- Von Redaktion
- 07.06.2023 um 14:01
„Ein Mann ist keine Altersvorsorge“ – so lautet der Titel eines Buches von Helma Sick, der Grande Dame der Frauen-Finanzberatung. Zugleich war dieser Satz auch einer jener Gedanken, der mir vor knapp 15 Jahren bei einer meiner ersten Kundenberatungen durch den Kopf ging.
Ich hatte damals ein Gespräch zur Altersvorsorge-Beratung mit einem frisch verheirateten Ehepaar – Sina und Frank (Namen geändert). Beide stammten aus Familien, die schon über einige Generationen hinweg Landwirtschaft betrieben. Sina brachte zahlreiche Ländereien und umfassendes Vermögen in die Ehe mit. Frank hingegen sprühte vor Ideen, Wissen und Tatendrang, wie denn der gemeinsame eheliche Landwirtschaftsbetrieb mit Schweinezucht, Ackerbau und Photovoltaikanlagen erfolgreich betrieben werden könne.
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Im Beratungsgespräch äußerte Sina den Wunsch, für sich selbst eine eigene Altersvorsorge über 500 Euro monatliche Rentenleistung – als Ergänzung zu ihrer Versorgung aus der landwirtschaftlichen Alterskasse – aufzubauen und zu besparen. Frank hingegen sah Sina nur verwundert an und entgegnete „Schatz, das brauchst Du doch nicht – Du hast doch mich.“ Und auf den zaghaften Einwand von Sina hin, dass ihr eine eigene Altersvorsorge persönlich wichtig sei und dass nichts für ewig halte, meinte Frank trocken: „Ja, Liebe vergeht, Hektar besteht.“
In diesem Moment war ich schlichtweg sprachlos. Und trotzdem gingen mir zwei Gedanken durch den Kopf. Der erste war „Ein Mann ist keine Altersvorsorge“. Und der zweite Gedanke: „Na hoffentlich, hat Sina mit Frank die Gütertrennung vereinbart“. Letztendlich konnten Sina und ich Frank doch von einer Altersvorsorge für seine Frau überzeugen – 300 Euro monatlicher Beitrag waren für ihn akzeptabel. Besser als nichts.
Frauen müssen selbst aktiv werden
Dieses Erlebnis hat mich geprägt. Es ist mir eine Herzensangelegenheit. Sowohl was meine eigene persönliche Vorsorge anbelangt oder jene meiner Kundinnen. Denn es ist so wichtig, dass Frauen selbst aktiv werden und ihre eigene finanzielle Zukunft planen, um später finanziell frei und unabhängig zu sein.
Es ist nun einmal eine traurige Tatsache, dass Frauen oft niedrigere Renten erhalten als Männer. Durchschnittlich erhält eine Frau eine gesetzliche Rente von etwa 800 Euro monatlich, ein Mann hingegen rund 1.230 Euro. Die Gründe dafür sind vielfältig – von Unterbrechungen aufgrund von Care-Arbeit, über Teilzeittätigkeiten oder eben der geschlechterspezifischen Lohnlücke.
Zugegebenermaßen ist das Thema „Altersvorsorge“ nicht gerade sexy – „Alter“ und „Sorge“. Kein Wunder, dass Frauen um dieses Thema gerne erst einmal einen großen Bogen machen. Unbestreitbar: In der Vergangenheit war es oft so, dass Frauen sich darauf verlassen haben, dass der Staat oder ihr (Ehe-)Partner für ihre finanzielle Sicherheit im Alter sorgt. Aber diese Zeiten, sind nun komplett vorbei.
Und zugleich ist es ermutigend zu sehen, dass sich das langsam ändert. Immer mehr Frauen erkennen die Bedeutung einer guten Finanzbildung und einer umfassenden Finanzplanung für ihre eigene Zukunft. Sie wollen ihre finanzielle Unabhängigkeit erlangen und für ihre Zukunft vorsorgen. Das macht Mut.
Über die Autorin
Sandra Mekler ist Vorständin der Advertum Vorsorge AG und Managing Partner bei MRH Trowe.
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