- Von Lorenz Klein
- 25.07.2019 um 11:54
Der Versicherer Zurich will sich künftig bei der Antragstellung in der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) weniger an der Berufsbezeichnung, sondern stärker an der tatsächlich ausgeübten Tätigkeit des Kunden im Berufsalltag orientieren.
Die neue Berufsunfähigkeitsversicherung von Zurich – der Berufsunfähigkeits-Schutzbrief – basiert daher zum Produktstart am 1. August auf einem so genannten Scoring-Modell, das die bisherige Systematik der neun Berufsgruppen ersetzt.
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Ziel der Maßnahme sei eine individueller Risikoeinstufung des Kunden, wie Jacques Wasserfall, Lebenvorstand der Zurich Gruppe Deutschland, am Mittwoch vor der Presse in Bonn erläuterte. „Das klassische Berufsgruppenmodell hat ausgedient“, so Wasserfall. „Selbstständige Tätigkeit und projektbezogene Auftragsarbeit nehmen zu. Das muss sich auch in der Berufsunfähigkeitsversicherung der Zukunft abbilden.“
Wie wirkt sich die Maßnahme in der Praxis aus?
Nach einer Grundeinstufung als Akademiker, Techniker, Handwerker sowie zehn weiteren möglichen Berufsobergruppen werden jeweils folgende Kriterien abgefragt: Tätigkeitsstatus, Anteil der Bürotätigkeit, Berufs-/Bildungsabschluss, Personalverantwortung, Rauchgewohnheiten sowie bei Ärzten eine eventuelle chirurgische Tätigkeit. Jedes dieser Risikomerkmale ist wiederum in sich unterteilt. So wird beispielsweise im Bereich Personalverantwortung weiter unterschieden nach der Zahl der geführten Mitarbeiter.
Dabei gilt: „Jede Antwort wirkt sich aus“, wie Rüdiger Feilen, Produktmanager biometrische Produkte, vor den Pressevertretern betonte. Heißt: Nach jeder beantworteten Frage sammelt der Kunde Scoring-Punkte – je mehr, desto besser für ihn. Denn wird eine bestimmte Punkte-Grenze erreicht, verbessert sich die Einstufung, wodurch zugleich die Prämie sinkt.
Das System ist keine Einbahnstraße – Raucher erwarten künftig Nachteile
Das neue System ermögliche ein hohes Maß an Individualität, das es im BU-Markt bislang so noch nicht gegeben habe, sagte Feilen. Dabei profitiere Zurich von einem der größten Bestände im hiesigen Markt von mehr als 500.000 Verträgen. Dieser Bestand liefere „eine hohe Verlässlichkeit in der Datenbasis“ – und diese wolle man dazu nutzen, um die Stabilität auszubauen, hieß es.
„Wir können im Bestand relativ schnell erkennen, welches Tätigkeitsmerkmal, das wir im Rahmen des Underwritings abfragen, möglicherweise Auwirkungen auf den Bestand hat“, erläuterte Feilen.
Wenn Zurich also eine bestimmte Tätigkeit in der Vergangenheit als zu kritisch eingeschätzt hat, so kann der Versicherer künftig in bestimmten Kriterien „etwas Luft rauslassen“, wie es Feilen beschrieb, um die Einstufung für den Kunden attraktiver zu machen – oder eben auch nicht, denn das neue System ist nicht als Einbahnstraße für den Versicherten konzipiert. Wer beispielsweise Raucher ist, den erwarten künftig Zuschläge.
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