Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung bei WTW für Nord-, Zentral- und Osteuropa: Es könnte in den kommenden fünf Jahren mehr Run-off-Transaktionen im deutschen Versicherungsmarkt geben. © WTW
  • Von Redaktion
  • 14.03.2025 um 15:32
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 01:40 Min

Der inzwischen ziemlich konkrete Verkauf von Viridium könnte den deutschen Markt für Run-offs beleben. Dieser Meinung ist Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung bei Willis Towers Watson für Nord-, Zentral- und Osteuropa. Was er sonst noch über Run-offs auf dem Markt und die Gründe dafür denkt, lesen Sie hier.

„In den kommenden fünf Jahren erwarte ich mindestens eine Run-off-Transaktion pro Jahr auf dem deutschen Markt“, erklärt Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung bei Willis Towers Watson (WTW) für Nord-, Zentral- und Osteuropa.

Eine Run-off-Transaktion ist Transaktion, bei der ein Versicherer seine Geschäftstätigkeit beendet, also keine Neukunden mehr aufnimmt und seinen Versicherungsbestand auf ein anderes Unternehmen überträgt. Dabei erhalten die Kunden einen neuen Vertragspartner.

Derzeit steht die Viridium-Gruppe zum Verkauf. Wie Medien berichten übernimmt ein Konsortium um die Allianz und den Vermögensverwalter Blackrock in den kommenden Tagen die Run-off-Plattform.

Der mögliche Verkauf der Viridium-Gruppe könnte aus Klüttgens Sicht positive Impulse für den deutschen Markt für Run-off-Transaktionen setzen. Hat die Abwicklungsplattform einen neuen Partner an der Seite, wird ihr wohl auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) weitere Transaktionen genehmigen. Sprich: Sie könnte wieder weitere Bestände aufkaufen. Ein erfolgreicher Eigentümerwechsel könnte also aus Sicht des Experten Bewegung in den Markt bringen und den Run-off als Geschäftsmodell stärken beziehungsweise potenzielle Verkäufer von Versicherungsbeständen erneut anlocken. 

Versicherungsbranche konsolidiert sich und Skaleneffekte werden wichtiger

In Zukunft wird die Konsolidierung der Lebensversicherungsbranche voranschreiten. Die Zahl schrumpfender Versicherungsunternehmen übersteigt die der wachsenden Gesellschaften. Das erhöht aus der Sicht von WTW die Notwendigkeit von Skaleneffekten.

Richtigerweise haben sich kürzlich einige Gesellschaften zusammengeschlossen oder planen noch, das zu tun. Doch die Entwicklung verläuft schleppend. Zu viele Versicherungsgruppen ohne ausreichende Differenzierungsmerkmale fördern die Konsolidierung – und das gilt nicht nur für die Lebensversicherung.

Mangelnde Effizienz sorgt für Run-off-Transaktionen

Kapitalstärke und Solvabilität sind nur noch bedingt Treiber für Run-off-Transaktionen. Vielmehr sehen sich viele Gesellschaften langfristig mit hohen Kosten und Wettbewerbsproblemen konfrontiert. Als größten Treiber für Fusionen und Übernahmen in der Versicherungsbranche betrachtet WTW daher die mangelnde Effizienz vieler Marktteilnehmer.

Notwendig ist vor allem die Erkenntnis im Management, dass ein „Weiter so“ keine zukunftsfähige Strategie ist. Für börsennotierte Unternehmen ist es außerdem wichtig, künftige Gewinne zu monetisieren. Dazu können Bestandsverkäufe beitragen.

Wie sich Run-offs für Kunden konkret mit allen Vor- und Nachteilen auswirken, erklärt Fred Wagner, Professor am Institut für Versicherungswissenschaften an der Universität Leipzig in seinem Beitrag hier.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Zuletzt hinzugefügt
Blau Direkt: So war es auf der Network Convention 2025
Über Umsatzziele, besseren Kundenservice und goldene Ameisen

Blau Direkt: So war es auf der Network Convention 2025

Zuletzt hinzugefügt
Signal Iduna setzt KI-Assistenten ein
Für die Krankenversicherung

Signal Iduna setzt KI-Assistenten ein

„Ohne Daten ist KI für Vermittler nur Spielerei“
KI-Einsatz in einem und in zehn Jahren

„Ohne Daten ist KI für Vermittler nur Spielerei“