Sitz der Europäischen Kommission in Brüssel: Regulatorischer Druck als Triebfeder für nachhaltige Geldanlagen von Versicherern © picture alliance / Goldmann
  • Von Andreas Harms
  • 16.09.2024 um 12:30
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In der Investmentbranche ist sie inzwischen eine feste Größe – doch wie sehen Lebens- und andere Versicherer das Thema Nachhaltigkeit, wenn es um das Geld ihrer Kunden geht? Das Analysehaus Assekurata ist der Frage nachgegangen und erkennt eine große Diskrepanz zwischen Verhalten und Kundennachfrage.

Das Rating-Haus Assekurata hat überprüft, wie deutsche Lebens-, Kranken- und Sachversicherer das Geld ihrer Kunden anlegen. In einer Umfrage im Mai 2024 ging es dabei um den Aspekt der Nachhaltigkeit, der in der Branche auch mit den Buchstaben ESG abgekürzt wird. Das steht für die drei Teile Umwelt (Environment), Soziales und Unternehmensführung (Governance).

Und wie die Umfrage zeigt, legt ein großer Teil der 31 Versicherer Wert auf solche sauberen Anlagen. Denn 60 Prozent von ihnen messen Nachhaltigkeit hohe bis sehr hohe Bedeutung bei. Allerdings, und das muss man auch einräumen, sind es nicht mehr als im Vorjahr, sondern sogar 5 Prozentpunkte weniger.

Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit (ESG), wenn Lebens-, Kranken- und Sachversicherer Kundengeld anlegen? (Quelle: Assekurata)
Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit (ESG), wenn Lebens-, Kranken- und Sachversicherer Kundengeld anlegen? (Quelle: Assekurata)

Bei den Gründen, nachhaltig anzulegen, zählt vor allem Druck von den Behörden. Denn für satte 92 Prozent der Befragten geben „steigende regulatorische Anforderungen“ hohen (50 Prozent) oder gar sehr hohen (42 Prozent) Ausschlag. Bei einem in Summe ebenso großen Anteil spielt Nachhaltigkeit in den Unternehmenswerten beziehungsweise der Strategie eine große Rolle. Wobei hier der Anteil der sehr hohen Motivation mit 25 Prozent geringer liegt als beim regulatorischen Druck.

Die restlichen Beweggründe zeigt die folgende Grafik. Darin fällt vor allem auf, dass die Nachfrage seitens der Kunden nicht sonderlich hoch ist. Lediglich 4 Prozent bezeichnen sie als sehr hoch und 25 Prozent als hoch.

Warum legen Lebens-, Kranken- und Sachversicherer Kundengeld nachhaltig an? Hier sind die Gründe (Quelle: Assekurata)
Warum legen Lebens-, Kranken- und Sachversicherer Kundengeld nachhaltig an? Hier sind die Gründe (Quelle: Assekurata)

Weiter geht es mit der Frage nach der Offenlegungsverordnung (SFDR) der Europäischen Union. Die verlangt, dass Investmentgesellschaften ihre Fonds in eine von drei Gruppen einordnen müssen. Investoren soll das dabei helfen, sich zu orientieren. Artikel 6 umfasst alle nicht-nachhaltigen, also herkömmlichen Fonds. Bei Artikel 8 greifen nachhaltige Kriterien im Management. Und Fonds nach Artikel 9 sollen sogar eine konkrete Wirkung erzielen, weshalb sie auch als dunkelgrün gelten.

Obwohl bisher noch niemand diese Selbsteinschätzungen der Fondsgesellschaften ernsthaft überprüft, fallen sie bei den befragten Versicherern durchaus ins Gewicht. Eine große oder gar sehr große Rolle spielen sie bei mehr als jedem zweiten Befragten. Gar keine Rolle spielen sie bei keinem.

Für Assekurata bleibt es spannend, wie sich das Thema Nachhaltigkeit weiterentwickelt. Immerhin seien die Bedingungen noch nie so günstig gewesen wie heute. So stellt Senior-Analyst Hubert Langer fest: „Dank der zunehmenden Verfügbarkeit von Daten, einer Vielzahl von Anbietern für Engagement-Dienstleistungen und der starken Unterstützung durch Nachhaltigkeitsorganisationen sind nachhaltige Investments heute leichter zugänglich. Entscheidend bleibt jedoch, dass Investoren ein klares Bekenntnis zur Nachhaltigkeit ablegen.“

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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