Rollstuhlfahrerin in behindertengerechter Wohnung: Die Unfallkosten-Versicherung bezahlt den Umbau © picture alliance / photothek | Ute Grabowsky
  • Von Andreas Harms
  • 03.03.2025 um 11:03
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 04:35 Min

Nicht jede Unfallversicherung überweist im Schadenfall einen Betrag, der sich nach dem Grad der Invalidität richtet. Die Unfallkosten-Versicherung deckt sozusagen auf Rechnung die konkreten Folgen eines Unfalls ab. Und das schon bei der kleinsten Invalidität. Wir schildern in Zusammenarbeit mit der Scoring-Firma Ascore, wie das funktioniert und wer es anbietet.

Eine Unfallversicherung funktioniert im Grunde recht einfach: Erleidet jemand einen Unfall, prüft man anschließend, ob Schäden bleiben. Invalidität nennt sich das dann, und die drückt man in Prozent aus.

Fehlt zum Beispiel unter dem Knie der Rest vom Bein, sind das 50 Prozent. Ist der Zeigefinger fort oder unbrauchbar, sind das 10 Prozent. Zumindest sagt das die normale Gliedertaxe des Versicherungsverbands GDV, von der die Unfallversicherung aber abweichen kann (Die Musterbedingungen des GDV gibt es hier).

Anschließend multipliziert der Versicherer die Invalidität mit einer möglichen Progression und dann mit der Versicherungssumme – und zahlt das Ergebnis aus. Fertig.

Doch nicht jede Unfallversicherung funktioniert so.

Ein Nischenprodukt geht anders vor. Es zahlt keine pauschale Summe aus, sondern deckt die tatsächlich entstandenen Kosten ab, die dem Unfall in den folgenden Monaten und Jahren hinterherkleckern. Und das können erkleckliche Sümmchen sein.

Einkommen können ausfallen, während man in Krankenhaus oder Reha hängt und an sich arbeitet. Lifta, der Treppenlift, will vielleicht ins Eigenheim eingebaut werden, weil die Beine nicht mehr mitspielen. Und sogar Schmerzensgeld ist drin. Es läuft am Ende nicht über eine pauschale Summe, sondern über die tatsächlich entstandenen Kosten.

Zwei Anbieter von Unfallkosten-Versicherung

Unfallkosten-Versicherung heißt diese Art von Produkt somit folgerichtig. Und derzeit bieten … sagen wir … zweieinhalb Versicherer so etwas an. Das ergab eine exklusive Umfrage der Scoring-Firma ASCORE in Zusammenarbeit mit Pfefferminzia. „Klassische Unfallversicherungen leisten in der Regel nur bei Invalidität, während dieses Produkt gezielt die tatsächlich anfallenden Kosten eines Unfalls übernimmt“, sagt Anne Peters, die den Fachbereich Komposit bei ASCORE leitet.

Eine reine Police dieser Art haben die Bayerische und die Ostangler Brandgilde auf dem Markt. Bei der Bayerischen heißt sie „Existenzbudget“ und bei der Ostangler „Unfall Existenz Versicherung“. Und die Debeka bietet für ihre herkömmliche Unfallversicherung einen Zusatzbaustein mit dem entsprechenden Ansatz.

Ein wesentlicher Unterschied beginnt gleich ganz vorn, nämlich bei der Invalidität. In diesem Punkt greift bei der herkömmlichen Unfallversicherung die bereits erwähnte Gliedertaxe. Je stärker der Körper dauerhaft geschädigt ist, desto mehr Geld fließt (einmalig).

Schon die kleinste Invalidität reicht aus

Das ist bei der Unfallkosten-Versicherung anders. Dort reicht schon ein Invaliditätsgrad von einem einzigen Prozent. Das ist weniger als der kleine Zeh, denn der steht im Normalfall für 2 Prozent. Diese Invalidität muss als dauerhaft gelten. Darunter verstehen die Versicherer: „voraussichtlich länger als drei Jahre und ohne Aussicht auf Besserung“. Ärzte können das beurteilen.

Unterschiede gibt es bei den Fristen. Bei der Bayerischen muss die Invalidität innerhalb von drei Jahren eintreten, festgestellt sein und beim Versicherer geltend gemacht werden. Bei der Ostangler Brandgilde muss das alles innerhalb von 15 Monaten geschehen.

Auch an einer anderen Stelle hat die Ostangler Brandgilde etwas per Sublimit gedeckelt. So kommt sie für kosmetische Operationen, inklusive Gebiss bis lediglich 25.000 Euro auf. Doch das versteht sich immerhin über die gesetzlichen Leistungen hinaus.

Seite 2: Debeka-Zusatzpaket mit ein paar Haken

autorAutor
Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Zuletzt hinzugefügt
Blau Direkt: So war es auf der Network Convention 2025
Über Umsatzziele, besseren Kundenservice und goldene Ameisen

Blau Direkt: So war es auf der Network Convention 2025