- Von Lorenz Klein
- 02.10.2023 um 13:01
Die neuen Partner haben es eilig: Im dritten Quartal 2024 soll der Zusammenschluss von Gothaer und Barmenia vollzogen sein – das sagte Gothaer-Konzernchef Oliver Schoeller dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Für die geplante Hochzeit der beiden Traditionsversicherer aus Köln und Wuppertal müssen allerdings erst noch das Bundeskartellamt und die Finanzaufsicht Bafin ihren Segen erteilen – und überhaupt gibt es zwischen und innerhalb der beiden Versicherungsvereine noch vieles zu besprechen: Wie geht es mit den mehr als 4.000 Vertriebspartnern weiter, die Gothaer und Barmenia zusammen auf die Waage bringen? Was passiert mit der Belegschaft, wenn die Beschäftigungsgarantie drei Jahre nach der Fusion abläuft?
Zwar betonte Barmenia-Chef Andreas Eurich gegenüber der „FAZ“, dass Skaleneffekte eine „nachgelagerte Rolle“ spielten und dass Menschen eine „knappe Ressource“ seien. Trotzdem werden die frisch Vermählten wohl nur wenig Lust verspüren auf doppelte Arbeiten unter dem gemeinsamen Holdingdach.
Barmenia und Gothaer wollen fusionieren
Gothaer will Firmenkunden helfen, nachhaltiger zu werden
Wie denkt also der Konzernbetriebsratsvorsitzende der Gothaer, Peter-Josef Schützeichel, über den baldigen Zusammenschluss? „Spannende Zeiten stehen uns bevor“, kommentierte Schützeichel auf dem sozialen Netzwerk Linkedin – kam aber im weiteren Verlauf nicht über einen freundlichen Allgemeinplatz hinaus: „Für gute Lösungen für alle Kolleginnen und Kollegen der Gothaer und der Barmenia und eine zukunftsorientierte Ausrichtung unseres neuen gemeinsamen Konzerns“, sprach sich der Betriebsrat aus.
Aber was soll er auch sagen? Die Mitgliedervertretungen beider Unternehmen haben den Fusionsabsichten ja bereits zugestimmt. Die Zustimmung seitens Finanzaufsicht und Bundeskartellamt dürfte, wie schon gesagt, noch ein Weilchen auf sich warten lassen – doch dafür fällt die Zustimmung in der Branche schon jetzt überwiegend euphorisch aus. Pfefferminzia hat einige Stimmen zusammengetragen, die Branchengrößen auf der Plattform Linkedin äußerten:
„Herzlichen Glückwunsch! Eine Meisterleistung, die einem solchen Schritt vorausgeht“, gratulierte Bayerische-Vorstand Martin Gräfer. „Viel Erfolg bei der gemeinsamen Umsetzung. Da entsteht etwas Großes!“, erklärte Haftpflichtkasse-Chef Roland Roider.
Holger Beitz, Chef der Prisma Life, die mehrheitlich der Barmenia gehört, jubelte: „Einen ganz herzlichen Glückwunsch auch aus Liechtenstein von allen Mitarbeitenden der Prisma Life. Wir freuen uns, Teil einer großen Story zu sein und werden unseren Teil zum Erfolg beitragen.“
„Hättest schon was sagen können am Dienstag ;-)“
Makler Tobias Bierl schrieb „sehr spannend“ und fügte ein augenzwinkerndes „Hättest schon was sagen können am Dienstag ;-)“ hinzu. Gemeint war Gothaer-Key-Account-Manager Mathias Warkowski. Abschließend merkte Bierl noch an, dass ja der Zusammenschluss von Alte Leipziger und Hallesche „recht gut“ klappe, bei anderen lief es hingegen „nicht so dolle. Mal gucken“.
„Cooler Move! Viel Erfolg!“, schrieb Markus Drews von Canada Life. „Dann viel Erfolg auf den nächsten Schritten!“, wünschte Defino-Vorstand Mathias Grellert.
Teckpro-Geschäftsführerin Jutta Krienke gratulierte etwas ausführlicher:
Liebe Herren der @Barmenia Versicherungen @Frank Lamsfuß @Dr. Andreas Eurich und der @Gothaer! Welch eine Nachricht für die Branche! Sie räumen unter den Top 10 ein bisschen auf und bringen mit diesem Zusammenschluss einige Bewegung in den Markt. Ich wünsche Ihren Häusern Mut und Tatkraft und ein glückliches Händchen bei allen anstehenden Entscheidungen!“
Nicht ganz ernsthaft kommentierte Branchennetzwerker Stefan Raake den Zusammenschluss und bezog sich in seinem Post insbesondere auf die Barmenia, die auch Hauptsponsor beim aktuellen Bundesliga-Spitzenreiter Bayer 04 Leverkusen ist:
Bin gespannt 😎 …nicht das es eng wird auf den Trikots des kommenden deutschen Meisters mit zwei Versicheren 😉“
Ein anderer Nutzer wünschte Gothaer-Kranken-Chefin Sylvia Eichelberg „gutes Gelingen“ – und witzelte, dass nach der Fusion „auf Augenhöhe“, wie es stets hieß, schon jetzt klar sein müsse, dass der neue Hauptsitz Düsseldorf werden müsse. Düsseldorf liegt etwa auf halber Strecke zwischen Köln und Wuppertal. Aber da wollte Eichelberg nicht mitziehen: „Lieber Nikolaus, netter Versuch 😉 Unsere Kommunikation ist eindeutig: Wir halten an unseren Standorten fest!“, entgegnete die Gothaer-Vorständin auf Linkedin.
Ein weiterer Teilnehmer der Plattform brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass das geplante Modell der Doppelspitze, bestehend aus Andreas Eurich und Oliver Schoeller als „Co-Vorstandsvorsitzenden“, besser laufen werde als bei SAP. „Da fällt mir spontan das Wort eines geschätzten Österreichers ein“, fuhr der Kommentator fort: „Wie viele Geschäftsführer sollte eine Firma haben? Eines ist klar: Es sollte immer eine ungerade Zahl sein. Und drei sind zu viel. 😉“
Na dann…
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