- Von Redaktion
- 17.03.2025 um 15:00
Pfefferminzia: Beginnen wir mal mit etwas Grundsätzlichem. Was bedeutet eigentlich „Arete“?
Gunter Schäfer: Das kommt aus dem Griechischen und bedeutet Tugend, also tugendhaftes Verhalten.
Und wer ist Arete Ethik Invest?
Schäfer: Das ist eine Investment-Boutique für nachhaltiges, ethisches und ökologisches Investieren mit Sitz in Zürich.
Wie viele Fonds bietet Arete Ethik Invest an?
Schäfer: Insgesamt sind es vier. Einer ist ein recht kleiner globaler Aktienfonds. Zudem haben wir zwei Mischfonds, die aktuell unsere Hauptprodukte im Vertrieb sind. Und dann gibt es noch einen Anleihefonds, der erst 18 Monate jung und ebenfalls noch recht klein ist.
Wo kann man die Mischfonds kaufen?
Schäfer: Sie sind bei Vermögensverwaltern erhältlich und auch in Versicherungspolicen integriert. Wir sind stolz darauf, dass wir in der Vorauswahl verschiedener Versicherungsgesellschaften gelistet sind, darunter auch die Stuttgarter Grüne Rente, eine der bekanntesten nachhaltigen Marken im Versicherungsbereich. Mit der Stuttgarter arbeiten wir eng zusammen und planen gemeinsame Veranstaltungen. Zudem bieten auch einige unabhängige, dunkelgrüne Makler unsere Produkte an.
Warum sollte ein Makler Ihre Fonds in eine Police aufnehmen oder ein 34f-Vermittler sie ins Depot legen?
Schäfer: Es ist kein Geheimnis, dass das Thema Ethik- und Nachhaltigkeitsinvestment in den letzten anderthalb Jahren etwas an Dynamik verloren hat. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Regulatorische Anforderungen, politische Entwicklungen und natürlich der Krieg – all das hat dazu beigetragen, dass sich der Markt abgekühlt hat. Doch jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um dieses Thema wieder aufzugreifen.
Warum?
Schäfer: Nachhaltigkeit ist nicht nur ein kurzfristiger Trend, sondern eine grundlegende Herausforderung unserer Zeit. Themen wie Klimawandel, Umweltbelastung durch Mikroplastik oder der Erhalt der Biodiversität sind nach wie vor hochaktuell – unabhängig von kurzfristigen Marktschwankungen oder politischen Rahmenbedingungen.
Es gab in den letzten Jahren eine regelrechte Flut an Kapital, das in Ethik- und Ökologie-Fonds geflossen ist – oft getrieben durch starken Marketing-Hype. Doch genau hier unterscheidet sich unsere Fonds von vielen anderen Anbietern: Wir haben diesen Hype bewusst nicht mitgemacht. Auch in den besonders heißen Jahren 2017 bis 2021 haben wir bewusst darauf verzichtet, große Mengen an kurzfristigem „Hot Money“ in unsere Fonds zu ziehen.
Was ist so gut daran?
Schäfer: Während viele Mitbewerber heute mit massiven Kapitalabflüssen kämpfen, profitieren wir von unserem langfristigen Ansatz. Unser Kapital fließt nicht plötzlich ab, sondern wird kontinuierlich reinvestiert – ein entscheidender Vorteil in turbulenten Zeiten. Nachhaltigkeit ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine essenzielle Strategie für langfristigen Erfolg. Makler und Vermittler sollten das ihren Kunden jetzt verstärkt ins Bewusstsein rufen – denn wer langfristig denkt, investiert klüger.
Aktive Fondsmanager müssen sich mittlerweile mit Indexfonds, also ETFs messen. Wie wollen Sie sich gegen beispielsweise den MSCI World SRI behaupten?
Schäfer: Unser Alleinstellungsmerkmal ist unser ethischer Investmentansatz. Während ETFs rein datenbasiert agieren, setzen wir auf einen wissenschaftlich begleiteten Auswahlprozess. Unser Ethikkomitee besteht aus Experten verschiedener Fachrichtungen – darunter Mediziner, Biologen und Theologen. Sie analysieren Unternehmen nicht nur anhand von Zahlen, sondern bewerten sie in intensiven Diskussionen nach ethischen und nachhaltigen Kriterien. Dieses handverlesene Prinzip unterscheidet uns von rein algorithmischen Investmentprozessen.
Wie läuft das genau?
Schäfer: Unternehmen werden anhand eines Punktesystems bewertet. Erhält ein Unternehmen weniger als 50 Punkte, wird es als nicht investierbar eingestuft. Ab 50 Punkten gilt es als vertretbar, ab 65 Punkten sogar als positiv und hochwertig. Unternehmen bewegen sich auf dieser Skala, entwickeln sich weiter, und wir bewerten sie regelmäßig neu. Das schafft Transparenz und stellt sicher, dass unsere Investments den ethischen Standards gerecht werden.
In Ihrer Branche gibt es oft auch Geschichten zu den Investments. Haben Sie eine?
Schäfer: Ein aktuelles Beispiel ist Mikroplastik. Man findet es quasi überall: in der Muttermilch, in unserem Blut, im Gehirn. Der Abrieb von Autoreifen, Kosmetikprodukte, Waschmaschinen – all das trägt dazu bei. Unternehmen wie Colgate-Palmolive haben inzwischen begonnen, ihre Zahnpastatuben zu 30 Prozent recycelbar zu machen. Beiersdorf hat sich das Ziel gesetzt, bis 2025 den Verpackungsmüll um 30 bis 50 Prozent zu reduzieren. Solche Entwicklungen zeigen, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen können – und genau solche Unternehmen unterstützen wir.
Die beiden Unternehmen dürften recht geläufig sein. Haben Sie noch ein weniger bekanntes Beispiel?
Schäfer: Ja, Billerud aus Schweden. Es stellt holzbasierte Verpackungsmaterialien her – eine Alternative zu herkömmlichem Plastik. Diese Verpackungen sind zu 100 Prozent recycelbar.
Aber diese Verpackungen sind trotzdem beschichtet und gehören damit zu den Verbundstoffen.
Schäfer: Dennoch sind sie besser recycelbar als reines Plastik. Generell gilt: Holz ist eine nachwachsende Ressource, während Plastik auf fossilen Rohstoffen basiert.
Sie finden auch Biodiversität ziemlich wichtig.
Schäfer: In der Tat. Ein drastisches Beispiel dazu kommt aus Indien. Dort wurden in den 90er Jahren Geier nahezu ausgerottet, weil Bauern ihre Rinder mit Diclofenac behandelten. Das ist ein Entzündungshemmer, der für Geier jedoch tödlich ist. Als sie die Kadaver fraßen, starben sie. Ohne Geier übernahmen streunende Hunde die Rolle als Aasfresser. Das führte zu einer massiven Ausbreitung von Tollwut – mit tödlichen Folgen für viele Menschen. Solche Fehlentwicklungen zeigen, warum es wichtig ist, ethische Entscheidungen im Investmentprozess zu treffen. Wir investieren bewusst nicht in Unternehmen, die solche Risiken missachten.
Das Interview können Sie hier anschauen.
„Wie gelingt ethisches Investieren in turbulenten Zeiten?“ von Pfefferminzia auf Vimeo.

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