Sicherheit und Rendite sind für viele Deutsche bei der Geldanlage wichtiger als Nachhaltigkeit. © Diva
  • Von Manila Klafack
  • 25.08.2022 um 16:28
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Obwohl viele Deutsche davon überzeugt sind, dass ihr Investment in nachhaltige Geldanlagen die Wirtschaft nachhaltiger macht, schlagen Sicherheit, Rendite und Liquidität den Punkt Nachhaltigkeit.

Über die Hälfte der Bundesbürger (54 Prozent) ist überzeugt, dass nachhaltige Geldanlagen zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beitragen können. Allerdings halten mehr als ein Drittel (38 Prozent) der Befragten das Thema Nachhaltigkeit in der Geldanlage lediglich für eine Mode-Erscheinung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Sonderbefragung durch das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (Diva).

„Die durchaus vorhandene Skepsis bei über einem Drittel der Bevölkerung gegenüber nachhaltigen Geldanlagen sollte der Politik und genauso der Finanzwirtschaft Anlass zur Reflexion geben. Zu diesem Misstrauen trägt sicherlich auch die Entscheidung der Europäischen Union bei, Atomenergie und Investitionen in neue Atomkraftwerke als nachhaltige Übergangstechnologie einzustufen“, kommentiert Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des Diva. „Gerade deutsche Anlegerinnen und Anleger sehen das anders oder dürften angesichts der Energiepolitik der letzten Jahre zumindest irritiert sein. Und auch die Finanzwirtschaft muss Signale ernst nehmen, dass bei vielen Diskussionen Verdachtsmomente für ein sogenanntes Green-Washing aufgekommen sind“, sagt Heuser.

Nachhaltigkeit rutscht ab

Für mehr als die Hälfte der Befragten (59 Prozent) hatte Nachhaltigkeit bei der letzten getätigten Geldanlage-Entscheidung keine ausdrückliche Relevanz. Am wichtigsten sei Sicherheit mit 41 Prozent, Rendite mit 30 Prozent, gefolgt von Liquidität mit 17 Prozent. Nachhaltigkeit rutscht weiter ab und bleibt mit 12 Prozent Schlusslicht.
„Für die Finanzbranche kann dies nur heißen, möglichst Anlageprodukte zu entwickeln, die gleichermaßen Sicherheit, Rendite und Nachhaltigkeit bieten. Unter Marketingaspekten wäre eine Überbetonung des Kriteriums Nachhaltigkeit nicht zielführend“, stellt Heuser fest. und weiter: „Der Green Deal ist nur finanzierbar, wenn massiv privates Kapital in den Klimawandel investiert wird. Von allein ist ein Großteil der Bevölkerung dafür aber nicht zu gewinnen, das zeigen die Ergebnisse der Umfrage. Deshalb sollte darüber nachgedacht werden, nachhaltige Geldanlagen durch gezielte finanzielle Anreize, also Steuerersparnisse oder Zulagen, zu fördern. Beispiele wie vermögenswirksame Leistungen oder die Riester-Rente haben die Wirksamkeit solcher Anreize unter Beweis gestellt.”

Unstimmigkeiten der Taxonomie hätten geklärt sein müssen

Helge Lach, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV), des Trägers des Diva, sieht zudem die Anfang August 2022 in Kraft getretene Verpflichtung für freie Berater und Vermittler kritisch, nach der Kunden zu ihren Präferenzen zur Nachhaltigkeit verpflichtend befragt werden müssen. „Die über 200.000 Vermittler in Deutschland wären die besten Botschafter für nachhaltige Geldanlagen und würden mit Sicherheit das Thema sehr schnell in der Bevölkerung verbreiten. Aber es ist ein Unding, dass die Verpflichtung nur für Versicherungsanlageprodukte, nicht aber für Investmentfonds gilt“, so Lach.

Außerdem seien es am Ende die Vermittler, die den Ärger des Kunden abbekämen, wenn sich als nachhaltig deklarierte Geldanlagen im Nachhinein als Mogelpackung herausstellten. Man hätte alle Unstimmigkeiten der Taxonomie im Vorfeld beseitigen müssen, dann könnten die Vermittler ihrem Auftrag auch nachkommen.

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Manila Klafack

Manila Klafack war bis März 2024 Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

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