- Von Andreas Harms
- 20.02.2024 um 15:21
Im Grunde fehlen nur noch ein paar Pilze. Aber auch ohne die ist es eine sehr bemerkenswerte Wanddekoration, die dort in frischem Grün leuchtet. Es ist tatsächlich echtes Moos, das regelmäßig befeuchtet wird, wie die anwesenden Swiss-Life-Leute erklären. Aus ein paar Metern Entfernung zeigt sich, dass das Moos eine Weltkarte formt. Eine schöne, grüne Welt.
Der derart bemooste Raum befindet sich im Karriere-Campus, den der Versicherer Swiss Life in den vergangenen Jahren am Rand von Hannover hat bauen lassen. Mitten in der Corona-Zeit in der Hoffnung, die Mitarbeiter würden irgendwann wieder den Weg ins Büro finden. Das hat offenbar geklappt, im Campus ist was los. Doch die Leute bekommen auch einiges geboten: Eine ausgiebige Kantine zum Beispiel, eine Terrasse mit beachtlichem Ausblick, ein Strandraum mit echtem (!) Strandsand, jede Menge Platz für Meetings und natürlich top-moderne Büroräume.
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Swiss Life hat einige Vertreter der Presse dorthin eingeladen, damit sie den (Noch-)Deutschland-Chef Jörg Arnold ausfragen können. Das Gespräch läuft im Kaminzimmer, einem hellen Raum mit Bar und Tresen und zentral gelegener kleiner Feuerstelle mit Abzug. Ohne die Finger hineinzuhalten ist es schwer zu sagen, ob die Flammen echt sind. Doch das ist ohnehin nicht das Thema.
Denn das Gespräch dreht sich irgendwann um Altersvorsorge und das bekannte demografische Problem von Deutschland: Die Zahl der Rentner wächst, die der Beitragszahler schrumpft. Und natürlich haut Arnold in jene Kerbe, die man von ihm als Versicherer erwarten musste. „Der Staat braucht ein Vorsorgeverhalten, das die Menschen dazu bringt, die Möglichkeiten der betrieblichen und der privaten Altersversorgung auszuschöpfen“, meint er und schlägt einen Bogen zu einem in Deutschland gern gemachten Irrtum. Nämlich beim Blick auf das schwedische Vorsorgesystem und die Rolle des Staatsfonds dort.
Altersvorsorge in Schweden und Deutschland
Arnolds Lebensgefährtin ist halbe Schwedin, wie er ausführt. Weshalb er auch das dortige System ziemlich gut kennt (mehr dazu lesen Sie hier) und – nebenbei bemerkt – seinen Lebensmittelpunkt demnächst teilweise dorthin verlagern will. Der wichtigste Unterschied zwischen dem schwedischen und dem deutschen System ist demnach gar nicht der Staatsfonds. Es ist die viel stärker ausgeprägte betriebliche Altersvorsorge. Während in Deutschland über 70 Prozent der Alterseinkünfte aus der gesetzlichen Rente flössen, seien es in Schweden nur 55 Prozent. Inklusive Staatsfonds, denn der taucht ja in der ersten Säule auf. 90 Prozent der Schweden nutzten hingegen betriebliche Altersvorsorge in irgendeiner Form.
Nun sind diese deutschen hausgemachten Probleme alles andere als neu. Die Traute, auch mal einen Aktienfonds für die (betriebliche) Vorsorge anzufassen, wächst zwar, aber eben nur langsam. „Wir brauchen in Deutschland starke betriebliche Altersvorsorge, da sind wir im europäischen Vergleich wirklich hinten dran. Und natürlich die Bereitschaft, auch privat vorzusorgen“, fasst Arnold zusammen.
Wie sieht er folglich die bisherigen Ansätze der Bundesregierung und speziell der Fokusgruppe Altersvorsorge? Die rät ja unter anderem dazu, ausgerechnet die Paradedisziplin der Versicherungsbranche, die lebenslange Rente, nicht mehr als Pflichtelement zu sehen. Weshalb auch Branchenverbände wie der GDV nicht sonderlich begeistert darauf reagieren, während die Investmentbranche in die Hände klatscht. Denn die kann keine lebenslange Rente, zumindest nicht ohne weiteres.
Lob für Berlin: „Die Richtung stimmt“
Arnold lässt keinen Zweifel daran, dass er es für eine „alles andere als triviale“ Aufgabe hält, das Vorsorgesystem auf Vordermann zu bringen. Weshalb er es erst einmal gut findet, dass sich die Regierung „auf den Weg gemacht“ und Hilfe in Form der Fokusgruppe gesucht hat. „Die Richtung stimmt“, sagt er.
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