- Von Jens Lehmann
- 07.04.2025 um 09:08
Für immer mehr deutsche Unternehmen werden internationale Fachkräfte zur Rettung in Zeiten zunehmenden Personalmangels. Nach Angaben des Informationsdienstes des Instituts der deutschen Wirtschaft (IWD) lebten und arbeiteten Mitte 2024 rund 5,5 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit ausländischem Pass in Deutschland. Ökonomen bezeichnen sie als „Expatriates“, kurz Expats: Personen, die vorübergehend oder längerfristig ohne Einbürgerung in einem anderen Land beschäftigt sind. Leben und arbeiten sie in Deutschland, macht es sie aus unserer Inländer-Perspektive zu „Inpatriates“ oder Inpats.
Expats – eine interessante Zielgruppe
Aktuell sind mehr als zwei Millionen internationale Fachkräfte in Berufen und Branchen tätig, in denen qualifiziertes Personal besonders knapp ist. Dazu zählt vor allem der MINT-Sektor, also die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, aber auch das Transportgewerbe, medizinische Berufe oder die Pflege. Die bedeutendsten Gruppen internationaler Fachkräfte in Deutschland stammen aus Indien, den USA, der Türkei, China und den Balkanstaaten.
In ihrer neuen Heimat auf Zeit stehen die Expats vor der anspruchsvollen Aufgabe, sich beruflich, sozial und kulturell zu orientieren und einzuleben. Dazu zählt auch, dass sie sich in einem fremden Land gegen diverse Lebensrisiken absichern müssen. Ihr Beratungsbedarf ist sehr hoch und betrifft alle Lebensbereiche. Das macht Expats zu einer hochinteressanten Zielgruppe für Versicherungsvermittler. Mit Blick auf die Absicherung hat der rechtskonforme Krankenversicherungsschutz absolute Priorität. Denn seit 2009 ist eine gesetzliche oder private Krankenversicherung Pflicht, sobald eine Person länger als sechs Monate in Deutschland lebt beziehungsweise arbeitet. Sie ist zwingende Voraussetzung für ein Visum und eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland.
Enormes Potenzial für Vermittler
Über den obligatorischen Krankenversicherungsschutz hinaus benötigen internationale Fachkräfte ein ganzes Bündel weiterer Absicherungen für ihr Leben in Deutschland. „Dazu zählen beispielsweise eine Privathaftpflicht-, Hausrat- oder Kfz-Versicherung“, sagt Tim Penopp, Referent internationale Krankenversicherung bei der Hallesche. Zudem biete sich eine Rechtsschutzversicherung an, da viele Expats mit der deutschen Rechtsordnung nur wenig vertraut seien. „Auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine interessante Option, sofern der BU-Vertrag nach dem Wegzug aus Deutschland weitergeführt werden kann.“ Das Schutzpaket müsse je nach persönlicher Lebenssituation und individuellen Bedürfnissen des Expats weiter ergänzt werden. Welche Versicherungen konkret für Expats relevant sind, lesen Sie im zweiten Teil unseres großen Expat-Specials.
Angesichts des umfassenden Beratungs- und Versicherungsbedarfs bieten Expats enormes Geschäftspotenzial für Vermittler. Weiterer Vorteil: Bislang werden internationale Fachkräfte nur von wenigen Maklern zielgerichtet angegangen oder auch nur wahrgenommen. Das Segment eröffnet gute Marktchancen – die sich künftig sogar weiter verbessern dürften. Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet damit, dass sich der Fachkräftemangel bis zum Ende der Dekade deutlich verschärfen und parallel dazu die Zahl der Expats in Deutschland weiter steigen wird.
Erfolgreiche Suche nach Expats
„Darum lohnt es sich für Vermittler, die wachsende Zielgruppe stärker ins Visier zu nehmen“, sagt Experte Penopp. Eine gute Möglichkeit dafür bieten soziale Medien wie Facebook oder die Karriereplattform LinkedIn. Hinzu kommen spezielle Portale für Expats, darunter InterNations, Make-it-in-Germany oder IamExpat sowie physische Expat-Treffen überall dort, wo es bereits größere Communities internationaler Fachkräfte gibt. Dazu zählen beispielsweise Großstädte wie Berlin, München oder Frankfurt sowie das Rheinland mit Schwerpunkten in Düsseldorf oder Köln.
Auf der Suche nach Expats können Vermittler zudem ihre bestehenden Kontakte zu Firmenkunden nutzen. Neben großen Unternehmen und Start-ups versuchen zunehmend auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU), freie Stellen mit internationalen Fachkräften zu besetzen. Penopp: „Darum sind Firmenkunden für Vermittler eine gute Adresse, um mit Expats in Kontakt zu kommen.“

0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren