Christian Dulitz ist Produktmanager der Condor. © Condor
  • Von Karen Schmidt
  • 14.07.2022 um 09:17
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Die Condor hat eine neue Berufsunfähigkeitsversicherung gestartet und dabei drei Tariflinien eingezogen. Ein Hauptziel war, die Wettbewerbsfähigkeit beim Preis zu erhöhen, erklärt uns Produktmanager Christian Dulitz im Gespräch.

Pfefferminzia: Herr Dulitz, die Condor hat bereits eine Berufsunfähigkeitsversicherung im Angebot. Wieso haben Sie nun den Schritt gemacht, ein gänzlich überarbeitetes Produktportfolio auf den Markt zu bringen?

Christian Dulitz: Unsere BU-Versicherung war bei vielen Vermittlern wegen ihrer Leistungen geschätzt, aber uns wurde auch gesagt, dass wir bei vielen Berufen einfach zu teuer sind. Der Wettbewerb im BU-Markt fand in der vergangenen zehn Jahren vor allem über den Preis statt – und das sehr aggressiv. Alle sechs Monate bringt ein Versicherer quasi eine neue BU-Versicherung raus, die mit noch günstigeren Prämien lockt. Mit unserem Hochleistungstarif sind wir da irgendwann an Grenzen gestoßen in diesem Marktumfeld. Und daher haben wir nun aus einem Produkt drei gemacht:  Aus der Comfort BU ist jetzt die Condor BU mit den drei Tariflinien Basic, Comfort und Premium geworden. Insbesondere die von dem Analysehaus Morgen & Morgen mit 5 Sternen ausgezeichnete Basic-Variante kann bei vielen Berufen und Zielgruppen preislich nun sehr gut mithalten.

Dafür mussten Sie bestimmt Leistungen abbauen?

Wir haben sie punktuell optimiert, aber das Produkt in der preisgünstigsten Linie nicht so verschlechtert, dass es den normalen Marktstandard nicht mehr erfüllt. Alle wichtigen Merkmale wie die Leistung bei mindestens 50-prozentigem BU-Grad mit rückwirkender Zahlung, Teilzeitklausel, DU-Klausel inklusive spezieller Dienstunfähigkeit, Verzicht auf die Umorganisation bei Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern – um nur einige Punkte zu nennen – sind weiter enthalten. Das Produkt ist für einen 30-jährigen Nichtraucher, der 1.000 Euro BU-Rente bis 67 versichern möchte, in Berufsgruppe A für monatlich netto schon ab 32 Euro zu haben. Der Premium-Tariffängt für den gleichen Beispielkunden bei ungefähr 46 Euro an.

Und mit welchen Leistungen ist die Premium-Linie ausgestattet?

Da gibt es zum Beispiel die Sofortleistung bei schweren Krankheiten wie Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie eine zusätzliche Rente bei Pflegebedürftigkeit. Wenn ein Kunde während der Vertragslaufzeit pflegebedürftig wird, bekommt er eine

lebenslange Pflegerente in Höhe der BU-Rente. Pflegebedürftigkeit liegt dabei dann vor, wenn der Betroffene 2 von 6 Aktivitäten des täglichen Lebens nicht mehr erfüllen kann – oder bei Demenz. Eine weitere Neuerung ist das Sofortkapital. Dabei bekommen Kunden eine gesamte Jahresrente ausgezahlt, wenn sie zum ersten Mal berufsunfähig werden. So können sie etwa Umbauten im Haus bezahlen, sich eine Haushaltshilfe besorgen, eine bessere medizinische Versorgung bezahlen und so weiter.

Eine Leistung bei Arbeitsunfähigkeit ist im Basic-Tarif  nicht inkludiert, in den anderen beiden Tariflinien kann der Kunde sie optional hinzubuchen. In der Vergangenheit war die AU-Leistung noch obligatorisch enthalten. Unser maßgebender Grundgedanke bei der Gestaltung des neuen Produktes war, dass in der Grundausstattung nicht jedes kleine Merkmal abgesichert sein muss. Es gibt Abstufungen, die den verschiedenen Kundenwünschen oder Kundenprofilen nun eher entgegenkommen – und natürlich auch den unterschiedlichen Budgets.

Gibt es besondere Zielgruppen, die Sie bei der Neugestaltung im Sinn hatten?

Wir haben einige im Fokus, ja, zum Beispiel Beamte, Schüler, Studierende, Kaufleute, Akademiker und Ärzte beziehungsweise medizinische Berufe. Uns war es aber vor allem wichtig, eine Berufsunfähigkeitsversicherung für alle Lebenslagen anzubieten. Anders als eine KFZ-Versicherung ist die Laufzeit bei der BU-Police, insbesondere, wenn sie früh abgeschlossen wird, mehrere Jahrzehnte lang. Und darauf muss das Produkt reagieren. Mit der Teilzeitklausel etwa, die besagt, dass für die Beurteilung einer Berufsunfähigkeit die während der Versicherungsdauer höchste vertraglich fixierte wöchentliche Arbeitszeit maßgebend bleibt – auch wenn die Kunden aus nicht medizinischen Gründen nur noch Teilzeit arbeiten. Anderes Beispiel ist der Berufsgruppen-Check: Bei drei Ereignissen prüfen wir, ob wir die Beiträge nochmal senken können – beim Wechsel in die elfte Klasse, bei Beginn der Ausbildung oder des Studiums und schließlich beim Start ins Berufsleben.

Haben Sie hier ein Beispiel?

Ja, gerne. Ein junger Kunde, zehn Jahre alt, bekommt einen BU-Vertrag über 1.000 Euro BU-Rente. Er ist in der fünften Klasse des Gymnasiums. Für diese Berufsgruppe F zahlen die Eltern oder Großeltern netto 48 Euro monatlich. Mit 16 wechselt der Kunde in die gymnasiale Oberstufe, er hat nun die Berufsgruppe E – die Prämie verringert sich auf rund 38 Euro. Mit 19 startet der junge Mann in Informatikstudium, das bringt ihn in die Berufsgruppe B, für die er monatlich 28 Euro bezahlt. Und dann schließlich, mit 25 Jahren beginnt der Kunde sein Berufsleben als Informatiker, das ist Berufsgruppe A und kostet etwa 26 Euro. Das ist rechtsverbindlich in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen geregelt, – ohne erneute Gesundheitsprüfung. Das ist nicht unbedingt marktüblich, andere Anbieter können die Kunden noch mal durch eine Risikoprüfung laufen lassen.

Apropos Risikoprüfung: Haben Sie auch hier etwas angepasst im Zuge der Produktgestaltung?

Nein. Da muss man als Versicherer auch wirklich aufpassen, dass man kein Eigentor schießt. Zwischenzeitlich gab es bei einigen Wettbewerbern immer mal solche Ansätze, die Risikoprüfung zu vereinfachen – verbunden mit der Gefahr sich zu viel belastendes Geschäft in den Bestand zu holen. Ich denke schon, dass manche Gesellschaften mit einer zu liberalen Annahmepolitik noch Schwierigkeiten bekommen könnten. Die BU-Versicherung ist ein sehr langfristiges Produkt, da muss die Kalkulation von Beginn an stimmen.

 

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Karen

Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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