- Von Lorenz Klein
- 16.06.2023 um 12:15
Der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) hat am Donnerstag auf der PKV-Jahrestagung 2023 in Berlin eine positive Bilanz des vergangenen Jahres gezogen. So sei die Branche abermals gewachsen. Die Gesamtzahl an Versicherungen stieg nach eigenen Angaben um mehr als 600.000 auf 37,8 Millionen. Damit sei fast jeder zweite Bundesbürger privatversichert, wie PKV-Verbandschef Thomas Brahm unter Einschluss der insgesamt 29,1 Millionen Zusatzversicherungen zusammenfasste.
Der Zuwachs bei den Zusatzversicherungen um 2,2 Prozent gegenüber 2021 zeige, dass immer mehr Menschen die private Vorsorge nutzen wollten, um die Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aufzustocken. Der Trend setze sich ungebremst fort, zeigte sich Brahm erfreut.
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Als erfreulich bezeichnete er auch die Entwicklung in der Vollversicherung. So seien bereits das fünfte Jahr in Folge mehr Menschen aus der GKV in die PKV gewechselt als umgekehrt. Im Saldo ergab sich demnach ein Plus von 30.300 Versicherten zu Gunsten der PKV. Zum Vergleich: 2021 lag der Nettozuwachs bei 23.300.
„Abgänge meist unfreiwillig“
In konkreten Zahlen entschieden sich 146.500 Personen für einen Wechsel aus der GKV in die PKV. In die entgegengesetzte Richtung wechselten 116.200 Personen. „Wobei diese Abgänge meist unfreiwillig erfolgen“, wie Brahm betonte. „So mussten tausende seit Geburt privatversicherte junge Leute beim Eintritt ins Berufsleben gezwungenermaßen in die GKV wechseln. Derselbe Effekt betraf tausende Selbstständige beim Wechsel in eine Festanstellung“, wusste der hauptamtliche Debeka-Chef zu ergänzen.
„Viele Menschen wollen in die PKV wechseln“, interpretierte Brahm die Datenlage. Daher sei es „völlig falsch“, ärgerte sich der PKV-Manager, „dass einige Parteien diesen Zugang erschweren und die Versicherungspflichtgrenze massiv erhöhen wollen“. Gemeint dürften hier die Grünen und die SPD sein, in der entsprechende Forderungen laut wurden. Man brauche aber nicht weniger, sondern mehr Wettbewerb zwischen GKV und PKV um die Versicherten, so Brahm weiter. Der Wettbewerb diene als „Triebfeder für Qualität und Wirtschaftlichkeit“, denn beide Säulen des dualen Systems wetteiferten um eine möglichst gute und effiziente Versorgung.
Der Versichertenbestand in der PKV-Vollversicherung bezeichnete Brahm als „unter dem Strich stabil“. Nach Abzug der Sterbefälle habe die Anzahl im vergangenen Jahr bei 8,7 Millionen egelegen. Das sei ein leichtes Minus von 0,1 Prozent.
Freude über „Erfolgsmodell bKV“
Die Beitragseinnahmen in der Kranken- und Pflegeversicherung stiegen 2022 um 3,7 Prozent auf 47,1 Milliarden Euro. Davon entfielen knapp 42 Milliarden Euro (plus 2,4 Prozent) auf die Krankenversicherung und 5,1 Milliarden Euro (plus 15,3 Prozent) auf die private Pflegepflichtversicherung. Die Versicherungsleistungen stiegen den Angaben zufolge um 4,7 Prozent auf 33,3 Milliarden Euro, wovon 31 Milliarden Euro (plus 4,6 Prozent) auf die Krankenversicherung entfielen und 2,3 Milliarden Euro auf die Pflegeversicherung (plus 5,6 Prozent).
Abschließend referierte Thomas Brahm auch noch zum „Erfolgsmodell betriebliche Krankenversicherung“. Die bKV verzeichnete auch 2022 „erneut ein starkes Wachstum“. So böten immer mehr Unternehmen in Deutschland ihren Mitarbeitern eine komplett vom Arbeitgeber gezahlte bKV an. Die Zahl der Beschäftigten, die von einer betrieblichen Krankenversicherung profitierten, stieg um 12,1 Prozent von 1,58 Millionen im Jahr 2021 auf 1,77 Millionen Personen im Folgejahr.
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