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- 05.06.2019 um 17:07
Hat man im Laufe seines Lebens nur ein niedriges Erwerbseinkommen erwirtschaftet, ist man nicht nur einem höheren Altersarmutsrisiko ausgesetzt – man lebt auch kürzer als Besserverdienende. Dadurch erhalten Menschen aus den unteren Lohngruppen im Verhältnis zu den eingezahlten Beiträgen weniger Rentenzahlungen. Das hat eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ergeben.
Wie gingen die Ökonomen Peter Haan, Daniel Kemptner und Holger Lüthen dabei vor? Sie haben anhand der Daten der Deutschen Rentenversicherung untersucht, wie sich die Lebenserwartungen verschiedener Geburtsjahrgänge im Verhältnis zu den Lebenslohneinkommen im Zeitverlauf entwickeln und welche Verteilungswirkungen das für die Rente hat. Die Drei konzentrierten sich dabei auf westdeutsche männliche Arbeitnehmer, die zwischen 1926 und 1949 geboren wurden.
Dabei zeigt sich nicht nur, dass die Lebenserwartung mit höheren Lebenslohneinkommen steigt. Auch der Unterschied zwischen dem obersten und dem untersten Einkommensgruppe nimmt dabei zu. Lag er für die ältesten Geburtsjahrgänge noch bei vier Jahren, erhöht er sich für die Jahrgänge 1947 bis 1949 auf sieben Jahre.
„Menschen mit niedrigem Lebenslohneinkommen beziehen also nicht nur weniger, sondern auch kürzer Rente, was dem Äquivalenzprinzip der Gesetzlichen Rentenversicherung widerspricht. Und diese Ungleichheit steigt“, sagt Studienautor Holger Lüthen. Die Idee dieses Äquivalenzprinzips ist es, dass jeder relativ zu seinen eingezahlten Beiträgen gleich viel aus der Rentenversicherung ausbezahlt bekommt. Dieser Anspruch basiert aber auf der Annahme, dass die Lebenserwartung innerhalb eines Jahrgangs gleich ist.
Geringere Rentenansprüche aufwerten
Aber dem ist eben nicht so, wie die Untersuchung zeigt. Die Arbeitnehmer erhalten relativ zu ihren geleisteten Beiträgen umso mehr Rentenzahlungen, je höher ihr Lebenseinkommen war. „Dies hat insofern eine Verteilungswirkung, als die Lebenseinkommen nun insgesamt, einschließlich des Renteneinkommens, ungleicher werden“, erklärt Daniel Kemptner.
Als Erkenntnis ziehen die Autoren aus der Studie, dass man geringere Rentenansprüche aufwerten müsse. „Das würde auch der Altersarmut vorbeugen“, sagt Peter Haan. Die derzeit diskutierte Grundrente – unabhängig von der Frage einer Bedürftigkeitsprüfung – könnte dabei eine passende Möglichkeit sein.
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