- Von Redaktion
- 17.04.2019 um 10:53
Das politische Ziel, die Lebensarbeitszeit zu verlängern – Stichwort Rente mit 67 – rückt in greifbare Nähe. Bis zum Beginn der 2030er-Jahre wird das tatsächliche Renteneintrittsalter von derzeit gut 64 Jahren auf 65,5 Jahre beziehungsweise 65,8 Jahre steigen. Das zeigt eine Studie von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
Zwei Szenarien spielten die Forscher dabei durch: Im ersten gehen sie davon aus, dass die Beschäftigungsquoten der Älteren auf dem heutigen Niveau verharren. In dem Fall erfolgen weiter rund 40 Prozent aller Rentenzugänge nicht aus einer Beschäftigung, 24 Prozent sind sogar mindestens zwei Jahre erwerbslos vor dem Übergang in die Rente. Hier würde das tatsächliche Renteneintrittsalter von 65,5 Jahren erreicht.
„Höheres Renteneintrittsalter ist nicht sinnvoll“
Monatlich 87 Euro können bis zu 1.000 Euro mehr Rente bringen
„Altersvorsorge ist mit Erreichen der Rente nicht abgehakt“
Im zweiten Szenario rechnen die Wissenschaftler mit einer steigenden Beschäftigungsquote älterer Menschen, indem sie die ausgesprochen gute Arbeitsmarktentwicklung der vergangenen Jahre fortschreiben. Dann sinkt der Anteil derjenigen, die nicht aus einer Beschäftigung in die Altersrente wechseln, auf gut 20 Prozent. Das würde zu einem Renteneintrittsalter von 65,8 Jahren führen.
Allerdings zeigen sich dabei deutliche Unterschiede: Für höher gebildete Personen verschiebt sich der Renteneintritt mit 1,6 bis 2,0 Jahren deutlich stärker als für Personen mit geringer oder mittlerer Bildung mit 1,0 bis 1,4 Jahren. Das Risiko, im Berufsleben nicht bis zum gesetzlichen Rentenalter durchzuhalten, sei für Beschäftigte mit mittlerem oder niedrigerem Bildungsabschluss also spürbar höher als für Arbeitnehmer mit höherer Bildung.
Arbeitsmarkt für Ältere fairer gestalten
„Gerade für Menschen, die ohnehin auf dem Arbeitsmarkt schlecht dastehen, wird es schwierig sein, sich an die neuen Altersgrenzen anzupassen. Die spätere Rente trifft also die Schwächsten am härtesten“, sagt DIW-Rentenexperte Johannes Geyer.
Wer nicht bis zur Regelaltersgrenze durchhalte, etwa aus gesundheitlichen Gründen oder weil er nach einer Entlassung keinen Job findet, könnte künftig bei den finanziellen Möglichkeiten im Ruhestand außerdem noch weiter zurückfallen als heute schon: Bei mindestens zweijähriger Erwerbslosigkeit vor Renteneintritt dürften die Einkommenseinbußen gegenüber Menschen, die direkt aus Erwerbstätigkeit in Rente gehen, von aktuell 10 auf 16 bis 17 Prozent im verfügbaren Einkommen steigen.
„Neben der Frage, wie man den Arbeitsmarkt für Ältere so gestaltet, dass es für viele Menschen möglich ist, ihre Erwerbstätigkeit lange auszuüben, steht die Frage der Absicherung bei langfristigen Erwerbsunterbrechungen“, so das Fazit der DIW-Wissenschaftler. „Wenn es das Ziel ist, den Lebensstandard von allen älteren Menschen abzusichern, sind weitere Maßnahmen notwendig, um die finanziellen Belastungen von Älteren zu begrenzen, die frühzeitig oder aus Arbeitslosigkeit in Rente gehen müssen.“
0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren