- Von Andreas Harms
- 18.11.2022 um 11:12
Stationäre Pflege ist in den vergangenen zwölf Monaten deutlich teurer geworden. Die sogenannten einrichtungseinheitlichen Eigenanteile (EEE) lagen Mitte November um 21 Prozent höher als noch ein Jahr zuvor. Das ermittelte das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) über ihren Pflegenavigator. Der EEE ist jener Anteil, den die Bewohner einer Pflegeeinrichtung mit den Pflegegraden 2 bis 5 einheitlich selbst zahlen müssen. Er kann sich aber von Einrichtung zu Einrichtung unterscheiden.
Obwohl Pflege ohnehin teurer wird, ist das ein Ausreißer nach oben. Denn laut AOK zogen die EEE in den vergangenen fünf Jahren um 11 bis 14 Prozent jährlich an.
Laut Analyse betragen die monatlichen Kosten durch Pflege bei 697 Euro. Hinzu kommen Unterkunft und Verpflegung für durchschnittlich 836 Euro und Investitionskosten von 468 Euro. Macht in Summe 2.001 Euro im Monat. Doch das sind Durchschnitte. Die Spanne für die Pflegekosten reicht von 549 Euro in Thüringen bis 878 Euro in Baden-Württemberg.
Hilfe versprechen die Anfang des Jahres eingeführten Leistungszuschläge. Die senken die Eigenbeiträge im ersten Jahr auf 1.135 Euro. In den beiden Jahren darauf geht es auf 896 Euro abwärts und noch später auf 657 Euro. Ab einem Aufenthalt von mehr als drei Jahren fallen noch 358 Euro an.
Als Grund für den enormen Anstieg sieht man bei der AOK den Umstand, dass Pflegeeinrichtungen seit September ihre Beschäftigten nach Tarif bezahlen müssen. Diese höheren Kosten reichen sie nun an ihre Bewohner weiter. Carola Reimann, Vorstandschefin des AOK-Bundesverbandes, sagt dazu:
„Aufgrund der Konstruktion der Pflegeversicherung als Teilleistungssystem werden etwa 60 Prozent der zusätzlichen Kosten infolge der höheren Löhne an die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen weitergereicht, den Rest trägt die finanziell ohnehin angeschlagene Soziale Pflegeversicherung über die neu eingeführten Zuschläge.“
Beim AOK-Verband geht man nun davon aus, dass das Kostenproblem noch wächst. Mehr Einrichtungen werden gestiegene Löhne umwälzen. Und die Tarife werden wegen der hohen Inflation zusätzlich steigen. Weshalb Reimann anmerkt:
„Trotz des jüngsten Bundeszuschusses aus Steuermitteln erwarten wir am Jahresende ein Defizit von etwa 1,5 Milliarden Euro. Kurzfristige Darlehen aus Bundesmitteln, mit den die Löcher gerade notdürftig gestopft werden, sind keine dauerhafte Lösung, denn Einnahmen und Ausgaben gehen immer weiter auseinander.“
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