- Von Redaktion
- 07.11.2022 um 09:17
Der 54-jährige Makler Matthias K. (Name geändert) klagt sein Leid. Sein Vater, der Seniorchef der Maklerfirma in einem idyllischen Örtchen in Baden-Württemberg, will einfach nicht zurücktreten. Und dies, obwohl kürzlich der 80. Geburtstag des „Alten“ gefeiert wurde. Sein Sohn, der im Unternehmen schon viele Jahre mitarbeitet, verliert langsam die Geduld und trägt sich als Mittefünfziger deshalb noch mit dem Gedanken, aus der Firma auszuscheiden und eine eigene Maklerfirma zu gründen.
Warum Unbelehrbarkeit die Nachfolgeplanung gefährdet
„Kein Unternehmen braucht Egozentriker"
Damit ist Matthias K. nicht allein. Viele Familienunternehmen quer durch alle Bereiche der Volkswirtschaft scheitern an einer geordneten Nachfolge im Unternehmen. Nicht selten führen die Diskussionen zwischen den Generationen zu familiärem Streit, sich verhärtender Sturheit der Beteiligten und zu Schuldzuweisungen zwischen den Familienangehörigen.
Gründergenerationen scheitern oft an Veränderungen
Über 50 Prozent der mittelständischen Firmen finden keinen Nachfolger. Die Gründe sind vielfältig. Mangelnde Veränderungswilligkeit (Resilienz), überzogene Kaufpreiserwartungen und eine immer wieder aufgeschobene Nachfolgeplanung gehören dazu. Darin unterscheiden sich Makler auch nicht von anderen Selbständigen und Freiberuflern.
Neben der nicht rechtzeitigen Vorbereitung auf die Nachfolge ist ein objektives Bild zum Wert der Firma, auf Stärken und Schwächen und die vielfältigen Möglichkeiten der Nachfolge wünschenswert. Es kommen aber im Fall der immer wieder verschobenen Nachfolge durch eine(n) interne Nachfolger(in) zunehmend zwischenmenschliche Probleme erschwerend hinzu.
Befragungen bei Versicherungsmaklern ergeben, dass mehr als zwei Drittel der Makler sich noch nie mit dem Thema Nachfolge befasst haben. Die Ursachen sind klar.
Mit fortschreitendem Lebensalter sinkt die Veränderungsbereitschaft. Gefühlte Sicherheit in einer sich verändernden Geschäftswelt geben nur noch die gewohnten Pfade, Vorgehensweisen und die aus der Vergangenheit bekannten Produkte.
Es werden weiter die gleichen Produkte verkauft, die man aus der Historie kennt. Neue Zielgruppen und Kommunikationsmöglichkeiten werden in ihrem Potenzial unterschätzt. Das Thema Digitalisierung wird als Fremdkörper angesehen. Soziale Medien werden als zeitfressender Zeitvertreib angesehen und in ihrer Wirkung unterschätzt. Vorschläge der Mitarbeiter oder im Unternehmen arbeitenden Familienangehörigen werden als falsch abgetan. Es besteht kein Plan für Nachfolge.
Patriarchen vergiften das Klima in Familie und Firma
Unbewusst führt ein solches Verhalten der Seniorchefs dazu, dass sich immer mehr Spannungen in der Familie und der Firma zu starken Konflikten entwickeln. Es gehört seit Generationen zur Menschheit, dass die Älteren das bisherige Handeln bewahren wollen, es hat sich ja vielfach auch bewährt. Die Jüngeren wollen vieles oder alles ändern, ganz einfach, weil sich auch die Zeiten und das Umfeld verändert haben, auch wenn die Älteren dies nicht wahrhaben wollen.
Rolf Schuchardt
Vor 2 JahrenJa, das habe ich selbst erlebt.
Es ist aber ein Phänomen, das jeder Vater erleben muss, insbesondere bei Söhnen.
Auch, wenn es sich nicht im geschäftlichen Bereich abspielt – im privaten Bereich immer.
Einerseits ist es das “Loslassen” müssen, andererseits aber die Erfordernis, das Sohn sich emanzipieren muss, sprich, seinen Vater “besiegen” muss, um erwachsen zu werden….(s. Ödipus).
Im Geschäft sind beide gehemmt, weswegen das Konfliktpotential größer ist.
Aus leidvoller Erfahrung,
R. Schuchardt, Versicherungsmakler
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kommentierenRolf Schuchardt
Vor 2 JahrenJa, das habe ich selbst erlebt.
Es ist aber ein Phänomen, das jeder Vater erleben muss, insbesondere bei Söhnen.
Auch, wenn es sich nicht im geschäftlichen Bereich abspielt – im privaten Bereich immer.
Einerseits ist es das “Loslassen” müssen, andererseits aber die Erfordernis, das Sohn sich emanzipieren muss, sprich, seinen Vater “besiegen” muss, um erwachsen zu werden….(s. Ödipus).
Im Geschäft sind beide gehemmt, weswegen das Konfliktpotential größer ist.
Aus leidvoller Erfahrung,
R. Schuchardt, Versicherungsmakler