Carsten Zielke, Geschäftsführer von Zielke Research Consult, hat zusammen mit dem Bund der Versicherten (BdV) die aktuellen Solvenzberichte der Lebensversicherer unter die Lupe genommen. © Klaus Berner/Carsten Zielke
  • Von Lorenz Klein
  • 24.09.2019 um 15:14
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Jeder vierte Lebensversicherer erzielt keine Gewinne oder hat eine zu geringe Solvenzquote, wodurch die Insolvenzgefahr steigt. Zu diesem Fazit kommt die diesjährige Analyse der Solvenzberichte von 84 Gesellschaften durch den Bund der Versicherten (BdV) und dem Marktanalysten Carsten Zielke. Demnach seien die Unternehmen zunehmend auf das Biometrie-Geschäft angewiesen, um die Lebensversicherung zu stützen.

Sieht so die Zukunft der deutschen Lebensversicherer aus? „Wir erwarten mindestens zunehmend ineffiziente Verträge bis hin zu Insolvenzen von Unternehmen“, kommentierte Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des Bundes der Versicherten (BdV), die aktuelle Auswertung der Solvenzberichte von 84 Lebensversicherern in Deutschland. Die Untersuchung führte der BdV auch in diesem Jahr wieder gemeinsam mit dem Marktanalysten Carsten Zielke durch. Die Ergebnisse wurden am Dienstag in Hamburg vorgestellt.

Ein Viertel der Lebensversicherer in Deutschland – exakt 21 von 84 – weise nur durch Übergangsmaßnahmen genügend Solvenz auf oder fahre „strukturell auf Verlust“. Es sei „besorgniserregend“, dass so viele Unternehmen „zwei der grundlegenden Voraussetzungen für ein dauerhaft funktionierendes Geschäftsmodell nicht aufweisen“, sagte Kleinlein, der darin „deutliche Anzeichen für eine langandauernde und tiefgreifende Krise“ der deutschen Lebensversicherer sieht.

>>> Hier geht es zu den Ergebnissen der 84 Gesellschaften

Run-off-Plattformen in der Kritik

Die Solvenz der Branche habe sich nur minimal und auch nur scheinbar verbessert, sagte Analyst Zielke. Grundsätzlich unterscheiden sich die Solvenzquoten laut Studie stark darin, ob sogenannte Übergangsmaßnahmen angesetzt werden oder nur die reine Solvenz betrachtet wird. „Zwölf Unternehmen hätten ohne Übergangsmaßnahmen keine ausreichende Solvenz“, so Zielke. Auffällig sei zudem, dass besonders solche Unternehmen geringe Solvenz aufweisen, die sich in Abwicklung befinden und kein Neugeschäft mehr schreiben, sich also im sogenannten Run-Off befinden. Betrachte man die Run-Off-Plattformen für die klassische Lebensversicherung, so Marktkenner Zielke, zeige sich, dass die reine Insolvenz hier im Durchschnitt nur 37 Prozent und damit deutlich unter 100 Prozent betrage.

Kleinlein schlussfolgert daraus, dass Run-Off-Versicherer offenbar darauf abzielten, „Gewinne abzuschöpfen ohne die Solvenz und damit die Sicherheit des Unternehmens zu stärken“.

„Die Berufsunfähigkeitsversicherung rettet die Lebensversicherung“

Mit Blick auf die sinkenden Risikomargen über die gesamte Branche hinweg, ergänzte Zielke: „Die Unternehmen kalkulieren zunehmend auf Kante.“ Zugleich wies er darauf hin, dass die Gesellschaften auf ein wachsendes Biometrie-Geschäft angewiesen sein. So zahlten die Kunden in der Berufsunfähigkeitsversicherung „im Grunde die Garantien der Lebensversicherer“. Und weiter: „Die Berufsunfähigkeitsversicherung rettet die Lebensversicherung.“ Zum Teil erfolge diese Quersubventionierung auch durch das fondsgebundene Geschäft.

Darüber hinaus drifte der Markt bei den Gewinnerwartungen zunehmend „ungesund auseinander“, merkte Kleinlein an. Denn: Bei einer Mehrheit der Unternehmen zeige sich, dass sich je nachdem Verlusterwartungen oder überzogene Gewinnerwartungen verstärkten.

Transparenz deutlich verbessert – Sonderlob für Alte Lepziger

Als eine besonders erfreuliche Entwicklung hoben die Protagonisten hervor, dass sich die Transaprenz der Berichte deutlich verbessert habe. Es gebe ein Wettrennen darum, wer die meisten Informationen gebe, freute sich Zielke und lobte dabei insbesondere die Bemühungen vom Spitzenreiter in Sachen Transparanz – die Alte Leipziger. Das Unternehmen zeige weiterhin den transparentesten und aussagekräftigtsen Solvency-II-Bericht“, lobte Zielke.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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