Wollen künftig gemeinsame Sache machen: Guido Bader (Stuttgarter) und Ulrich Mitzlaff (SDK). © Stuttgarter/SDK
  • Von Karen Schmidt
  • 22.10.2024 um 15:35
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Nach der BarmeniaGothaer steht nun der nächste Zusammenschluss von Versicherern an: Die Süddeutsche Krankenversicherung (SDK) und die Stuttgarter planen diesen Schritt, wie beide Versicherer heute bekannt gaben. Die Aufsichtsbehörden müssen der Fusion noch zustimmen.

Es geht um eine wettbewerbsfähige Größe, mehr Resilienz und Attraktivität für Mitarbeitende: Die Süddeutsche Krankenversicherung (SDK) und die Stuttgarter wollen eine Fusion wagen. Das gaben die beiden Unternehmen heute in einer Pressekonferenz bekannt. Die Pläne benötigen noch grünes Licht von den entsprechenden Aufsichtsbehörden.

Es werde ein Zusammenschluss zweier Unternehmen auf Augenhöhe sein, sagte SDK-Chef Ulrich Mitzlaff. Beide kämen jeweils aus einer Position der Stärke in ihren Geschäftsfeldern, seien wirtschaftlich gesund und gut im Wettbewerb positioniert.

Was versprechen sich die Häuser von der Fusion?

Um diese Punkte geht es vor allem:

  • Größe wird ein zunehmender Faktor: Die Unternehmen erhoffen sich erhebliche Skaleneffekte und brauchen Wachstum, um notwendige Innovationen zu finanzieren – etwa bei der Automatisierung und Digitalisierung, die sowohl Kunden, Vertriebspartner und auch Mitarbeitende zunehmend verlangen. Das soll die Produktivität erhöhen und die Kostenstrukturen verbessern.
  • Erhöhung der Arbeitgeber-Attraktivität: Die Babyboomer-Generationen gehen bald in Rente – und viele arbeiten auch in der Versicherungsbranche. Diesen Verlust an Arbeitskräften wollen SDK und Stuttgarter in einem gemeinsamen Konstrukt begegnen und sich attraktiv für künftige Mitarbeitende aufstellen.
  • Hohe regulatorische Anforderungen: Immer neue Regeln aus Brüssel und Berlin belasten die Versicherer auf Kosten- und Kapazitätsseite. Die Proportionalität fehle dabei, kritisiert Mitzlaff die Politik. „Kleine Unternehmen müssen mehr oder weniger das Gleiche machen wie große Unternehmen auch. Auch die Rechtsform findet zu wenig Beachtung: Bei uns geht das zu Lasten der Mitglieder.“ Daher wolle man diese Gelegenheit nun nutzen.
Die Gemeinsamkeiten

Beide Versicherer hätten dabei viele Gemeinsamkeiten, sagte Guido Bader, Chef der Stuttgarter. „Beide Häuser sind Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit. Beide Versicherer haben rund 800 Mitarbeitende. Die Größen der Häuser sind vergleichbar. Die Bilanzsummen lagen 2023 jeweils bei rund 9 Milliarden Euro Bilanzsumme.“

Bei einem Zusammenschluss würde sich also eine Versicherungsgruppe mit einer Bilanzsumme von rund 18 Milliarden Euro ergeben. Laut Bader ein „durchaus beachtliches Unternehmen“. Auch andere Kennzahlen lägen recht dicht beieinander.

Die Unterschiede

Gleichzeitig gebe es Aspekte, die unterschiedlich seien, sich aber gut ergänzen: „Die Stuttgarter ist auf das Leben- und Unfallgeschäft fokussiert, die SDK auf die Krankenversicherung. Die Stuttgarter vertreibt über Versicherungsmakler und Mehrfirmenvertreter, die SDK bedient einen Vertriebswegemix aus Ausschließlichkeit, Banken, freien Vermittlern und Direktvertrieb. Vereint ergänzen sich diese unterschiedlichen Stärken zu einem enormen Potenzial“, so Bader.

Die neue Versicherungsgruppe hätte:
  • rund 1.600 Mitarbeitende,
  • rund 1,94 Millionen Versicherungsnehmerinnen und -nehmer
  • mehr als 1,8 Milliarden Euro gebuchte Bruttobeiträge,
  • eine Bilanzsumme von mehr als 18 Milliarden Euro
  • einen Fokus auf Kranken-, Leben- und Unfallgeschäft
  • einen diversifizierten und deutschlandweit aufgestellten Vertriebswegemix.
Die neue Struktur

Die Aufsichtsräte der Stuttgarter und der SDK haben in ihren letzten Sitzungen die erforderlichen Beschlüsse gefasst, um den Zusammenschluss nun näher zu prüfen und Entscheidungen der Organe der beteiligten Unternehmen vorzubereiten.

Der weitere Plan sieht vor, die Mitglieder- beziehungsweise Abgeordnetenversammlungen der SDK sowie der Stuttgarter Mitte des kommenden Jahres um die notwendigen Beschlüsse für eine schrittweise Integration der Gesellschaften in eine gemeinsame Gruppe zu bitten.

Im Zielbild sollen Vorstandsgremien in Personalunion der Vorstandsmitglieder der beiden Gruppen sowie integrierte Aufsichtsgremien unter dem Dach eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit gebildet werden.

Arbeitsplätze sollen nicht abgebaut werden

Beide Vorstandschefs betonten, dass es definitiv nicht das Ziel sei, Arbeitsplätze abzubauen. Vielmehr ginge es um den Erhalt der Belegschaften. Der Fachkräftemangel und die Wettbewerbssituation würden den Mitarbeitenden beider Häuser erweiterte Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Durch Automatisierung und Digitalisierung freiwerdende Ressourcen sollen für Serviceinnovationen und Wachstumsinitiativen eingesetzt werden.

Sowohl die beiden heutigen Standorte der Hauptverwaltungen in Stuttgart und Fellbach als auch die Landes- und Vertriebsdirektionen sollen erhalten bleiben.

Die weiteren Schritte

Was steht nun an? Auf folgendes Vorgehen haben sich beide Häuser verständigt:

  • Wechselseitige Due Diligence bis Mitte 2025
  • Erarbeitung der notwendigen gesellschaftsrechtlichen Transaktionen bis Anfang 2025 in enger Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde Bafin
  • Leitsatz der Prüfung: Augenmaß, Ruhe und Sorgfalt vor Schnelligkeit
  • Alle Details werden in enger Einbindung der Mitarbeitenden entwickelt
  • Start der Arbeiten im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten

Die Mitarbeitenden seien am Vormittag informiert worden und hätten die Information positiv aufgenommen, sagten Bader und Mitzlaff. Letzterer betonte auf Nachfrage, dass der Weggang von Vorstand Gerd Sautter zum 31. Dezember 2024 nicht mit dem Zusammenschluss-Plänen zusammenhänge. Sautter und die SDK hatten sich „in beidseitigem Einvernehmen“ auf einen Weggang Sautters verständigt. Grund dafür sollen unterschiedliche Vorstellungen über die künftige Ausrichtung der Krankenversicherung gewesen sein.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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