Wolfgang Riecke ist Vorstand der SHB Versicherung mit Sitz in Königswinter. © privat
  • Von Lorenz Klein
  • 12.10.2022 um 11:08
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Die SHB Versicherung ist seit über 100 Jahren als Spezialversicherer fest im Bäckerhandwerk verankert – nun soll der Maklervertrieb gestärkt und der Blick für neue Branchen geschärft werden. Vorstand Wolfgang Riecke sprach mit Pfefferminzia über die Pläne des Traditionsunternehmens aus Königswinter.

Pfefferminzia: Die SHB plant, sich in der gewerblichen Absicherung nicht mehr nur auf das Bäckerhandwerk zu konzentrieren, sondern auf die gesamte Bandbreite des Lebensmittelhandwerks. Die Branche ist aktuell mit stark steigenden Erzeugerpreisen konfrontiert. Wie gehen Sie mit dieser schwierigen Situation um?

Wolfgang Riecke: Dieses Problem betrifft beileibe nicht nur die Lebensmittelbranche, aber die im Speziellen. Es ist absehbar, dass die Unternehmen in der Lebensmittelbranche immer größer werden und zugleich auch die großen Versicherer hier nicht mehr zu 100 Prozent ins Risiko gehen werden. Der Trend wird aus meiner Sicht verstärkt zu Konsortien und damit zu Beteiligungen führen. Und in diesem Umfeld können wir als „Start-up“ mit 100 Jahre langer Expertise in der Gewerbeversicherung schnell und kompetent Versicherungsschutz liefern, weil genau in diesem Segment unsere Stärke liegt. Darauf setzen wir – auch in schwierigen Zeiten.

Wollen Sie sich auch vertriebsseitig neu, sprich: breiter, aufstellen?

Ja. Als ich vor zwei Jahren bei der SHB anfing, waren über 70 Prozent der Bestände in Maklerhand. Wir haben dann bestimmte Maklerverbindungen gekappt, zugleich kamen neue hinzu. Ich selbst bin ein Kind des Ausschließlichkeitsvertriebs – und diesen möchten wir bei SHB auch wieder stärken. Unsere Tochter, der VDB – Versicherungsdienst des Bäckerhandwerks –, bietet dabei aber nicht nur unsere Produkte an, sondern alles, was am Markt verkäuflich ist. Gleichzeitig werden wir alle Produkte der SHB im Bereich SUH zu Beginn 2023 erneuern und uns auch auf Privatkunden ausrichten. Hier hilft uns das gute Rating bei Franke & Bornberg und Ascore für die neue Privathaftpflicht.

Sie setzen im Vertrieb auf eine neue Multi-Risk-Lösung inklusive einer dynamischen Betriebsschließungsklausel. Was ist darunter konkret zu verstehen?

Das heiß diskutierte Thema Betriebsschließung war ein Risiko, das vor Corona kein deutscher Versicherer wirklich richtig eingeschätzt hatte – die überschaubaren Prämieneinnahmen sprechen hier Bände. Vor dem Hintergrund haben wir kürzlich unser Bedingungswerk, wie viele andere Gesellschaften im Übrigen auch, mit einer dynamischen Klausel ausgestattet, wie sie der Versicherungsverband GDV empfiehlt. Das Stichwort „dynamisch“ bezieht sich dabei ausschließlich auf das Infektionsschutzgesetz. Historisch betrachtet, waren die Bedingungs- werke immer recht hüftsteif – sprich, nur das, was im Infektionsschutzgesetz zum Stand X drinstand, griff auch im Versicherungsfall. „Dynamik“ bedeutet nun: All das, was im Gesetz nachgetragen wird, ist automatisch mitversichert. Die Dynamik bezieht sich also keineswegs auf den Preis, sondern auf zusätzliche Infektionskrankheiten, die im Laufe der Zeit dazukommen können. Das ist ein großer Vorteil für den Kunden. Gleichwohl bleibt es dabei, dass Pandemien nicht versicherbar sind.

Das Thema Betriebsschließungsversicherung hat seit Corona allerdings keinen guten Ruf unter Gewerbetreiben- den. Wie schaffen Sie hier Vertrauen?

Ich erzähle Ihnen mal eine kleine Geschichte: Wir mussten vor zwei Jahren durch eine Umstellung das komplette Gewerbegeschäft zum Ablauf kündigen – alle SBS-Multi-Risk-Policen waren betroffen und große Teile des Beitragsvolumens der SHB standen im Feuer. Das hätte unseren Vertriebspartnern den freien Raum gegeben, die Bestände der SHB umzudecken. Es sind aber 98 Prozent aller Kunden und Vertriebspartner bei uns geblieben – und das ist nicht zuletzt auch eine Bestätigung für den Ruf der SHB im Bereich des Bäckerhandwerks als verlässlicher Partner auch in schwierigen Zeiten. Das zu schaffen in der Corona-Phase, war durchaus eine Herausforderung. Kurzum: Wir genießen unter unseren Kunden und Vertriebspartnern ein sehr hohes Vertrauen – das stimmt mich überaus zuversichtlich für die Zukunft und die Ausweitung von der Absicherung von Privatkunden.

Ihre Kunden können eine Unfallversicherung und neuerdings auch eine private Haftpflichtversicherung direkt auf Ihrer Website abschließen. Konterkariert eine solche digitale Antragsstrecke nicht die Ausrichtung auf den Makler?

Nein, denn unsere digitalen und BiPRO-fähigen Abschlussstrecken, bedienen den Abschluss als Makler sowie den Abschluss als Endkunde.  Dazu muss man sagen: Der klassischen Gewerbekunde ist nicht der Kunde, der auf die Homepage eines Versicherers geht. Aber: Jeder Gewerbekunde benötigt auch eine private Absicherung. Und wir möchten uns in Zukunft auch auf die Absicherung von reinen privaten Risiken im Bereich der Komposit-Sparten konzentrieren. Und so bekommen wir unter dem Thema Multikanal-Abschluss, den Spagat zwischen der Absicherung von privaten Risiken und gewerblichen Risiken, über einen Tarifrechner schnell und voll digital geregelt. Insofern lohnt es sich, auch als Makler und Vertriebspartner einen Blick auf unsere neue Homepage zu werfen.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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