Der Klimawandel sorgt für heftige Unwetter und damit für höhere Schäden in der Wohngebäudeversicherung. © picture alliance / agrarmotive | Klaus-Dieter Esser
  • Von Karen Schmidt
  • 25.10.2024 um 15:14
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Die Wohngebäudeversicherung in Deutschland hat Probleme. Denn die Sparte ist defizitär. Extremwetter-Ereignisse, Inflation und Sanierungsbedarf alter Häuser setzen den Versicherern zu. Aber es gibt Stellschrauben – auch im Vertrieb –, an denen angesetzt werden kann, um die Lage zu verbessern.

Der Druck ist hoch. Die Anbieter von Wohngebäudeversicherungen kämpfen mit steigenden Schäden und Kosten. Sei es wegen zunehmender Extremwetter-Ereignisse durch den Klimawandel. Oder Leitungswasserschäden, bedingt durch in die Jahre gekommene Gebäude. Innerhalb der vergangenen 20 Jahre machten Leitungswasserschäden knapp die Hälfte der gesamten Schadenlast aus, zeigt eine Analyse vom Juni 2024 der Unternehmensberatung Pricewaterhouse-Coopers.

Tim Braasch, Partner von Strategy&, sowie Franziska Höhn, Senior-Managerin bei Strategy&, der globalen Strategieberatung von PWC, haben sich den Markt für die Analyse genau angeschaut. Der Schadendurchschnitt legte danach von 1.300 Euro im Jahr 2000 auf 2.770 Euro im Jahr 2020 zu. Höhere Anforderungen an wieder aufgebaute Häuser – Stichwort Energieeffizienz – tun hier ihr Übriges.

Und das wirkt sich aus. Die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote (auch Combined Ratio genannt) liegt laut PWC-Analyse im Markt mit 108,7 Prozent zwischen 2018 und 2022 auf einem hohen Niveau. Bei Werten ab 100 Prozent machen die Versicherer Verlust. Und das ist laut der Analyse bei 64 Prozent der Versicherer aktuell der Fall.

Die Sparte hat trotzdem Vorteile für die Anbieter

Lohnt es sich also überhaupt, an dieser schwierigen Sparte festzuhalten? Durchaus hat die Wohngebäudeversicherung einige Vorteile für die Anbieter, stellt Reiner Will, Geschäftsführer der Rating-Agentur Assekurata, in einem Beitrag fest: „Die Zielgruppe für diesen Schutz zeichnet sich durch ein hohes Risikobewusstsein, finanzielle Stabilität und eine starke Nachfrage nach umfassendem Schutz und zusätzlichem Service aus. Es sind insbesondere Kunden im Alter von 35 bis 65 Jahren mit mittlerem oder höherem Einkommen, die für Versicherer attraktiv sind, da sie bereit sind, höhere Prämien zu zahlen und zusätzliche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.“

Zusätzlich führe der Abschluss einer Wohngebäudeversicherung häufig auch zu einem Vertrag für eine Hausratversicherung, „die vielfach rentabler verläuft“, so Will. Für den Vertrieb seien sowohl die Hausrat- als auch die Wohngebäudeversicherungen attraktiv, da sie Bestandsprovisionen und einen Teil der Gesamtvertriebsvergütung böten.

523 Euro Durchschnittsbeitrag

Sie erzielen recht hohe durchschnittliche Bruttobeiträge je versichertem Risiko. Laut PWC liegt der Durchschnittsbeitrag je Vertrag bei 523 Euro. Die Kunden sind also bereit, mehr für die Versicherung ihres Eigenheims auszugeben, und schauen nicht unbedingt auf jeden Euro. Außerdem laufen die Verträge oft lange – eine Wechselsaison wie bei der KFZ-Versicherung gibt es nicht. Und die Verträge sind oft gute Einstiegsprodukte für Bündel mit KFZ-, Sachversicherungs-, Bauspar- oder Kreditprodukten.

Daher versuchen die Anbieter, die Lage in den Griff zu bekommen – etwa, indem sie die Beiträge ihrer Versicherten erhöhen. Doch das reicht aktuell noch nicht aus, um in die Profitzone zurückzukehren.

Die Analysten von PWC haben daher vier Hebel ausgemacht, die über Gewinn und Verlust in der Wohngebäudeversicherung entscheiden können.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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