- Von Lorenz Klein
- 03.09.2019 um 17:00
„Oft kann ich Menschen helfen. Das ist nämlich eigentlich unser Kerngeschäft – auch wenn es häufig nicht so aussieht“, stellt ein junger Versicherungskaufmann in der „Spiegel-Online“-Reihe „Das anonyme Job-Protokoll“ klar.
Warum ein Makler seine Berufswahl nie bereut hat
Einer der spannendsten Berufe, die es gibt!
Der junge Mann, der bei einer kleineren Versicherungsagentur im Innen- und Außendienst fest angestellt ist, berichtet, dass seine Hauptaufgabe als „Kaufmann für Versicherungen und Finanzen“ die Beratung seiner Kunden ist. „Ich vermittle, verlängere und erneuere die Verträge und helfe, dass die Kunden bei Schadensfällen ihr Geld bekommen“, fasst er seinen beruflichen Alltag zusammen.
„Das war sehr hart für mich“
„Meine Kunden kennen und schätzen mich, auch wenn ich noch relativ jung bin“, freut sich der Mann. Zugleich betont er, dass er in seinem Job auch belastende Situationen erlebt. Unwetter, Unfälle oder gar Tod – oft gerieten Kunden in schlimme Situationen, wie er sagt. So berichtet er auch von einem Fall, bei dem ein junger Kunde von ihm plötzlich verstarb. „Das war sehr hart für mich.“ Über andere Fälle könne er hingegen „nur den Kopf schütteln“ – etwa als ein betrunkener Handwerker auf Montage ein Hotelzimmer zerlegte. Der Mann war nicht versichert und musste wegen des Schadenfalls in Höhe von 80.000 Euro in Privatinsolvenz gehen.
Obwohl es vorkomme, dass Kunden extra Kuchen für ihn backten, sei die Arbeit aber „nicht immer so angenehm und positiv“. Dazu zähle, dass Kunden versuchten Mitarbeiter gegeneinander auszuspielen, um eine geringere Prämie zu zahlen. „So etwas passiert ziemlich häufig“, konstatiert der Abiturient.
Außerdem belastet ihn, dass die Branche „einen sehr schlechten Ruf“ habe – zumal es stimme, dass sich hier auch schwarze Schafe tummelten. „Zum Beispiel brauchte man bis 2008 als Versicherungsvermittler nicht mal eine Ausbildung. Da konnte ein Klempner nach Feierabend noch Versicherungen verkaufen“, bemerkt der junge Agent lakonisch.
Grundgehalt von 1.800 Euro brutto, plus Provisionen
Dann berichtet er, dass er natürlich auch Provisionen bekomme. Diese seien „abhängig von der Menge der Abschlüsse, die ich schaffe“. Diese ergänzten sein Grundgehalt von 1.800 Euro brutto, was er ganz okay findet. Die zusätzlichen Provisionen teile er mit seinem Chef zu gleichen Teilen auf. Reich wird man mit dem Job jedenfalls nicht, so jedenfalls der Eindruck beim Lesen dieser Sätze: „Diejenigen unter uns, die selbstständig sind, verdienen teilweise mehr, teilweise auch viel weniger. Wir alle müssen schauen, wo wir bleiben.“
Apropos „Schauen, wo wir bleiben“. Die Menschen müssten sich viel mehr Gedanken um ihre Altersvorsorge machen – insbesondere die jüngeren, so sein Appell. Die Realität sehe aber oft so aus, dass sie „lieber nach günstigen Versicherungen im Internet“ schauten. Das könne funktionieren, aber er finde, „dass man sich bei einem so wichtigen Thema persönlich beraten lassen sollte“.
Es gebe auch Kollegen, die sagten: „Beim Nein des Kunden fängt der Verkauf erst richtig an“ – mit so einem Satz kann der anonyme Versicherungskaufmann gar nichts anfangen. „Das finde ich verwerflich“, betont er. „Wir sollen ganzheitlich, aber bedürfnisorientiert beraten und dem Kunden nichts aufschwatzen.“
carlo_sz@gmx.de
Vor 5 JahrenIst der Kollege in der Ausschliesslichkeit oder bei einem Makler beschäftigt? Ich denke eher Ersteres, weil Versicherungsverträge müssen nur “verlängert” oder “erneuert” werden, um wieder neue AP für einen neuen 3-Jahresvertrag zu bekommen um damit das Grundgehalt aufzubessern.
Ich vermisse bei der Tätigkeitsbeschreibung den Bereich der Beratung, der aber in der Ausschliesslichkeit eher unter den Tisch fallen kann, denn da gibt es sicher weniger zu beraten, was aber gelegentlich sinnvoll sein könnte, auch um den teilweise miesen Ruf der Branche wieder aufzubessern.
Sicher aber fühlt er sich in seinem Job nicht sehr wohl und dementsprechend fällt dann auch oft die ausgeführte Arbeit des “Verträge verlängerns” aus.
Manchmal könnte es sinnvoll sein den Vertrag nicht zu verlängern sondern einfach nur zu wechseln – zu einem anderen Versicherer. Er ist ja aber wohl noch jung und wird auch das irgendwann verstehen – viel Erfolgt bis dahin beim derzeitigen Job.
Carlos Szeger
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kommentierencarlo_sz@gmx.de
Vor 5 JahrenIst der Kollege in der Ausschliesslichkeit oder bei einem Makler beschäftigt? Ich denke eher Ersteres, weil Versicherungsverträge müssen nur “verlängert” oder “erneuert” werden, um wieder neue AP für einen neuen 3-Jahresvertrag zu bekommen um damit das Grundgehalt aufzubessern.
Ich vermisse bei der Tätigkeitsbeschreibung den Bereich der Beratung, der aber in der Ausschliesslichkeit eher unter den Tisch fallen kann, denn da gibt es sicher weniger zu beraten, was aber gelegentlich sinnvoll sein könnte, auch um den teilweise miesen Ruf der Branche wieder aufzubessern.
Sicher aber fühlt er sich in seinem Job nicht sehr wohl und dementsprechend fällt dann auch oft die ausgeführte Arbeit des “Verträge verlängerns” aus.
Manchmal könnte es sinnvoll sein den Vertrag nicht zu verlängern sondern einfach nur zu wechseln – zu einem anderen Versicherer. Er ist ja aber wohl noch jung und wird auch das irgendwann verstehen – viel Erfolgt bis dahin beim derzeitigen Job.
Carlos Szeger