
Friedrich Schiermeyer
Vor 2 Jahren

Bis auf die Einstellung zu “Beck´s” (mein Lieblingsbier) teile ich die Meinung des Autors zu 100%. Unsere Aufgabe als Berater ist es gerade, die gemanagdenFonds herauszufinden, die – auf nachzuvollziehende Weise – bessere Ergebnisse als ETFs aufweisen. ETFs kann jeder …

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Friedrich Schiermeyer
Vor 2 Jahren

Bis auf die Einstellung zu “Beck´s” (mein Lieblingsbier) teile ich die Meinung des Autors zu 100%. Unsere Aufgabe als Berater ist es gerade, die gemanagdenFonds herauszufinden, die – auf nachzuvollziehende Weise – bessere Ergebnisse als ETFs aufweisen. ETFs kann jeder …

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