Ölraffinerie in Schwedt an der Oder: Energiepreise sind im Vergleich zum Vorjahr nur noch um 1 Prozent gestiegen © picture alliance/dpa | Patrick Pleul
  • Von Andreas Harms
  • 29.09.2023 um 14:45
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Einige Indikatoren und die Weltmarktpreise hatten es schon angedeutet, doch jetzt ist es so gut wie amtlich: Die Inflation in Deutschland sinkt nach anderthalb Jahren wieder unter 5 Prozent. Das liegt an einigen Sondereffekten, aber auch an der Wirtschaft.

Aufatmen im Herbst: Die Inflationsrate für Deutschland ist im September auf voraussichtlich 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat regelrecht eingebrochen. Im August lag dieser Wert noch bei 6,1 Prozent. Die Daten stammen vom statistischen Bundesamt (Destatis).

Niedriger als 4,5 Prozent lag die Inflation für Deutschland zuletzt im Februar 2022, also kurz bevor Russland die Ukraine angriff. Damals betrug sie 4,3 Prozent.

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Aber woher kommt jetzt der Einbruch? Essen und Trinken verteuerten sich um 7,5 Prozent – also weiter kräftig. Aber die Energiepreise stiegen mit plus 1,0 Prozent kaum noch. Bei Destatis vermutet man den Grund im sogenannten Basiseffekt. Denn die Preise werden ja mit jenen aus dem September vor einem Jahr verglichen. Und damals waren gerade einige Stützmaßnahmen der Regierung ausgelaufen: der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket. Weshalb die Septemberpreise damals ohnehin recht hoch geschnellt waren (Inflationsrate: 8,6 Prozent!). Und von dort ging es bis heute nicht mehr ganz so viel höher.

Ähnlich äußern sich auch Branchenprofis, zum Beispiel Jörg Zeuner, Chefvolkswirt bei der Fondsgesellschaft Union Investment. Er will es aber nicht bei den Sondereffekten belassen und sagt: „Die sinkende Inflation ist das Resultat aus der schwachen Konjunkturentwicklung und dem höheren gesamtwirtschaftlichen Angebot. Insgesamt hat der Teuerungsdruck bei den meisten Gütern und Dienstleistungen deutlich nachgelassen.“

Und laut Zeuner könnte es noch weiter hinab gehen – in Richtung 3 Prozent für Oktober und November. Dann aber wieder ein Stück hinauf – ein Auf und Ab deutet sich seiner Meinung nach an. Wobei es im kommenden Jahr eher hinabgehen wird.

Nicht ganz so optimistisch zeigt sich Ulrike Kastens, Europa-Volkswirtin bei der DWS. Sie schreibt: „Wirklich entspannt hat sich die Lage für die Verbraucher aber nicht, denn vor allem die Nahrungsmittelpreise legen immer noch kräftig zu. […] Und auch der Anstieg des Ölpreises macht Sorgen, denn auch im Oktober dürften die höheren Preise an der Tankstelle die Verbraucher belasten. Ein Lichtblick ist dagegen, dass die Gaspreise für Privathaushalte inzwischen sogar unter die staatliche Preisebremse gefallen sind. […] Bis zum Inflationsziel von 2 Prozent ist es aber noch ein sehr weiter Weg, der in Deutschland wohl nicht vor 2025 erreicht wird.“

Ganz überraschend ist das alles also nicht. Auch wir wiesen schon vor einem Monat darauf hin, dass die Preise für Erdgas aber auch zahlreiche Industriemetalle am Weltmarkt eingebrochen sind. Die Wirtschaftskrise in China beschleunigt das noch zusätzlich.

Die Erzeugerpreise waren schon im August im Vergleich zum Vorjahr um 12,6 Prozent enorm stark gefallen. Und für die Importpreise ging es sogar um 16,4 Prozent bergab. Das bedeutet für die Europäische Zentralbank zwei Dinge: Erstens, die erhöhten Zinsen wirken. Und zweitens, sie brauchen vielleicht gar nicht viel weiter zu steigen.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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