Debeka-Vertriebsvorstand Paul Stein: Von Vollkasko fantasierende Parteien © Debeka
  • Von Andreas Harms
  • 24.03.2025 um 14:24
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Auf der Jahrespressekonferenz der Debeka nutzt Vertriebsvorstand Paul Stein die Gelegenheit, um für mehr private Pflegevorsorge zu werben. Und in der Tat wirkt das auch bezahlbar. Erst einmal, zumindest.

Paul Stein hatte für die Konferenz quasi seinen Wunschzettel mitgebracht. Einen Wunschzettel an die Politik, wie die Pflegeversicherung in Deutschland weiterlaufen sollte. Denn ausführlich wies der Vertriebsvorstand des Versicherers Debeka in deren Jahrespressekonferenz auf den finanziell schlechten Zustand der sozialen Pflegeversicherung hin.

Im vergangenen Herbst gab es in der Tat Nachrichten von möglicherweise zahlungsunfähigen Kassen. Dann stiegen die Beiträge und trotzdem könnte jetzt schon die erste Pflegekasse insolvent werden (wir berichteten). Entsprechend wischt Stein es auch als „unbezahlbar“ beiseite, dass einige Parteien darüber „fantasieren“, die Pflegeversicherung zur Vollkasko auszubauen.

Wie sollte es also stattdessen laufen? Paul Stein will der aktuellen Umlage ein demografiefestes und für alle bezahlbares Element hinzufügen: Kapitaldeckung. Analog zur privaten Krankenversicherung sollen also Versicherte eine eigene Finanzdecke aufbauen, die dann im Ernstfall die Pflegekosten übernimmt.

„Es gibt bereits bewährte Lösungen: nämlich private und betriebliche Pflege-Zusatzversicherungen“, fügt Stein hinzu und wirft dann den Lieblingswunsch aller privaten Krankenversicherer hinterher: „Wir müssen die Eigenverantwortung stärken.“ Sozusagen als Beistand führt Stein den Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz an. Der will ebenfalls die kapitalgedeckte Vorsorge ausbauen.

Von der Politik wünscht sich der Debeka-Vorstand dafür Rückenwind. So habe man einen Expertenrat unter der Leitung des Professors für Medizinmanagement, Jürgen Wasem, gegründet. Und dieser Rat sei mit einem Vorschlag für eine verpflichtende und solidarische Pflegezusatzversicherung um die Ecke gebogen. Sozial und paritätisch sei sie, kapitalgedeckt und vor staatlichem Zugriff geschützt.

89 Prozent kennen Pflege-Bahr nicht

Was natürlich trotzdem erst einmal heißt: Alle müssen bei diesem Modell noch zusätzliche Beiträge bezahlen. Allerdings sollten die Beiträge – wie etwa in der Basisrente – komplett von der Steuer absetzbar werden.

In Richtung Vertrieb weist Stein darauf hin, dass laut einer Umfrage 89 Prozent der Deutschen die geförderte Pflege-Zusatzversicherung, den Pflege-Bahr, nicht kennen. Und laut einer weiteren Umfrage würden sie die Kosten für eine Pflegezusatzversicherung bei etwa 235 Euro im Monat sehen – also überschätzen.

Als Gegenbeispiel bringt er einen Tarif, der etwa 1.400 Euro Pflegekosten abdeckt und eine 25-jährige Kundin rund 34 Euro im Monat kosten würde. Und ein 35-Jähriger wäre mit 40 Euro dabei.

Das wirkt zweifellos bezahlbar und ist von den geschätzten 235 Euro tatsächlich weit entfernt. Gleichwohl will einem an dieser Stelle unwillkürlich das Wörtchen „noch“ über die Lippen huschen. Denn ein anderes Geschäftsfeld der Debeka zeigt deutlich, was passieren kann, wenn die Kosten so richtig aus dem Ruder laufen. Und genau das deutet sich ja auch für die Pflege an, wenn Plätze und Pflegekräfte mal so richtig knapp werden sollten. Dann reichen entweder die versicherten Leistungen nicht mehr aus, oder sie steigen mit, und die Beiträge mit ihnen.

PKV-Beiträge kräftig gestiegen

Denn wie die Verantwortlichen auf der Konferenz an anderer Stelle auch mitteilen, sind die Kosten in der privaten Krankenversicherung im Jahr 2023 um 9,6 und 2024 um 8,5 Prozent gestiegen. Die Beiträge mussten das ausgleichen, weshalb sie im neuen Jahr um satte 24,7 Prozent anzogen (den branchenweiten Durchschnitt beziffert der PKV-Verband mit 18 Prozent).

Die Debeka gehört zu den größten privaten Krankenversicherern. 10,6 Millionen Verträge meldet das Haus aktuell für die Kranken- und Pflegeversicherung. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Zuwachs um 101.000 Policen. Insgesamt gewann sie 2024 rund 244.000 Verträge neu hinzu. Die konzernweiten Einnahmen zogen um 2,2 Prozent auf 15,55 Milliarden Euro an.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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