- Von Lorenz Klein
- 10.03.2023 um 15:01
Pfefferminzia: Der Fachkräftemangel hat inzwischen zahlreiche Branchen erfasst, so auch die Rechtsschutzversicherung. Wie wirkt sich das auf die Sparte aus?
Milan Jarosch: Wenn es darum geht, geeignete Mitarbeiter für anspruchsvolle Aufgaben zu finden, macht diese Herausforderung in der Tat auch vor unserer Branche nicht Halt. Nun ist die Versicherungswirtschaft aber nicht bekannt dafür, der spannendste Arbeitgeber zu sein – zu Unrecht nach meiner Erfahrung. Aber gerade in der jüngeren Generation ist die Versicherungswirtschaft aktuell leider nicht die erste Wahl. Von daher müssen wir mit der Herausforderung umgehen, uns attraktiv aufzustellen und gemeinsam mit den Mitarbeitenden Aufgaben zu entwickeln und zu kreieren, die Spaß machen und die zugleich viel Entwicklungspotenzial bieten.
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Auf der anderen Seite haben Fachkräfte, die hochqualifiziert sind, auch hohe Erwartungen und äußern das auch sehr selbstbewusst – das zeigt sich in allen Branchen. Insofern muss man es als Unternehmen auch erst mal hinbekommen, in der jüngeren Generation den richtigen Ton zu treffen und zugleich den Job spannend und lukrativ zu gestalten.
Stichwort Spannend: Gibt es Schadenfälle, die Interessierten beispielhaft vor Augen führen können, wie ein Job aussehen kann bei einem Rechtsschutzversicherer?
Zunächst gilt, dass Schadenfälle in der Rechtsschutzsparte anders gelagert sind als in anderen Sparten – etwa im Vergleich zur Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung, wo ich einen Schaden relativ einfach abgrenzen kann: Ist die Wand nass, liegt der Schaden – im Wahrsten Sinne des Wortes – auf der Hand. Das ist im Rechtsschutzbereich häufig anders. Denn hier kommt es häufig zu Situationen, in denen im Zweifel noch gar nichts passiert ist. Beispiel Erbrecht: Zu diesem Thema möchten sich die Menschen oft erst einmal informieren, bevor überhaupt etwas geschehen ist – Motto: „Wenn das und das eintritt, was möchte ich dann tun?“.
Diese Möglichkeiten sind in den Produkten zum Beispiel über eine telefonische Erstberatung bereits integriert – sie werden aber zu selten genutzt. Hier brauchen wir Methoden und Wege, um diese Möglichkeiten für die Kunden greifbarer zu machen. Dafür gibt es keine richtige Blaupause – da ist ganz viel Kreativität gefragt. Und das ist genau ein Punkt, an dem wir mit unseren Mitarbeitern, aber auch mit potenziellen Mitarbeitern, schauen wollen: Wie kann man hier ansetzen, um noch attraktiver zu werden? Das ist weiterhin eine Herausforderung für uns.
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„Man braucht die Rechtsschutzversicherung, um Chancengleichheit herzustellen“
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Und wie wirkt sich der Fachkräftemangel speziell auf die Versicherten aus, die über eine Rechtsschutzversicherung verfügen?
Das ist ein ganz spannender Faktor, weil der Mangel an Juristen auch nach sich zieht, dass man längere Wartezeiten für einen Termin in Kauf nehmen muss. Die Gerichtsverfahren dauern länger. Zugleich bietet die Rechtsschutzsparte hier einen großen Vorteil: Die Idee ist, wie beispielsweise in der privaten Krankenversicherung der Fall, eine Art „Blaulichtfunktion“ zu bieten. Unsere Kunden bekommen dann präferiert über Rahmenverträge schneller an Termine. So dass man durch ein gutes Anwaltsnetzwerk umfassend abgesichert ist – und auch nicht allein steht auf weiter Flur, sondern sich als Kunde gut aufgehoben und mitgenommen fühlt über seinen Versicherer. Damit steigt auch automatisch der Nutzenwert – auch der gefühlte – beim Kunden, was die Sparte Rechtsschutz angeht.
Über den Interviewpartner
Milan Jarosch ist Leiter Vertrieb bei der DMB Rechtsschutz-Versicherung. DMB Rechtsschutz wurde 1982 durch den Deutschen Mieterbund gegründet, um den Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, mietrechtliche Streitigkeiten auch gerichtlich durchzusetzen. Seit 2006 ist der Rechtsschutzversicherer auch im Maklervertrieb aktiv.
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