- Von Lorenz Klein
- 06.02.2019 um 16:57
Es sei Konsens in der Versicherungsbranche, dass die große Disruption nicht kommen werde, sagte Moderator und Versicherungsjournalist Herbert Fromme in seiner Begrüßungsrede vor mehreren hundert Versicherungsmanagern in Hamburg. Belegschaften müssten mit milden Erschütterungen rechnen und Vermittler hätten ebenso wenig zu befürchten, beschrieb Fromme die Stimmungslage in der vermeintlichen „Wohlfühlbranche“.
„Es gibt immer noch Produkte, die der Kunde kaum verstehen kann“
Zurich-Deutschlandchef will von Amazon lernen
„Große Gelassenheit wird nicht halten“
Aber natürlich ist es eine Schimäre, ein Trugbild, das Fromme malte. Aber schauen wir einfach mal zehn Jahre zurück – und dann wieder auf heute: „Deutsche Bank – ein Schatten ihrer selbst, Commerzbank immer noch am Staatstropf. Verglichen damit geht es doch Allianz und Talanx noch richtig Gold, oder?“, rief der Moderator in den Saal. Dann die Auflösung: „Diese große Gelassenheit wird nicht halten“, prophezeite Fromme.
Enden viele Versicherer als gekochte Frösche?
Der weltweit größte Versicherer Ping An aus China beschäftige über 30.000 technische Entwickler und Programmierer, fuhr der Gastgeber fort. Dessen Manager, der US-Amerikaner Donald Lacey, habe jüngst auf einer Tagung erklärt, dass die Europäer die Digitalisierung und die Bedrohung von außen stark unterschätzen würden. Er verdeutlichte dies am Bild eines Frosches, den man in heißes Wasser wirft – der wird da sofort wieder rausspringen. Wenn das Wasser aber kalt ist und die Temperatur nur langsam erhöht wird, bleibt der Frosch drin – bis er stirbt. „Europe will see many boiled frogs“, orakelte Ping-An-Mann Lacey.
Nun ja, man müsse das alles nicht allzu ernst nehmen, freute sich Fromme über seine kleine Schauer-Anekdote, die Chinesen kochten in vielen Feldern auch nur mit Wasser – trotzdem sei dies als „klare Ansage“ zu verstehen. „Passen Sie also auf, dass Sie kein boiling frog werden“, warnte Fromme das Fachpublikum.
„Warum sollte Amazon einen eigenen Risikoträger bauen?“
Es war dann ausgerechnet ein Vertreter des digitalen Wandels, nämlich der Vorstand des Digitalversicherers Element, Wolff Graulich, der die Rolle des Schurken im Stück ablehnte und in seinem Vortrag auf die Drama-Bremse trat. So erwartet er nicht, dass Handelsgigant Amazon entgegen mancher Prognose irgendwann einmal selbst als Versicherer auftreten wird. „Warum sollte Amazon einen eigenen Risikoträger bauen, wenn sie die Anbieter auch an der Kundenschnittstelle ausquetschen, wie Check24 das offenbar erfolgreich macht?“, gab er zu bedenken.
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