- Von Oliver Lepold
- 01.08.2019 um 09:13
Die anhaltende Niedrigzinsphase hat die Rahmenbedingungen für die private Altersvorsorge verändert. Klassische Produkte erzielen kaum noch Rendite. „Sparer brauchen Rendite. Der Aktienmarkt ist die Alternative, im Rentenversicherungsbereich ist er nur über Fondspolicen anzapfbar“, sagt Michael Hauer, Geschäftsführer beim Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP). Doch hier gibt es alte Vorbehalte. Gemeinsam mit dem Experten räumen wir die Vorurteile aus.
Vorurteil 1: Fondspolicen sind intransparent
Die Regulierungen der letzten Jahre und durch die Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD haben die Anbieter von Fondspolicen zu wesentlich mehr Transparenz gezwungen. Ein Kostenausweis mit Effektivkosten ist vorgeschrieben, zudem ist ein verständliches und einheitliches Produktinformationsblatt Standard bei der Vermittlung. „Man kann heute nur noch schwer Kosten in der Produktkonzeption verstecken“, sagt Hauer. Allerdings gibt es noch keinen einheitlichen Standard zur Berechnung der Effektivkosten, doch hier können unabhängige Vergleichsangebote von Expertenportalen Abhilfe für Vermittler schaffen.
Vorurteil 2: Fondspolicen sind zu teuer
Es ist eine Tatsache, dass sowohl die Fonds, als auch der Versicherungsmantel Kosten verursachen. Für den Laien scheint es so, dass dies ein klarer Nachteil gegenüber der Direktanlage in Fonds darstellt. Doch dem ist nicht so. „Aufgrund der steigenden Transparenz und des Drucks von Verbraucherverbänden sind die Kosten von Fondspolicen in den vergangenen zehn Jahren maßgeblich gesunken“, sagt der IVFP-Geschäftsführer. Die Anbieter mussten reagieren, um konkurrenzfähig zu bleiben. Anders als bei der Direktanlage fallen zudem über die gesamte Laufzeit keine Gebühren für Fondskauf und -wechsel an. Die Versicherer bieten hier über Berechnungstools individuell für jeden Kunden die Möglichkeit, den Vertragsverlauf unter Berücksichtigung von Steuern und Kosten zu simulieren
Vorurteil 3: Fondspolicen sind unflexibel
Die neue Generation der Fondspolicen bietet eine große Bandbreite an Flexibilität. Entnahmen und Zuzahlungen während der Laufzeit, ein hinausgeschobener Rentenbeginn und die Möglichkeit von Teilrenten bieten individuelle Anpassungsmöglichkeiten an neue Lebensmodelle. Wer zum Beispiel über das Rentenalter hinaus noch weiter in reduzierter Form arbeiten möchte, kann so seine Fondspolice noch länger in der Ansparphase halten. „Ich erwarte hier eine weitere Zunahme der Flexibilität in naher Zukunft. Auch in der Leistungsphase sollte noch deutlich mehr als bisher in die Kapitalmärkte investiert werden können“, prognostiziert Hauer. Die Digitalisierung werde laut Hauer zudem bald tagesaktuelle Übersichten und Switch-Möglichkeiten für die Versicherten bieten
Vorurteil 4: Fondspolicen sind zu riskant
Die Investition in Aktienmärkte ist mit Volatilität und einem gewissen Risiko verbunden, das sich aber verringert, je länger die Laufzeit ausfällt. Da Fondspolicen für die Altersvorsorge oft auf 30 Jahre und länger angelegt sind, relativiert sich das Risiko für Schwankungen stark. „Für Anleger, die mehr Sicherheit benötigen, gibt es Produktvarianten mit 90-prozentiger oder 100-prozentiger Bestandsgarantie für die eingezahlten Beiträge“, sagt Hauer. Die Zielgruppe für Fondspolicen umfasst prinzipiell alle, die etwas für ihre Altersvorsorge tun möchten. „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass man mindestens über einen Anlagehorizont von 12 bis 15 Jahren verfügen sollte“, erklärt der IVFP-Mann. Dann überwiege der Steuervorteil der Fondspolicen die anfallenden Kosten. Auch Kunden über 50 können profitieren – besonders stark, wenn sie eine Police mit hinausgeschobenem Rentenbeginn oder einen Whole-Life-Tarif (lebenslange Laufzeit) wählen.
Vorurteil 5: Fondspolicen investieren nicht in die besten Fonds
Das Angebot der Fondsanlage ist in den vergangenen Jahren besser geworden. Hervorragend geratete Fonds und die großen Namen der Fondsgesellschaften sind praktisch branchenweit auch im Rahmen einer Fondspolice erwerbbar. Zudem steigt langsam auch die Vielfalt des Angebots für preisgünstige ETFs. „Der Trend geht nicht mehr zum Fondspicking der Vermittler, sondern zu gemanagten Varianten, die zum Risikoprofil des Anlegers passen“, so Hauer. Das kommt Vermittlern entgegen, denn gemäß IDD müssen sie eine Anlageprofilbestimmung vornehmen, eine dazu passende Lösung anbieten und diese dann auch betreuen. Vom Versicherer gemanagte Strategien ersparen viel Aufwand.
Fazit: Vorurteile stimmen nicht mehr
Die alten pauschalen Vorurteile über fondsgebundene Rentenversicherungen sind nicht mehr zutreffend. Eine neue Produktgeneration hat bessere Qualität und mehr Flexibilität zu geringeren Kosten gebracht. Die Steuervorteile und die guten Übertragungsmöglichkeiten auf Angehörige im Todesfall sind weitere Argumente, die für diese Produktklasse sprechen.
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