- Von Barbara Bocks
- 17.09.2024 um 12:50
Der Gender Pension Gap ist so eine Sache. Die Rentenlücke geistert dauernd als Schreckgespenst durch die Medien. Und wenn es so weitergeht, wird ein Großteil der Frauen von ihrer Rente im Alter kaum leben können. Soweit die bekannten Fakten.
Aber: „Drei Viertel der Frauen machen sich über den eigenen Gender Pension Gap keine Gedanken“, sagt Mascha Wegener, Fachbereichsleitung Pension & Benefits bei der Allianz Lebensversicherung. Und die Zahl von drei Vierteln ist schon ein kleiner Erfolg. In der Vorjahresbefragung waren es noch 80 Prozent der Frauen, die das Thema lieber ignorieren.
Frauen unterschätzen die Höhe ihrer Rentenlücke
Was die Sache nicht gerade leichter macht: Frauen, die sich ihrer Rentenlücke bewusst sind, unterschätzen deren Höhe. Daher geht ihre Motivation, sich um solch spröde klingenden Themen wie Finanzen und betriebliche Altersvorsorge zu kümmern, gegen Null.
Absolut nachvollziehbar, haben viele Frauen mit Job, Care-Arbeit und Kindererziehung ohnehin schon alle Hände voll zu tun. Aber es ist dennoch bitter, nicht nur für die Frauen, sondern auch für die gesamte Gesellschaft. Es müssen also dringend Lösungen her.
„Der Gender Pension Gap ist vielen nicht wirklich präsent”
Ein Mann ist keine sichere Rente
„Das Bild von der Versorgungsehe ist immer noch in den Köpfen“
BAV-Maklerin Cordula Vis-Paulus hat sich das Thema seit Jahren auf die Fahnen geschrieben. Am 12. September hat sie daher zum zweiten Mal das „German Equal Pension Symposium“ veranstaltet. Im Wirtschaftsclub Düsseldorf hat die Spezialistin für betriebliche Altersversorgung knapp 80 Fachleute aus unterschiedlichen Branchen zusammengetrommelt.
Ein ganz großes Problem beim Thema „Rentenlücke“: „Viele Frauen lagern das Thema Finanzen an ihre Männer aus“, sagt Iris Kremers, Mitglied des Aufsichtsrats der Neue Leben Lebensversicherung.
Henriette Meissner, Geschäftsführerin der Stuttgarter Vorsorge Management, appelliert klar an die Eigenverantwortung der Frauen: „Altersvorsorge ist ein emanzipatorischer Akt. Ohne eine ausreichende Altersvorsorge kann man die Emanzipation der Frau vergessen. Es wird keiner für die Frauen diese Aufgabe übernehmen.“
Den Gender Pension Gap zu beseitigen, ist eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe
„Wir Frauen können zwar laut werden und auf das Thema aufmerksam machen, aber wir können das nicht allein stemmen“, so Vis-Paulus. Den Gender Pension Gap zu beseitigen, sei eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe mit vielen Dimensionen und Aspekten.
Martin Gräfer, Mitglied des Vorstands bei der Bayerischen (ja, auch Männer waren dort), nimmt auch die Männer in die Pflicht und schlägt ganz pragmatisch vor: „Einen Versorgungsausgleich bei der Hochzeit zu vereinbaren, ist praktischer als dies erst am Ende der Ehe zu tun, ganz einmal von dem Wert einer gleichberechtigten Partnerschaft abgesehen.“
Aktuell arbeiten zwei Drittel der Frauen in Unternehmen in Vollzeit oder Teilzeit. Daher kommt Unternehmen auch die gesellschaftliche Aufgabe zu, den Gender Pension Gap einzudämmen.
Zu den konkreten Maßnahmen sollten aus Sicht der Teilnehmenden zum Beispiel mehr und bessere Kinderbetreuungsangebote gehören, dass die betriebliche Altersversorgung während der Elternzeit weitergezahlt wird und dass es mehr Informationsveranstaltungen zum Thema „Finanzen“ gibt.
Hier gibt es großen Nachholbedarf. Denn bei vielen Personen scheitert es schon an einfachen ökonomischen Zusammenhängen: „Ein Eis hat früher mal 20 Pfennig gekostet. Es kostet diesen Sommer in München 1,80 Euro. Solche Zusammenhänge müssen mehr Menschen verstehen“, sagt Ute Thoma, Leiterin der Unternehmensvorsorgewelt der Bayerischen.
Auf der zweiten Seite lesen Sie, warum bessere Finanzbildung nur ein Teil der Lösung des Gender Pension Gap ist.
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