Strand auf den Fidschi-Inseln: Nahe der Fidschi-Inseln wurde kürzlich die höchste Wassertemperatur seit 600 Jahren gemessen. © picture alliance / The Press | KAI SCHWOERER
  • Von Barbara Bocks
  • 26.08.2024 um 12:43
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Grüne Fonds stehen bei deutschen Anlegern aktuell weniger hoch im Kurs. Ein Grund dafür könnte der Renditerückstand im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zu herkömmlichen Fonds sein. Dieser kommt allerdings nicht durch die fehlenden Rüstungs- und Energieinvestments zustande, wie man eigentlich meinen möchte. Eine aktuelle BVI-Analyse im Überblick.

Die Rendite von grünen Publikumsfonds hat sich im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Gesamtmarkt nur unterdurchschnittlich entwickelt. Zu diesem Ergebnis kommt der Fondsverband BVI in einer Analyse aus dem August 2024. Darin vergleicht er Investmentfonds nach Gruppen, wie sie die EU-Offenlegungsverordnung einteilt, also nach Artikel 6 (herkömmliche Fonds), Artikel 8 (grüne Fonds) und Artikel 9 (dunkelgrüne Fonds).

Die Anteilwerte von herkömmlichen Artikel-6-Fonds legten im ersten Halbjahr im Schnitt um 12,7 Prozent zu. Nachhaltige Fonds erreichten nur eine Rendite in Höhe von 10,9 Prozent. Besonders ausgeprägt war der Renditerückstand bei global anlegenden Aktienfonds, der Kategorie mit dem höchsten verwalteten Vermögen.

Rendite von Publikums-Aktienfonds nach Anlageschwerpunkt im ersten Halbjahr 2024 (in Prozent)
Nicht nachhaltigNachhaltig
Global15,611,5
Europa9,38,6
Deutschland6,84,3
Insgesamt12,710,9

Quelle: Morningstar Direct

Doch woher kommt die schwächere Wertentwicklung von global anlegenden grünen Fonds? Anders als oft angenommen, liegt es aus Sicht des BVI nicht daran, dass diese Fonds Unternehmen aus Energie- oder Rüstungsbranche untergewichten. Denn deren Rendite lag im ersten Halbjahr nicht über dem Marktdurchschnitt. Wer sie also nicht hatte, hat auch nichts verpasst.

Eine größere Rolle spielen laut BVI die strategischen Anlageentscheidungen von Anlegern und Portfoliomanagern bei aktiv gemanagten Fonds.

Deutsche Anleger halten demnach vor allem grüne Fonds, die wenig in sehr profitable Wachstumswerte mit zuletzt hohen Renditen investieren. Diese Strategien nennen sich Quality, Growth und Momentum. Beispiele für Firmen, die zu diesen Anlagestrategien passen, sind insbesondere Technologietitel wie die Muttergesellschaften von Google und Facebook oder der Chiphersteller Nvidia.

Deutsche Anleger präferieren grüne Fonds mit hohen Dividenden

Stattdessen setzen deutsche Anleger auf Fonds, die stark in Unternehmen mit hohen Dividenden investieren. Im ersten Halbjahr 2024 war das keine sehr profitable Entscheidung.

  • Denn die Rendite von Dividendenaktien lag bei nur 4,5 Prozent. Die Momentum-Titel im MSCI World legten aber um 26,3 Prozent zu.
  • Der Anteil dezidierter Dividendenfonds liegt bei Produkten gemäß Artikel 8 bei 23 Prozent des verwalteten Vermögens. Bei Artikel-6-Fonds sind es dagegen nur 15 Prozent.

Gleichzeitig haben einige Manager bewusst entschieden, den Anteil großer Technologieunternehmen im Portfolio zu begrenzen, um sich für einen möglichen Stimmungsumschwung an den Märkten zu wappnen.

Volumen grüner Fonds liegt bei 732 Milliarden Euro

Passend zu den niedrigeren Renditen haben deutsche Anleger im zweiten Quartal 2024 kaum neu in nachhaltige Fonds investiert. Das Segment der Publikumsfonds gemäß Artikel 8 und 9 der EU-Offenlegungsverordnung wuchs nur leicht von 728 auf 732 Milliarden Euro.

Spezialfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen verwalten 250 Milliarden Euro. Aufgrund des im Vergleich stärkeren Wachstums von Artikel-6-Fonds sank erstmals seit Einführung der Offenlegungsverordnung der Marktanteil von Artikel-8- und -9-Fonds leicht. Zum 30. Juni entfielen bei Publikumsfonds 49 Prozent und bei Spezialfonds 11 Prozent des Vermögens auf nachhaltige Produkte.

Ein Grund für das im Vergleich schwächere Wachstum des grünen Fondsvolumen ist das rückläufige Neugeschäft bei nachhaltigen Publikumsfonds. Im zweiten Quartal 2024 haben Anleger 4,5 Milliarden Euro weniger in diese Produkte investiert.

Zum Vergleich: Artikel-6-Fonds verbuchten unter dem Strich Zuflüsse von 12,3 Milliarden Euro. Spezialfonds erzielten unabhängig von ihrem Nachhaltigkeitsstatus ein positives Neugeschäft.

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Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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