- Von Andreas Harms
- 22.04.2025 um 11:31
Die Schweizer Versicherer Helvetia und Baloise wollen ihre Häuser zur Helvetia Baloise Holding zusammenlegen. Das teilten sie jetzt mit. Das gemeinsame Unternehmen werde der zweitgrößte Versicherer der Schweiz mit einem geschätzten Marktanteil von 19,6 Prozent (nach Swiss Life).
Rechtlich und regulatorisch soll der Zusammenschluss im vierten Quartal dieses Jahres abgeschlossen sein. Dann will man operativ loslegen und Geschäft und Verwaltung zusammenführen. Das soll etwa drei Jahre später erledigt sein.
Alle Aktionäre müssen dem Plan noch zustimmen. Wobei sich die Patria Genossenschaft als größter Helvetia-Aktionär schon wohlwollend gezeigt haben soll. Auch die Okays von Finanzaufsicht und Kartellamt stehen noch aus.

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Die ganze Maßnahme soll gleichberechtigt ablaufen („Fusion unter Gleichen“). Das heißt, dass ausdrücklich kein Haus das andere im Rahmen der Fusion dominieren soll. Rein rechtlich ist es allerdings so, dass die Helvetia die Baloise übernimmt. Baloise-Aktionäre tauschen ihre Anteile also in einem festgelegten Verhältnis in neu ausgegebene Papiere der Helvetia (zum Fusionsvertrag geht es hier).
In einigen anderen Details dominiert aber die Baloise das Geschehen. Hauptsitz des neuen Konzerns wird nämlich die bisherige Baloise-Zentrale in Basel. Den Sitz der Helvetia in St. Gallen will man aber nicht schließen, sondern als wichtigen Standort weiterführen. Und das gemeinsame Logo soll sich am Design der bisherigen Baloise-Logos orientieren.
Die Chef-Etage des neuen Konzerns ist schon geklärt. Und da kommt der neue Vorstandschef von der Helvetia, es ist nämlich deren Vorstandschef Fabian Rupprecht. Sein Stellvertreter und „Head of Integration“ wird Baloise-Chef Michael Müller. In dieser Funktion verantwortet er also die komplette Fusion. Der künftige Finanzvorstand kommt von der Baloise und heißt Matthias Henny. Und IT-verantwortlich wird André Keller von der Helvetia als neuer Chief Information Officer.
In dem Zusammenhang verlassen die bisherige Finanzvorständin der Helvetia, Annelis Lüscher Hämmerli, und Helvetia-Risikochef Bernhard Kaufmann auf eigenen Wunsch das Unternehmen.
Die Beteiligten betonen insbesondere, welche Kosten sie durch die Fusion sparen wollen. Demnach will jedes Unternehmen für sich über bestehende Sparprogramme schon eine Menge schaffen. Laut aktuellen Programmen sind es bei der Helvetia 200 Millionen Schweizer Franken (rund 215 Millionen Euro) und bei der Baloise 100 Millionen Franken (107 Millionen Euro).
Hinzu sollen nun aber weitere umgerechnet 376 Millionen Euro kommen, und zwar jedes Jahr (vor Steuern und Anteilen für Versicherungsnehmer). Erreichen will man das bis 2028. Dem gegenüber stehen geschätzte einmalige Kosten für die Fusion von 500 bis 600 Millionen Franken.
Auch zum deutschen Markt finden sich Informationen. Laut Fusionsvertrag übernimmt Jürg Schiltknecht hierlande als Geschäftsführer (Chief Executive Officer) die Geschicke des Konzerns. Bisher ist Schiltknecht Vorstandschef der Baloise in Deutschland.
In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Gerüchte zu beiden Unternehmen gegeben, sie würden ihre Deutschland-Geschäfte verkaufen wollen. Das könnte sich nun erledigt haben, indem sie sie zusammenlegen. Auf unsere Anfrage hin hieß es: „Ja wir können bestätigen, dass wir die Geschäfte in Deutschland zusammenlegen und weiterführen.“
Allerdings wollen sie ausdrücklich dort Stellen abbauen, wo sich welche überschneiden. Dafür wollen sie – soweit möglich – die sogenannte natürliche Fluktuation (Mitarbeiter kündigen sowieso oder gehen in Rente) beziehungsweise Frühpensionierung nutzen.

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