- Von Sabine Groth
- 10.04.2024 um 15:38
Die Versicherer haben ihre jährlichen Solvenzberichte veröffentlicht – und die Rating-Agentur Assekurata hat sich die Solvenzquoten genauer angeschaut. Die Quoten geben an, ob ein Versicherer auch in modellhaften Extremszenarien genügend Eigenmittel hat, um seinen Verpflichtungen nachzukommen. Die Aufsicht fordert eine Quote von mindestens 100 Prozent.
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Diese wird von den meisten Versicherern weit überschritten – gegenüber dem Vorjahr ist das durchschnittliche Solvenzniveau aber leicht gefallen. Schuld ist die Zinsentwicklung, die aufgrund des zinsabhängigen Geschäftsmodells der Lebensversicherer die Solvenzquoten deutlich beeinflusst. Während die stark gestiegenen Marktzinsen die Quoten 2022 nach oben getrieben haben, sind sie mit dem Zinsrückgang seit Herbst 2023 auch wieder etwas gefallen. Bei 43 Lebensversicherern ist das Solvenzniveau gesunken.
Aktuell liegt der Durchschnitt der Solvenzquote bei 573 Prozent, im Vorjahr waren es 619 Prozent. Die höchsten Werte erreichen Signal Iduna Lebensversicherung mit 1.317 Prozent, R+V Lebensversicherung mit 1.267 Prozent und SV Lebensversicherung mit 1.164 Prozent. Am unteren Ende der Skala sind aber auch Quoten von unter 200 Prozent zu verzeichnen.
Komfortables Solvenzniveau auch ohne Übergangsmaßnahmen
Dass die Solvenzquoten im Durchschnitt überhaupt so hoch liegen, ist unter anderem zwei Übergangmaßnahmen zu verdanken, die das Solvency-II-Regelwerk vorsieht. Zum einem haben die Unternehmen die Möglichkeit, ihre versicherungstechnischen Rückstellungen nicht sofort auf Grundlage von Solvency II zu bewerten, sondern bis 2032 eine schrittweise Anpassung vorzunehmen.
Die andere Maßnahme betrifft die Zinsannahmen, die für die Rückstellungsbewertungen gelten. Nicht alle Versicherer nutzen die Maßnahmen, aber viele. Werden die Effekte dieser Maßnahmen rausgerechnet, liegt die durchschnittliche Solvenzquote bei 357 Prozent und damit sogar leicht über dem Vorjahr.
Eine weitere Möglichkeit, die das Versicherungsaufsichtsgesetz bei der Solvenzbewertung erlaubt, ist eine Volatilitätsanpassung. So müssen beispielsweise Anleihen, die zwischenzeitlich an Wert verlieren, nicht niedriger bewertet werden. Die Basis-Solvenzquote, bei der auch diese Maßnahme rausgerechnet ist, hat sich ebenfalls leicht gegenüber dem Vorjahr erhöht und liegt bei 324 Prozent.
Nur drei Gesellschaften (LPV Leben, Öffentliche Leben Oldenburg und Cosmos Leben) schaffen es hier nicht über die 100 Prozent. Inklusive der Volatilitätsanpassung gilt dies nur für einen Versicherer (LPV Leben).
Anstehende Zinssenkungen können Solvenzquoten belasten
Aus Sicht von Assekurata können die meisten Lebensversicherer ihre Solvenzanforderungen weiter komfortabel decken. „Viele Anbieter profitieren davon, dass sie ihre Geschäftsfelder mittlerweile solvenzschonender als in der Vergangenheit betreiben“, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata.
Allerdings gibt er zu bedenken, dass schon im Sommer die Europäische Zentralbank beginnen könnte, die Zinsen zu senken. „Die Entwicklung des Zinsniveaus und die Auswirkungen auf die Solvenzlage sollten unter Beobachtung bleiben“, so Heermann.
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