- Von Lorenz Klein
- 11.01.2023 um 12:51
Die EU-Kommission in Brüssel denkt aktuell darüber nach, ein Provisionsverbot bei Kapitalanlageprodukten einzuführen. Inwieweit dies auch Versicherungsanlageprodukte betreffen könnte, ist noch offen. Doch schon jetzt gehen die Überlegungen der Kommission einigen EU-Abgeordneten deutlich zu weit.
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So erklärte der CSU-Europaabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecher der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, Markus Ferber, dass er keinen Grund für ein Provisionsverbot sehe: „Es gibt mit der Provisionsberatung kein strukturelles Problem“, ließ Ferber in einer Mitteilung wissen. Vielmehr würde die Kommission mit ihrem Vorschlag den Kleinanlegern einen „Bärendienst“ erweisen. „Dann wird der Zugang zu guter Anlageberatung auf einen Schlag sehr viel teurer und unattraktiver“, warnte Ferber.
So sieht der EU-Parlamentarier die Gefahr, dass sich viele Kleinanleger infolge eines Provisionsverbots anderen Informationskanälen zuwenden könnten: „Wenn Anlageberatung nicht mehr zu erschwinglichen Konditionen zugänglich ist, werden sich Kunden entweder insgesamt von den Finanzmärkten abwenden oder ihre Informationen auf eigene Faust zusammensuchen“, so der CSU-Finanzexperte – das sei nicht im Sinne der Kapitalmarktunion.
Ferber setzt auf „niederschwelligere Maßnahmen“
„Die meisten Kleinanleger wollen für die Anlageberatung schlichtweg nicht erst einmal hundert Euro oder mehr auf den Tisch legen“, so Ferber weiter. Gerade wenn nur ein kleiner Betrag angelegt werden solle, böte Provisionsberatung „offenkundige Vorteile gegenüber der Honorarberatung“.
Der CSU-Politiker plädiert stattdessen für „niederschwelligere Maßnahmen wie Transparenzvorschriften oder Preisobergrenzen“, sofern die Kommission in einigen Mitgliedstaaten in Einzelfällen Probleme mit der Provisionsberatung identifiziert haben sollte. Ferber habe seine Bedenken hinsichtlich eines drohenden Provisionsverbots bereits schriftlich an EU-Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness herangetragen.
Bedenken äußerte der CSU-Mann auch gegenüber automatisierten Beratungsangeboten mittels „Robo Advice“ – diese böten keinen Ausweg:
Die Europäische Kommission sollte Anleger mit ihren individuellen Zielen und Problemen nicht in Algorithmen treiben. Wenn der Kunde statt individueller Beratung ein undurchschaubares Computer-Programm bekommt, ist das kein Fortschritt. Standardisierter Robo Advice ist am Ende nicht mehr Verbraucherschutz, sondern weniger.“
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