- Von Andreas Harms
- 05.03.2025 um 09:07
In der Geldanlage und auch in der Altersvorsorge kann es sehr teuer werden, allzu sehr auf die eigenen Gefühle zu hören. Zumindest wenn man seine Geldanlagen regelmäßig anfasst und umschichtet.
Denn dann besteht die Gefahr, sich in Zeiten des Aufschwungs mitreißen zu lassen und so richtig teuer zu kaufen. Anders herum kann einen auch niedergeschlagene Stimmung in Krisenzeiten anstecken. Dann verkauft man eben doch noch – und wahrscheinlich viel zu niedrig.
Wie teuer dieses Verhalten werden kann, haben Analysten des britischen Instituts Oxford Risk ermittelt. Denn sie haben sich auf die sogenannte Behavioural Finance spezialisiert. Sie betrachten die emotionale Seite der Kapitalmärkte und der Geldanlage. (Behaviour = Verhalten).

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Dabei geben sie sich kaum noch der Illusion von Vernunft und Rationalität hin, wie folgende Sätze eindrucksvoll unterstreichen: „Auf sich allein gestellt, beweisen Einzelanleger regelmäßig, dass sie selbst ihr größter Feind sind. Manche kaufen aus Begeisterung zu teuer. Manche verkaufen aus Verzweiflung zu billig. Viele machen beides.“
Die Wissenschaftler umschreiben dieses Phänomen mit dem hübschen Titel „Was es kostet, ein Mensch zu sein“. Und wenn ihre Rechnung richtig liegt, dann kostet es im Durchschnitt satte 3 Prozent pro Jahr, wenn man den allzu menschlichen Gefühlen die Oberhand lässt. Dabei unterscheiden sie zwischen zwei Hauptfehlern, auf die wir hier eingehen wollen.
Fehler 1: Zu wenig angelegt
Es ist ein Fehler, zu viel nichtangelegtes Geld zu horten. So schreiben die Oxford-Risk-Leute: „Die Menschen sitzen auf Bergen von Geld, nicht etwa, weil es sicher ist, sondern weil es sich sicher anfühlt.“
Doch diese gefühlte Sicherheit kostet Rendite: Ein Investor mit mittlerer Risikobereitschaft kann bei einem globalen, gut gemischten Portfolio aus mehreren Anlageklassen etwa 4 bis 5 Prozent Rendite erwarten. Auf Bargeld gibt es die nicht.
Fehler 2: Investiert sein, aber schlecht verhalten
Anleger neigen dazu, in guten Zeiten zusätzliche Risiken einzugehen und in fallenden Märkten Risiken rauszunehmen. Weil sie beides aber nicht rechtzeitig hinbekommen, kaufen sie zu teuer und verkaufen zu billig. Ihre Rendite wäre höher, wenn sie ihre Anlagen einfach liegen lassen würden. Buy-and-hold, also „Kaufen und halten“ heißt das auch im Börsensprech.
Den Renditenachteil beziffern die Analysten auf durchschnittlich 1,5 bis 2 Prozentpunkte im Jahr. Dabei beziehen sie sich auf zahlreiche Studien, die dieses Phänomen untersucht haben.
Weitere 0,5 Prozentpunkte gehen dafür drauf, dass sich Anleger zu weit weg von einem idealen und gut gestreuten Portfolio entfernen, indem sie …:
- … ihnen bekannte und vertraute Anlagen zu hoch gewichten. Das können auch Unternehmen sein, von denen sie mal gehört haben oder ganz einfach der heimische Aktienmarkt
- … bequemen Geschichten vertrauen, zum Beispiel Modethemen an den Märkten wie zuletzt künstliche Intelligenz
- … zu oft umschichten
- … zu selten die ursprüngliche Depotstruktur wieder herstellen (Rebalancieren)
- … nicht breit genug streuen
- … laufende Einkünfte gegenüber Gesamteinkommen bevorzugen
Es sei an dieser Stelle nicht verschwiegen, dass Oxford Risk für diese Probleme eine Lösung anbietet. Gefüttert aus Erkenntnissen der Verhaltensanalyse und an tausenden Anlegern getestet, soll die hauseigene Software davor schützen, die aufgezählten Fehler zu begehen.
Mehr dazu und auch die Studie – allerdings alles in englischer Sprache – finden Sie hier.
Übrigens hat sich kürzlich auch der Versicherer Canada Life mit Fehlern in der Geldanlage befasst. Die sieben häufigsten solchen Fehler finden Sie hier aufgezählt.

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