- Von Andreas Harms
- 20.09.2023 um 12:04
Der Versicherer Talanx hat rund 300 Millionen Euro frisches Eigenkapital bei Investoren eingesammelt. Dafür hat er rund 4,9 Millionen neue Aktien zum Preis von 61,50 Euro pro Stück ausgegeben. Das Bezugsrecht für Altaktionäre war dabei ausgeschlossen. Das Bezugsrecht bietet normalerweise bei solchen Kapitalerhöhungen den bisherigen Aktionären eine Art Vorkaufsrecht für neue Aktien. Sie können damit ihr Stimmgewicht auf der Hauptversammlung konstant halten.
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Im Zuge der Talanx-Aktion verkaufte auch deren Großaktionär HDI 1,6 Millionen Aktien aus seinem Bestand und nahm dadurch rund 100 Millionen Euro ein.
Käufer aller Aktien sind institutionelle Anleger, die die Papiere über ein privates, beschleunigtes Bookbuilding-Verfahren bezogen. Bei diesem – ebenfalls üblichen – Verfahren bieten Investoren auf die offerierten Aktien und nennen ihre Preisvorstellungen. Am Ende einer Zeitspanne ermitteln die mit der ganzen Sache betrauten Institute, in diesem Fall unter der Leitung der Berenberg Bank, den endgültigen Preis und teilen die Aktien den Bietern zu. Tatsächlich ging bei der Talanx alles sehr schnell. Zwischen Ankündigung und Vollzugsmeldung liegen nicht einmal sechs Stunden.
Erster Handelstag der ausgegebenen Aktien soll der 27. September sein. Bei der Talanx verschieben sich somit die Besitzverhältnisse. Der Streubesitz, also der Anteil der frei am Markt handelbaren Aktien, steigt von 21,1 auf dann 23,3 Prozent. Dieser Anteil entscheidet übrigens auch darüber, in welchen Aktienindizes die Talanx vertreten ist. Der wohl bekannteste ist der Mdax, der die 50 größten, börsennotierten Unternehmen nach dem Dax zusammenfasst. Dort steigt nun durch den gestiegenen Streubesitz auch das Gewicht der Talanx.
„Wir reagieren damit auf den wiederholt geäußerten Wunsch von Investoren, den Streubesitz der Talanx-Aktie zu erhöhen und die Voraussetzungen für eine verbesserte Handelbarkeit der Aktie zu schaffen. Zudem wird die Position der Talanx-Aktie in verschiedenen Aktienindizes gefestigt. Für die künftige Entwicklung unserer Aktie ist dies ein positiver Schritt. Unter dem Strich schaffen wir so die Vorrausetzung dafür, dass mehr Investoren in unsere Aktie investieren können“, sagt Finanzvorstand Jan Wicke.
Der Stimmrechtsanteil des HDI hingegen geht von 78,9 auf 76,7 Prozent zurück. Das bleibt auch erst einmal so. Talanx und HDI haben sich verpflichtet, 180 Tage lang keine weiteren Aktien auszugeben.
Und was macht die Talanx mit dem Geld? Wie der Versicherer verlauten lässt, erhöhten die Finanzmittel „die bereits sehr gute Kapitalausstattung für zukünftige organische und anorganische Wachstumschancen im Rahmen der strategischen, disziplinierten Akquisitionspolitik der Talanx Gruppe“. Das ist natürlich reichlich verklausuliert und heißt nichts anderes: Man will das Geld nicht nur ins eigene Unternehmen stecken, sondern auch für Übernahmen nutzen, aber mit Disziplin und Geduld.
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