Apothekerin sucht nach der passenden Medizin: Medikamente sind nach Krankenhausaufenthalten der zweitgrößte Ausgabenblock der GKV. © picture alliance / imageBROKER | Juanma Cuevas
  • Von Barbara Bocks
  • 01.10.2024 um 13:28
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Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) steckt in der Krise und hat mit einem Milliardenfehlbetrag zu kämpfen. Das ist vielen Versicherten aber überhaupt nicht bewusst. Zumindest bei den größten Ausgabeblöcken haben sie ein besseres Gespür.

40 Prozent der Deutschen gehen davon aus, dass die Gemeinschaft der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) über ein gutes finanzielles Polster verfügt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK). Das Marktforschungsinstitut Yougov hatte im Auftrag der Krankenkasse Ende September knapp 2.000 Bürgerinnen und Bürger dazu befragt, wie sie die finanzielle Lage der GKV einschätzen.

Lediglich 9 Prozent der Befragten sind der Meinung, die Finanzlage in der GKV sähe sehr schlecht aus. Damit ist sich nur ein Bruchteil der Menschen hierzulande der realen Situation bewusst: Das Defizit lag bei den 95 gesetzlichen Krankenkassen in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres bei über 2 Milliarden Euro. Das macht es Politikern schwer, notwendige Reformen zu vermitteln.

Ein besseres Gespür hatten die Bürger bei der Frage, welche Bereiche die meisten Kosten verursachen:

  • 69 Prozent gehen davon aus, dass die stationäre Versorgung in Krankenhäusern hohe Ausgaben verursacht,
  • 64 Prozent sehen die Versorgung mit Arzneimitteln als großen Kostenblock.

Tatsächlich stiegen die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen zwischen 2019 und 2023 in der GKV von rund 80 auf knapp 94 Milliarden Euro, ein Plus von rund 17 Prozent. Damit sorgen Krankenhausaufenthalte von GKV-Versicherten für die höchsten Kosten. 

Arzneimittel kosten GKV 53 Milliarden Euro pro Jahr

Für Arzneimittel gibt die GKV im Jahr rund 53 Milliarden Euro aus. Das ist der zweitgrößte Ausgabenposten. Im ersten Halbjahr 2024 sind die Ausgaben in diesem Bereich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 Prozent gestiegen.

„In unserem Gesundheitswesen treffen begrenzte Ressourcen auf steigende Ausgaben“, sagt Florian Getfert, Bereichsleiter Finanzen bei der SBK. „Aktuell führt das bei den Versicherten immer wieder zu Frust“.

Vor allem der medizinische Fortschritt und eine steigende Zahl älterer Menschen führen zu immer weiter steigenden Kosten für das Gesundheitssystem. Gleichzeitig sind vorhandene Gelder nicht gut verteilt. „Eigentlich ist genug Geld im System“, so Getfert. „Nur sind die Strukturen historisch so gewachsen, dass das Geld nicht immer an der richtigen Stelle ausgegeben wird. Wir brauchen daher dringend Reformen“.

Vor allem Transparenz über die aktuelle Situation im Gesundheitswesen und die Maßnahmen sorgen aus Sicht des SBK-Finanzchefs in der Bevölkerung für Akzeptanz für die nötigen Veränderungen.

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Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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