- Von Lorenz Klein
- 17.10.2022 um 10:25
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) fordert die Schaffung eines Naturgefahrenausweises. Das Dokument soll helfen, „die Schadenanfälligkeit von Gebäuden etwa bei Hochwasser besser einordnen zu können“, wie der Verband mitteilte.
Das Dokument soll Naturgefahren wie Überschwemmungen durch Starkregen, Hochwasser, Kanalrückstau oder Erdsenkung und Erbeben „vor Ort sichtbar machen und bewerten“, hieß es in der Mitteilung. Als Vorbild schwebt dem GDV der Energieausweis vor. Hier habe der Gesetzgeber transparente Kennziffern für die Energieeffizienz von Gebäuden geschaffen, wie der Branchenverband erklärte.
Und weiter: Mit dem Naturgefahrenausweis würde eine „objektive Beurteilungs- und Entscheidungsbasis“ geschaffen für Hauseigentümer, Mieter, Kaufinteressenten, Handwerker, Versicherer oder Banken. Konkret soll der Naturgefahrenausweis eine Übersicht „über alle verfügbaren ortsgenauen Informationen zu Naturgefahren enthalten“, wie aus einem Positionspapier hervorgeht.
Ob die Versicherungswirtschaft mit ihrer Forderung Erfolg haben wird, bleibt noch abzuwarten. Angesichts der arg gedrückten Stimmung in der Bau- und Immobilienwirtschaft, die über Materialengpässe, rasant steigende Baupreise und massive Zinssprünge für Baudarlehen klagt, dürfte das Thema dort womöglich eher als weitere bürokratische Last zur Unzeit empfunden werden.
Dem GDV geht es aber zuvorderst wohl um eins: Ein größeres Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen für die wachsenden Risiken durch Naturgefahren. „Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Zunahme von Extremwetterereignissen setzen wir uns dafür ein, bundeseinheitliche Vorgaben für das Bauen in Gefahrenbereichen einzuführen“, heißt es dazu im Positionspapier.
„Versicherungsschutz allein reicht nicht aus“
Das Sturmtief „Bernd“, das im Sommer 2021 großes Leid, viele Todesopfer und immense Verwüstungen anrichtete, hat die Forderungen der Versicherer nach einem risikobewussteren Bauen massiv bestärkt. Allein dieses Ereignis kostete die Branche bisher mindestens 8,5 Milliarden Euro.
„Versicherungsschutz ist wichtig, reicht aber allein nicht aus, um unsere Gesellschaft vor wachsenden Naturkatastrophen zu schützen“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Wir brauchen darüber hinaus Aufklärung über die Gefahren durch Elementarrisiken und verbindliche Präventionsmaßnahmen auf privater und staatlicher Ebene“, forderte Asmussen.
Die Bundesregierung wird dem GDV zufolge voraussichtlich bis Dezember die Einführung einer Pflichtversicherung prüfen. Während die Bundesländer für eine verpflichtende Versicherung für Hauseigentümer zum Schutz vor Elementarschäden plädieren, hat sich die Versicherungswirtschaft für ein sogenanntes Opt-out-Modell stark gemacht (wir berichteten).
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