- Von Redaktion
- 03.07.2023 um 13:10
Pfefferminzia: Auszahl- oder Entnahmepläne sind vor allem aus der Fonds-Direktanlage bekannt. Sie sind bei einigen Versicherern aber auch innerhalb der Fondspolice möglich. Sind sie im Ruhestand die bessere Wahl gegenüber der klassischen lebenslangen Verrentung?
Guntram Overbeck: Es lässt sich nicht pauschal sagen, welches die bessere Alternative ist. Sowohl beim Auszahlplan als auch bei der Verrentung gibt es Vor- und Nachteile. Aufgrund der derzeit geringen Verzinsung des Deckungsstocks als Grundlage für die Verrentung sind Auszahlpläne jedoch einen Blick wert. In einer umfassenden Studie haben wir die beiden Varianten unter die Lupe genommen.
Welche Hauptunterschiede zwischen Verrentung und Auszahlplan gibt es?
Overbeck: Ein Auszahlplan ist viel flexibler, renditestärker und im Todesfall im Vorteil, da das beim Tod noch vorhandene Guthaben vererbt werden kann. Die Verrentung bietet das große Plus, dass die Zahlungen garantiert bis ans Lebensende erfolgen. Versteuert werden muss nur der Ertragsanteil, die Erträge aus der Ansparphase sind steuerfrei – beim Auszahlplan nicht. Zurzeit bietet die Verrentung aber eine niedrigere Rendite. Wählt man eine Rente mit Cash-Option, ist zumindest bis zur Vollendung des 87. Lebensjahres eine Todesfallleistung möglich, danach aber nicht mehr.
Kommen wir zu Ihrer Studie. Was wurde untersucht?
Overbeck: Wir haben auf Basis echter Performance-Daten seit 1970 simuliert, wie sich Auszahlpläne in der Vergangenheit entwickelt hätten. Vergangenheitswerte sind zwar keine Garantie für die künftige Entwicklung, aber zumindest ein Indiz. Es wurde unterstellt, dass jeweils ein Drittel der Anlagen in den drei Aktienindizes Dax®, DowJones® und MSCI World® investiert ist. Ausgezahlt wird die jeweils höchste dynamische Rente, die das Analysehaus Morgen & Morgen für Kunden mit Rentenbeginn von 60 bis 70 Jahren ausweist.
Bei den aktuellen Renten hätte es fast keine Periode gegeben, bei der ein Auszahlplan ins Minus gelaufen wäre. Im zweiten Schritt wurde die unterschiedliche Besteuerung der beiden Auszahlwege betrachtet. Sie führt dazu, dass je nach Einkommen, Rendite in der Ein- und Auszahlphase und vor allem nach Dauer der Ansparphase für den Auszahlplan rund 1 bis 12 Prozent mehr entnommen werden müssen als bei der Rente, um auf den gleichen Netto-Betrag zu kommen.
Was sind die entscheidenden Erkenntnisse der Studie?
Overbeck: Solange der Deckungsstock eines Versicherers weniger als 5 Prozent Rendite per annum erzielt, ist eher ein Auszahlplan sinnvoll. Wirft der Deckungsstock mehr Rendite ab, ist die Rente die bessere Alternative. Das ist aber nur die Renditesicht. Wenn der Kunde eine Summe X lebenslang garantiert benötigt, ist die Rente immer sinnvoller, denn der Auszahlplan hat keine Garantien. Wir halten es in vielen Fällen für ratsam, eine Mischung aus Auszahlplan und Rente zu wählen. Da man nie die Entwicklungen während der gesamten Entnahmephase vorhersagen kann, ist es wichtig, beide Alternativen vorzusehen. Im aktuellen Umfeld bietet sich zunächst ein Auszahlplan an. Wenn sich der Deckungsstock durch die steigenden Zinsen erholt hat, könnte in die Verrentung umgeschwenkt werden.
Was sind die wichtigsten Merkmale des Auszahlplans in den Helvetia-Fondspolicen?
Overbeck: Bei unseren Fondspolicen für die 3. Schicht sind Auszahlpläne automatisch dabei. Gegenüber dem Entnahmeplan aus direkt gehaltenen Fonds bieten sie steuerliche Vorteile. Man kann den Auszahlplan jederzeit beginnen oder beenden, die Summe reduzieren oder erhöhen. Er ist mit einer Rente kombinierbar, der Kunde kann beides parallel laufen lassen. Er endet nicht wie bei anderen Anbietern mit dem 85. oder 87. Lebensjahr, sondern erst, wenn das Geld aufgebraucht ist oder der Kunde ihn beendet. Zudem kann der Kunde wählen, aus welchen seiner Anlagen er die Auszahlungen erhalten will.
Auszahlpläne in Fondspolicen sind noch nicht so populär. Wird sich das ändern?
Overbeck: Tatsächlich bieten immer mehr Gesellschaften Auszahlpläne als Option an, so wie Helvetia Leben im Rahmen der CleVesto-Produktfamilie. Durch die Niedrigzinsphase reicht einfach vielen Kunden die darstellbare Rentenhöhe nicht. Ein Auszahlplan kann hier eine gute Alternative sein. Ich denke, dass sehr viele künftige Rentner zumindest mit einem Teil ihres Guthabens auf einen Auszahlplan setzen werden. Der Rest kann in die klassische Verrentung fließen.
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