- Von Lorenz Klein
- 12.09.2023 um 16:12
Diese Prognose ist nicht neu, aber durchaus beklemmend: Jedes Kind in Deutschland müsste in den kommenden 15 Jahren zwei sogenannte Babyboomer ersetzen, die in den nächsten Jahren scharenweise in Rente gehen – nur dann sei, so die Ansicht von Experten, die hiesige Wirtschaft und der Sozialstaat aufrechtzuerhalten. Eine verlängerte Lebensarbeitszeit kann da ein wichtiger Baustein sein, um den Übergang zumindest etwas weniger abrupt zu gestalten.
Doch so gut die Gründe für einen späteren Rentenbeginn sind – die persönlichen Wünsche der Arbeitnehmer spiegeln sie nicht wider. Zu diesem Fazit kommt eine repräsentative Yougov-Umfrage im Auftrag des Maklerunternehmens Aon, zu der 1.050 Angestellte zwischen 18 und 55 Jahren befragt wurden. Danach würde die große Mehrheit nicht erst mit 67 Jahren in die Rente starten, sondern vorzugsweise schon vor dem Alter von 63 Jahren – vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen stimmten, wie es heißt (siehe erste Grafik).
Nur 4 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer würden bis zur gesetzlichen Regelaltersgrenze arbeiten, nur jeweils 3 Prozent darüber hinaus. Erst ab einem monatlichen Bruttoeinkommen von über 7.000 Euro wird der Wunsch größer, später als mit 67 Jahren in Rente zu gehen (12 Prozent).
Wie Unternehmen reagieren können
Weiter zeigt sich, dass es lediglich für ein Fünftel der Frauen und ein Drittel der Männer denkbar ist, über das gesetzliche Rentenalter hinaus zu arbeiten. In mittelgroßen Unternehmen sei die Bereitschaft dazu am größten. Mit Blick auf die Branchen stehen die Chancen in der IT & Telekommunikation (45 Prozent), der Information & Kommunikation (32 Prozent) sowie im Baugewerbe (37 Prozent) am besten, Mitarbeiter über die Regelaltersgrenze hinaus zu halten.
„Aus diesen Erkenntnissen können Unternehmen Schlüsse ziehen“, sagt Angelika Brandl, Partner bei Aon. Zwar sei aus Sicht der Mitarbeitenden ein attraktiver Arbeitgeber derjenige, der seinen Arbeitnehmern Rahmenbedingungen biete, die einen früheren Renteneintritt ermöglichen. Auf der anderen Seite könne es aber aus Unternehmenssicht erforderlich sein, „sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie es gelingt, Mitarbeitende, deren Expertise weiterhin dringend benötigt wird, auch im Alter im Unternehmen zu halten“, so Brandl. Hierzu bedürfe es attraktiver Modelle und intelligenter Lösungen zur Incentivierung der älteren Mitarbeitenden zum Verbleib im Unternehmen, führt die Expertin aus.
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