- Von Sabine Groth
- 18.03.2025 um 09:00
Auch wenn nachhaltige Investments in der Anlegergunst zuletzt gesunken sind, sie haben sich als feste Größe im Markt etabliert. Sie sind gekommen, um zu bleiben. Das Neugeschäft für nachhaltige Publikumsfonds war 2024 nach Zahlen des Fondsverbands BVI zwar rückläufig, Kunden zogen per saldo sogar Geld ab. Dank der guten Marktentwicklung stieg das verwaltete Fondsvolumen in Artikel-8- und Artikel-9-Fonds zum Jahresende dennoch auf ein neues Rekordhoch.
Der letzte Hype um nachhaltige Anlageprodukte vor ein paar Jahren war regulatorisch getrieben, aber auch vom gestiegenen Umweltbewusstsein in der Bevölkerung, Stichwort Fridays for Future. Die drohenden Auswirkungen des Klimawandels beeinflussten auch Anlageentscheidungen. Nachhaltigkeit wird daher von Anlegern häufig mit Klima- und Umweltschutz assoziiert. Natürlich gibt es auch Anlageprodukte, die sich auf diesen Bereich konzentrieren. Die meisten nachhaltigen Investments verfolgen jedoch einen breiteren Ansatz auf Basis von ESG-Kriterien.

Dieses Akronym ist gut 20 Jahre alt und gilt heute als Standard. Es steht für ecological/ökologisch, social/sozial, Governance/Unternehmensführung. Welche Rolle jeder Buchstabe bei der Bewertung der Nachhaltigkeit von Unternehmen spielt, entscheidet jeder Anbieter von nachhaltigen Investments selbst und auch welche Kriterien er mit welcher Gewichtung berücksichtigt. „Für unseren Auswahlprozess sind soziale und Governance-Kriterien ebenso von wesentlicher Bedeutung wie die klassischen Umweltkriterien, die unsere Kunden gemeinhin mit unseren Fonds assoziieren – etwa geringe Emissionen in Luft und Wasser, Energieeffizienz, der Anteil erneuerbarer Energien und das Thema Biodiversität“, sagt Verena Kienel, Leiterin des Nachhaltigkeits-Research bei Ökoworld, einem Spezialisten für nachhaltige Investments. Die Unternehmen in den Ökoworld-Fonds sollten also nicht nur möglichst klimafreundlich agieren und die Ressourcen schonen, sie sollten gleichzeitig soziale Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitenden und Zulieferern übernehmen und sich an Vorgaben für gute Unternehmensführung halten.
Soziale Kriterien bei nachhaltigen Investments
Die Liste an möglichen sozialen Kriterien bei nachhaltigen Investments ist lang. Im Kern geht es um die Behandlung der Mitarbeiter, etwa die Einhaltung von Arbeitsrechten, faire Arbeitsbedingungen, eine angemessene Belohnung und hohe Standards bei der Arbeitssicherheit. Aber auch das Verhalten gegenüber anderen Stakeholdern wie Zulieferern oder Kunden kann bewertet werden sowie die gesellschaftliche Wirkung.
„Wir legen hier besonderes Augenmerk auf die Einhaltung der Menschenrechte entlang der gesamten Lieferkette, menschenwürdige Arbeitsbedingungen sowie eine diskriminierungsfreie und gendergerechte Unternehmenskultur“, sagt Kienel. So hat Ökoworld beispielsweise chinesische Unternehmen aus dem Sektor Erneuerbare Energien nicht in seine Fonds aufgenommen, da das Risiko für Menschenrechtsverletzungen nicht ausgeschlossen werden konnte. Nicht alle Anbieter von nachhaltigen Investments gehen so rigoros vor. Eine solche Annahme könnte auch nur zu einer schlechteren ESG-Bewertung führen, wodurch die Unternehmen aber nicht gleich tabu wären.

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Governance-Kriterien bei nachhaltigen Investments
Über Governance-Kriterien soll bei nachhaltigen Investments sichergestellt werden, dass die Unternehmensführung verantwortungsvoll handelt – und zwar nicht nur den Aktionären gegenüber. So wird zum Beispiel statt ausufernder Vorstandsgehälter eine Verknüpfung der Vergütung an das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen gern gesehen. Auch Korruptionsbekämpfung, Geschäftsethik, Einhaltung von Datenschutzvorgaben sind mögliche Kriterien.
Für Ökoworld ist auch Steuervermeidung ein Aspekt und wie Unternehmen mit Diskriminierung oder Whistle-Blowing umgehen. Das US-Unternehmen Super Micro Computer ist beispielsweise wegen einer Vielzahl von Vorwürfen rund um Corporate Governance sowie die Nicht-Beantwortung eingereichter Fragen nicht in den Ökoworld-Fonds enthalten. „Auch Tesla wurde aus unseren Anlageuniversen vor einigen Jahren wegen Verstößen gegen und Kontroversen rund um soziale und Governance-Kriterien ausgeschlossen“, sagt Kienel.

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