- Von René Weihrauch
- 25.10.2022 um 12:04
Herr Azizi, Herr Haut, der bKV-Markt ist hart umkämpft. Was müssen Versicherer tun, um hier bestehen zu können?
Andreas Haut: Ich glaube, es gibt zwei wesentliche Erfolgsparameter. Zum einen muss das Produkt so gut sein, dass es dem Arbeitgeber ein optimales Instrument an die Hand gibt, um das bestmögliche für die Gesundheit seiner Beschäftigten zu tun. Damit stärkt er in Zeiten des Fachkräftemangels sein Employer Branding ganz erheblich. Das zweite Kriterium betrifft die Vermittler. Als Versicherer muss ich bKV-Produkte so gestalten, dass sie leicht abzuschließen und zu erklären sind. Der Makler muss kein Super-bKV-Experte sein, es stehen einfache Tools zur Verfügung, die ihm den Job so leicht wie möglich machen – auch was zum Beispiel Verwaltungsprozesse betrifft.
Mit dem FlexSelect-Tarif hat die Gothaer versucht, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Er ist seit etwas mehr als zwei Jahren auf dem Markt. Wie wurde er angenommen?
Kabil Azizi: FlexSelect war von Anfang an ein großer Erfolg. Als wir ihn im September 2020 eingeführt haben, war das ja erst der zweite bKV-Budgettarif, den es überhaupt gab. Er hat dann recht schnell Benchmark-Charakter erlangt, zum Beispiel durch die umfangreichen Assistance-Leistungen bei einem Pflegefall im Angehörigenkreis. Das ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal und mit ein Grund, warum FlexSelect 2020 vom Deutschen Institut für Servicequalität als Versicherungsprodukt des Jahres ausgezeichnet wurde. Dieses Siegel hat sicher dabei geholfen, dass der Tarif am Markt sehr gut angekommen ist.
Im September 2022 kamen mit FlexSelect Premium und FlexSelect XL zwei neue Varianten hinzu. Warum?
Azizi: Die Konkurrenz schläft nicht! (lacht) Nachdem FlexSelect auf dem Markt war, haben mehr und mehr Wettbewerber mit eigenen Budgettarifen nachgezogen, zum Teil auch mit Verbesserungen, das muss man ehrlich sagen. Deshalb sind wir im Sommer 2021 daran gegangen, den Tarif weiterzuentwickeln. Eine Grundlage waren viele Gespräche mit Maklern und Arbeitgebern, aus denen sich herauskristallisierte, welche Leistungen verstärkt nachgefragt werden. Insgesamt war ein Trend klar zu erkennen: Als bKV-Anbieter müssen wir weg vom reinen Kostenerstatter, hin zum Gesundheitsdienstleister. Services wie die schnelle Facharztterminierung – um nur ein Beispiel zu nennen – werden immer wichtiger. Der dritte Punkt war, dass wir bestehende Stolpersteine für Vermittler aus dem Weg räumen und so einen möglichst breiten Zugang zur bKV ermöglichen wollten. Also haben wir an einigen Stellschrauben nachjustiert bis schließlich die neuen Tarife standen, mit denen wir jetzt tatsächlich neue Maßstäbe setzen. Es gibt derzeit am Markt keinen Tarif, der besser ist.
Welche Neuerungen sind die wichtigsten?
Haut: Beide Tariflinien beinhalten jetzt beispielsweise Leistungen für Naturheilverfahren und Heilpraktiker, inklusive Osteopathie und Chiropraktik. Außerdem gibt es keine Deckelung der Erstattung für Zahnprophylaxe und Brillen mehr, das Budget kann vollständig dafür ausgeschöpft werden. Mit der Erstattung von Kosten für frei verkäufliche Arzneimittel haben wir ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal in beide Tarife eingebaut. Eine weitere Neuerung: Bei einem Arbeitsunfall verdoppelt sich jetzt das vereinbarte Budget für zwei Jahre. Davon abgesehen haben wir ohnehin höhere Budgetstufen eingeführt. Das Maximum liegt nun in der Premiumvariante bei 1.250 Euro. Und mit FlexSelect XL gibt es einen Tarif, der sich speziell an Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter richtet und dadurch preislich sehr attraktiv ist.
Sie erwähnten bereits die wachsende Bedeutung von digitalen Servicedienstleistungen. Wie will sich die Gothaer hier von Wettbewerbern absetzen?
Haut: Leistungen wie Telemedizin oder die Rechnungseinreichung per App sind mittlerweile Standard. Auf dem Weg zum echten Gesundheitsdienstleister denken wir aber weiter. Durch unsere Kooperationen mit zahlreichen externen Servicedienstleistern können Versicherte im Rahmen ihres Budgets bereits viele attraktive Apps nutzen – etwa „Health Me“, mit der sich Lebensmittel im Supermarkt auf Nahrungsmittelunverträglichkeit scannen lassen, oder „Balloon“, eine App zur Stressreduzierung und Verbesserung der Schlafqualität.
Welche Botschaft wollen Sie dieses Jahr bei Ihrem Auftritt auf der DKM herüberbringen?
Azizi: Die Kernaussage lautet: Mit FlexSelect Premium und FlexSelect XL hat die Gothaer Tariflinien kreiert, die leistungstechnisch am Markt nicht zu toppen sind. Die Kombination von Leistungsinhalten, die jetzt verfügbar ist, bietet kein anderer Versicherer.
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