- Von Karen Schmidt
- 20.04.2023 um 13:09
Verbraucher können ihr Vermögen im Alter mittels einer Rentenversicherung oder eines Entsparplans aufbrauchen. Wie eine Auswertung des Instituts für Aktuar- und Finanzwissenschaften (Ifa) im Auftrag des Versichererverbands GDV zeigt, liefern Entsparpläne dabei zwar höhere Monatsraten. Rentenversicherungen aber bringen mehr Planungssicherheit.
Das zeigt ein Rechenbeispiel für eine 65-jährige Person, die 100.000 Euro für ihren Ruhestand zur Verfügung hat. Beim besten Versicherer bekäme sie dafür inklusive Überschüsse eine monatliche Rente von aktuell 416 Euro – lebenslang.
Würde die Person diesen Betrag stattdessen aus einem Fonds mit einer unterstellten mittleren Rendite von 6 Prozent pro Jahr abzweigen, läge ihr Risiko bei fast 25 Prozent, dass das Geld vor dem 85. Lebensjahr aufgebraucht ist. Bei einer kalkulierten Lebensdauer von 90 Jahren wären es 36 Prozent.
Wie unterschiedlich Steuern die Kapitalauszahlungen mindern
Woher kommt diese Unsicherheit? Sie kommt von möglichen Verlusten, die der Fonds einfahren kann. Das kann bei konstanten Entnahmen eben dazu führen, dass die Ersparnisse früher aufgebraucht sind als für die Lebensplanung eigentlich vorgesehen ist.
Sparer blendeten dieses Problem aber oft aus, sagt Studienleiter Jochen Ruß vom Ifa-Institut: „Bei der Berechnung einer konstanten Monatsrate aus einem Entnahmeplan wird oft eine gleichbleibende Rendite unterstellt. Wertschwankungen sind an der Börse aber die Regel.“
Die Sache mit den Schwankungen
Für eine Fondsrendite von durchschnittlich 6 Prozent ergebe sich beispielsweise eine Volatilität von 20 Prozent. Je höher dieser Wert, desto schwankungsanfälliger sei der zugrundeliegende Basiswert. „Das Schwankungsrisiko macht eine sichere Kalkulation der Rückflüsse unmöglich“, betont Ruß.
Die Gefahr eines vorzeitigen Kapitalverbrauchs werde noch deutlicher, wenn man sie am maximalen Zahlbetrag eines Entnahmeplan festmache, der sich bei einer gleichbleibenden Rendite von 6 Prozent und konstanter Rate ergäbe.
Eine Sparerin könnte bis zu ihrem 90. Geburtstag jeden Monat 632 Euro abzweigen, ehe 100.000 Euro aufgebraucht wären. Der Wert wäre rund 50 Prozent höher als bei einer Rentenversicherung (416 Euro). Allerdings läge unter normalen Marktschwankungen bei dieser Rate auch die Wahrscheinlichkeit bei knapp 68 Prozent, dass das Geld schon vor dem 90. Geburtstag aufgebraucht ist. Selbst wenn die Sparerin „nur“ 85 würde, wäre es in 57 Prozent der Fälle bereits vorher weg.
Rentenversicherung garantiert lebenslange Leistungen
Mildern können Anleger dieses Risiko, indem sie bei der Fondsanlage ein geringeres Risiko eingehen. Bei einer Rendite von 4 Prozent – gepaart mit einer Volatilität von 10 Prozent – würden die 416 Euro aus dem obigen Beispiel bei jedem zehnten Sparer nicht bis zum 85. Geburtstag reichen, und bei einem Viertel nicht bis zum 90. Dennoch bliebe ein erhebliches Restrisiko, länger zu leben, als das Geld reicht: „Für die Sicherung des Lebensstandards im Alter braucht es dauerhafte Einnahmen. Diese garantiert nur eine private Rentenversicherung“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Möglich macht das der Risikoausgleich im Kollektiv. Ein Versicherer kalkuliert die monatliche Rente für alle Kunden auf Basis der mittleren Lebenserwartung. Für die Menschen, die früher sterben, muss er weniger Renten zahlen und kann das dadurch freiwerdende Vermögen nutzen, um die Leistungen für die besonders Langlebigen zu finanzieren.
1 Kommentare
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Vor 2 JahrenDanke für den Artikel. Genau dazu habe ich einen Artikel auf LinkedIn geschrieben – denn es gibt weitere, bessere Methoden der Verrentung:
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