- Von Sabine Groth
- 16.12.2022 um 10:33
Mitte Januar 2022 gab es den ersten Lichtblick am deutschen Zinsmarkt. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen verließ, wenn auch zunächst nur kurz, zum ersten Mal das negative Terrain seit Mai 2019.
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Anfang März hat sich der viel beachtete Zinssatz dann endlich richtig mit Schwung aus dem Minus verabschiedet und hat im Mai die 1-Prozent-Marke und im September die 2-Prozent-Marke gerissen. Seit Juli wird die Zinswende von der Europäischen Zentralbank (EZB) unterstützt, die in Windeseile den Leitzins, die Messlatte für Kurzfristzinsen, in vier Schritten von 0 auf 2,5 Prozent angehoben hat.
Können Sparer jetzt aufatmen?
Können Sparer und Sparerinnen endlich wieder aufatmen? Können sie ihr Geld wieder auskömmlich anlegen, ohne die Risiken des Aktienmarkts einzugehen? Leider nicht. Denn der Zinsanstieg hat vor allem einen Grund: die hohe Inflation, die die Notenbanken über Zinserhöhungen wieder in den Griff bekommen wollen. Und beim Vermögensaufbau spielt neben Risiko und Rendite auch die Inflation eine wichtige Rolle. Sie schmälert den Wert des Vermögens. 100.000 Euro haben nach zehn Jahren mit einer durchschnittlichen Inflation von 2 Prozent pro Jahr nur noch eine Kaufkraft von rund 82.000 Euro. Die reale Rendite, also die nach Abzug der Inflation, ist daher eine wichtige Kennziffer.
Bei Zinsanlagen ist diese immer noch deutlich im Minus. Zwar gibt es schon wieder einige Angebote für mittelfristige Festgelder mit über 2 Prozent Zinsen. Aber was sind 2 oder 3 Prozent im Vergleich zu 10 Prozent Inflation? Der Realzins war sogar deutlich höher (beziehungsweise deutlich weniger im Minus), als es gar nichts oder gar 0,5 Prozent Strafzins aufs Ersparte gab, die Inflation aber bei 2 Prozent und weniger lag.
Auch wenn sich der Preisauftrieb in den kommenden Jahren beruhigen dürfte, sind positive Realzinsen nicht so schnell zu erwarten. Sobald die Teuerung abebbt, dürfte die Europäische Zentralbank die Zinsschraube nicht weiter anziehen, sondern sie vielleicht sogar schon wieder lockern. Eine Altersvorsorge auf zinsbasierten Anlagen wird langfristig Rentenlücken kaum füllen können.
Höchstrechnungszins bleibt unverändert
Das Gleiche gilt für Policen mit hohen Garantien. Die Experten der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) sehen derzeit noch keine nachhaltige Zinswende. Sie haben gerade empfohlen, den Höchstrechnungszins für Lebensversicherungen auch 2024 bei mageren 0,25 Prozent zu belassen. Bevor dieser wieder steigen kann, müsse sich die Zinssituation dauerhaft stabilisieren, heißt es von der DAV, deren Empfehlung das Finanzministerium bei der Festlegung des Höchstrechnungszinses in der Regel folgt.
Garantiezusagen belasten also auch künftig die Rendite enorm. Eine 100-prozentige Beitragsgarantie für Policen bleibt erst einmal kaum darstellbar. Und der Trend zur garantiefreien Fondspolice für die Altersvorsorge dürfte sich fortsetzen – trotz gestiegener Zinsen.
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