- Von Lorenz Klein
- 06.10.2023 um 12:41
Die industrielle Sachversicherung ist aktuell das größte Sorgenkind des Bundesverbands Deutscher Versicherungsmakler (BDVM). Im Rahmen eines Pressegesprächs am Donnerstag in Hamburg machte BDVM-Präsident Thomas Haukje seinem Unmut Luft – und warnte vor dem „schärfsten Schwert der Versicherer“ in Form „weiterhin bedrohlicher Kapazitätsverknappungen“.
Vollen Versicherungsschutz für schwere Sachversicherungsrisiken der deutschen Industrie zu bekommen, sei für Makler „leider oft ein Herkulesakt“, wie Haukje beklagte. So würden unter anderem die Anforderungen der Versicherer an den technischen Brandschutz steigen. Vielen Kunden drohe der Deckungsnotstand, wenn sie „ihre Hausaufgaben nicht machen oder machen wollen“.
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Eine baldige Besserung der Lage erwartet Haukje nicht – zu schwerwiegend sei der Mix aus steigenden Preisen, strengeren Anforderungen, verknappte Kapazitäten und langen Reaktionszeiten in der Schadenregulierung. Die Hoffnung auf eine geordnetere Erneuerungsrunde, im Fachjargon Renewal genannt, habe sich nicht erfüllt.
Haukje beklagt „Kündigungen aus dem Nichts“
Zwar geht es den BDVM-Maklern grundsätzlich immer noch gut, wie eine Umfrage unter den Mitgliedern ergab, doch die Stimmung zwischen den Vermittlern und den Versicherern bleibt angespannt. „Kündigungen aus dem Nichts“ belasten Haukje zufolge die Beziehung zu den Produktgebern. Das seien dann immer die „berühmten Einzelfälle“, ärgert sich Haukje, wenn er die Versicherer auf dieses Geschäftsgebaren anspreche. Das sei „ein erheblicher Hickhack – und dieser Hickhack wühlt auf“, fuhr Haukje fort. „Wir alle arbeiten mit begrenzten Ressourcen“, und das gelte insbesondere für die Versicherer.
Wenn wir in die Prolongationsverhandlungen gehen und unsere Wünsche und Forderungen formulieren, sind die Reaktionszeiten weiterhin oftmals eine Katastrophe. Und das Schlimme ist: Das zieht sich logischerweise durch in den Bereich der Schadensbearbeitung.“
Dabei seien es oft gar nicht mal die komplexen Schäden, die Probleme machten, so Haukje, weil man in diesen Fällen oft auch mit einem Großschadensregulierer im Kontakt stehe. Vielmehr erwiesen sich eher die kleinen Schäden als schwierig, weil diese an sogenannte Schadenservicecenter weitergeleitet würden – dort gebe es andere Bearbeitungsmethoden, andere Prioritäten, wie der BDVM-Präsident befand.
So sei es teilweise äußerst schwierig, überhaupt zu erfahren, wo der Vorgang eines Kunden genau stecke. „Das sind dann auch auf die Themen, die die Beziehung zwischen den Kunden, den Versicherern und uns belasten“, ergänzte der Makler. Und weiter: Der Kunde könne schlichtweg nicht verstehen, warum ein Schaden von 5.000 oder 10.000 Euro „immer so ein Krampf“ sei, wenn dieser hunderttausende von Euro oder mehr an Prämien bezahle.
Trotz seines leidenschaftlichen Einsatzes für die Interessen der Makler wird Thomas Haukje das Präsidenten-Amt, das er seit November 2019 inne hat, bald abgeben. Zwar wird er für den Vorstand kandidieren, aber nicht mehr als Präsident. Für dieses Amt ist Thomas Billerbeck im Gespräch. Der Versicherungsmakler war dem Pressegespräch virtuell zugeschaltet. Die Mitgliederversammlung des BDVM wählt im November satzungsgemäß einen neuen Vorstand.
Er wolle sich wieder zu 100 Prozent auf seine Firma, das Maklerhaus NW Assekuranz, konzentrieren, erklärte Haukje – denn es mache ihm „wahnsinnig Spaß, Unternehmer zu sein“. Und das ist doch eine tröstliche Botschaft in dieser beschwerlichen Zeit.
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