- Von Andreas Harms
- 18.11.2024 um 12:57
Die Menschen in Deutschland erholen sich sichtlich von der Corona-Pandemie und dem kräftigen Inflationsschub. Es stellt sich sogar ein Hauch von Optimismus ein, wie der Versicherer Swiss Life im Rahmen seines jährlich erhobenen Selbstbestimmungsbarometers erkennt. Diese Umfrage zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Bilendi gibt es seit 2019.
Insgesamt bemerkt Swiss Life, dass die Selbstbestimmung der Menschen wieder steigt. 57 Prozent der befragten Menschen fühlen sich in ihrem Leben grundsätzlich selbstbestimmt. Das ist im Vergleich zu den sinkenden Werten der vergangenen Jahre (2022: 56 Prozent, 2023: 53 Prozent) als Aufwärtstrend zu betrachten. Trotzdem bleiben die Werte unter denen aus den Jahren 2021 (59 Prozent) und 2020 (63 Prozent).
Daneben blicken 37 Prozent der befragten Personen grundsätzlich positiv in die Zukunft. Auch das ist ein gestiegener Wert: 2022 und 2023 waren es noch 29 Prozent.
Vertrauen in die Altersvorsorge ist auf einem niedrigen Niveau
80 Prozent der Deutschen leiden unter Stress
Für einen großen Teil ist finanzielle Selbstbestimmung wichtig: 81 Prozent der befragten Personen wünschen sich, dass sie ihr Leben finanziell selbstbestimmen können. Und das bedeutet für die meisten wiederum, dass sie eigene Entscheidungen treffen können (44 Prozent), genug Geld haben (41 Prozent) und abgesichert sind (38 Prozent).
Trotz der hohen Wichtigkeit sieht die Realität der Menschen in Deutschland anders aus, wenngleich auch hier die Werte wieder steigen: Jede zweite Person fühlt sich in Bezug auf ihre Finanzen selbstbestimmt (50 Prozent), 2023 waren es noch 47 Prozent.
„Finanzielle Selbstbestimmung ist mehr als nur Geld zu haben. Es bedeutet, frei über die eigenen Finanzen entscheiden und das Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können“, erklärt Dirk von der Crone, Geschäftsführer von Swiss Life Deutschland. „Wer finanziell selbstbestimmt ist, kann wichtige Lebensentscheidungen wie Hausbau, Familiengründung oder Karrierewechsel selbstständig treffen.“
Inflation und Miete als Bremsklötze
Nach den Hemmnissen befragt, geben die Menschen unterschiedliche Aspekte an. Für die meisten (64 Prozent) sind Inflation und steigende Preise die Gründe. Hohe Mieten inklusive Kosten für Heizung und Strom (38 Prozent) sowie geringes Einkommen (36 Prozent) folgen mit etwas Abstand. Und nur 38 Prozent sagen, dass ihre aktuelle finanzielle Situation dafür sorgt, dass sie ein selbstbestimmtes Leben führen können.
Mit Blick auf die Altersvorsorge fühlen sich 43 Prozent selbstbestimmt. Aber nur 28 Prozent sagen, dass ihre gesetzliche Rente und private Altersvorsorge für ein finanziell selbstbestimmtes Leben im Alter ausreichen werden. Etwas weniger als ein Drittel (32 Prozent) sagt zudem, dass ihr eigener Haushalt finanziell gut abgesichert ist. Und auch das Vertrauen in den Staat ist mau: 17 Prozent der befragten Personen sagen, dass sie auf die staatliche Unterstützung vertrauen, sollten sie einmal in finanzielle Schieflage kommen.
Wie wichtig das alles ist, zeigt aber der Einfluss auf andere Teile des Lebens: So fühlen sich Menschen, die ihre Finanzen als selbstbestimmt bezeichnen, häufiger auch in anderen Lebensbereichen wie Freizeit (87 Prozent), Familie und Partnerschaft (81 Prozent) und Beruf (59 Prozent) selbstbestimmt.
Gleichzeitig offenbaren sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Männer (53 Prozent) stufen ihre finanzielle Selbstbestimmung höher ein als Frauen (48 Prozent). Auch im Alter nimmt das Gefühl finanzieller Selbstbestimmung zu, während es in der Familienphase zwischen 30 und 39 Jahren am geringsten ist.
„Gerade in der Lebensphase, in der Menschen Familie gründen und sesshaft werden, brauchen sie Unterstützung, um finanzielle Sicherheit für sich und ihre Angehörigen aufzubauen“, so von der Crone. „Finanzielle Bildung und vorausschauende Vorsorgeplanung sind der Schlüssel zu mehr finanzieller und persönlicher Selbstbestimmung.“
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