Christine Largarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, erklärte am Donnerstag die Strategie der EZB im Kampf gegen die Inflation. © picture alliance / Flashpic | Jens Krick
  • Von Lorenz Klein
  • 28.07.2023 um 11:43
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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte auf jetzt 4,25 Prozent erhöht – es ist die neunte Leitzinserhöhung in Folge. Jörg Asmussen vom Versicherungsverband GDV begrüßte den Schritt, äußerte aber auch Sorgen: „Weniger klar ist, wie es im September weitergeht“, so Asmussen.

Zum nunmehr neunten Mal in Folge hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins erhöht und damit die Kreditaufnahme verteuert. „Wir wollen der Inflation das Kreuz brechen“, erklärte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag in Frankfurt. Der Leitzins liegt jetzt bei 4,25 Prozent, das heißt, die Währungshüter hatten eine Anhebung um weitere 0,25 Prozentpunkte beschlossen.

Die deutsche Versicherungswirtschaft hat den abermaligen Zins-Schritt unaufgeregt zur Kenntnis genommen. Dieser sei „angekündigt und erwartet worden“, kommentierte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Weniger klar sei allerdings, wie es im September weitergehe, fügte Asmussen hinzu.

Tatsächlich ist noch offen, ob die EZB bei der nächsten Sitzung im September erneut eine Erhöhung des Leitzinses beschließen wird. „Wir könnten erneut anheben, wir könnten nichts tun, es hängt von den Daten ab“, sagte Lagarde. Ins gleiche Horn stieß auch Asmussen: Der weitere Kurs der Geldpolitik sei von den wirtschaftlichen Daten der kommenden Monate abhängig, betonte der GDV-Hauptgeschäftsführer. Nur eins hat EZB-Chefin mit Blick auf den September bereits ausgeschlossen: „Wir werden auf keinen Fall die Zinsen senken.“

Kerninflation sinkt aus GDV-Sicht zu langsam

Diese klare Ansage aus Frankfurt ist ganz im Sinne des GDV: „Ich denke, dass sich die EZB mit einer Lockerung Zeit lassen sollte, so dass wir uns für längere Zeit mindestens auf dem jetzigen Niveau bewegen werden“, sagte Asmussen. Zwar sei absehbar, dass die Gesamtinflation in den kommenden Monaten zurückgehen werde, der Rückgang der Kerninflation verlaufe jedoch zu langsam, so der Befund des GDV-Funktionärs.

Bei der sogenannten Kerninflation werden die besonders schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet. Der Wert dient dazu, den mittelfristigen Trend des Preisanstiegs besser abzubilden. Im Juni lag er bei 5,5 Prozent und hatte im März mit 5,7 Prozent den höchsten jemals gemessenen Stand in der Eurozone erreicht. 

Asmussen rief die EZB vor diesem Hintergrund zum Durchhalten ihres Kurses auf: „Die Folge einer zu späten geldpolitischen Reaktion auf die hohe Inflation ist nämlich, dass man mehr straffen und länger durchhalten muss, um seine Glaubwürdigkeit zu verteidigen, mit möglicherweise größeren Spuren in der Gesamtwirtschaft.“ Im Klartext: Weil die EZB erst sehr spät den Kampf gegen die Inflation aufgenommen hatte und dadurch viel Vertrauen bei den Anlegern einbüßte, darf ihr das kein zweites Mal passieren. Das dürfte dann der Fall sein, wenn Lagarde und Co. ihre Mission „Der Inflation das Kreuz brechen“ noch vor dem Zieleinlauf abbrechen würde.

Die EZB strebt für den Euroraum eine mittelfristige Teuerungsrate von 2 Prozent an. Im Juni lag sie von diesem Ziel noch weit entfernt: Die Inflation notierte bei 5,5 Prozent.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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