- Von Lorenz Klein
- 16.01.2019 um 14:53
Im vergangenen Jahr sorgte ein Anti-Betrugs-Experte der Allianz für Schlagzeilen, weil er selbst zum Betrüger wurde und den Versicherer um zwei Millionen Euro brachte. Die veruntreuten Gelder soll er unter anderem für „teure Autos, mehrere Immobilien und eine Ex-Geliebte“ verprasst haben, wie die Presse über den Prozess berichtete. Nun kommt ein Fall ans Licht, der eine ähnliche Schadendimension aufzuweisen scheint und in dem ebenfalls ein langjähriger Allianz-Mitarbeiter verwickelt sein soll.
Wie der Anti-Betrugs-Experte der Allianz zwei Millionen Euro verprasste
Was ist passiert?
Ein langjähriger Schadensgutachter der Allianz, Alexander N., soll Hauseigentümer oder -verwaltungen in Leipzig dazu gebracht haben, Schäden zu melden, die es gar nicht gab oder die in Wahrheit deutlich kleiner ausfielen. Um nicht bei der Versicherung aufzufliegen, sollten die am Komplott beteiligten Handwerker Bilder von anderen Wasserschäden aus ihrem Fundus beigesteuert haben und fingierte Rechnungen für die Beseitigung der Schäden erstellt haben. Das berichtet das Portal Tag24.de.
Die Fälle sollen sich von 2007 bis 2009 ereignet haben. Gutachter N., der als Außendienstler in der Leipziger Allianz-Dependance arbeitete, soll die insgesamt 56 Fälle genehmigt haben und dadurch bis zu 132.000 pro „Schadenfall“ von seinem Arbeitgeber kassiert haben.
2009 fiel internen Prüfern schließlich auf, dass die zahlreichen defekten Wasserrohre und Geschirrspüler-Anschlüsse, die zu umfassenden Schäden an Parkettböden, Decken und Wänden führten, immer nur beim Kollegen aus Leipzig aufliefen, wie Tag24 berichtet.
Nachdem die Allianz Verdacht schöpfte, dass dies nicht mit rechten Dingen zugehen konnte, warf sie den heute 55-Jährigen raus und schaltete die Staatsanwaltschaft ein. Diese ermittelte fünf Jahre lang.
Der Prozess
Die Staatsanwaltschaft legt Alexander N. Untreue in 56 Fällen zur Last, wodurch der Allianz ein Schaden von insgesamt 1,4 Millionen Euro entstanden sein soll. Zum betrügerischen Netzwerk soll laut Anklage der Fleischer Thomas G. gehören. Er muss sich dem Vorwurf der Beihilfe erwehren, weil er betrugswillige Versicherungsnehmer an N. vermittelt habe. Demnach sollen auch „bekannte Leipziger Ärzte“ am Komplott beteiligt sein. Nun sei zu klären, wie das ergaunerte Geld unter den Parteien aufgeteilt wurde.
Laut Tag24 wollten die beiden Beklagten am Dienstag „keine Angaben zur Sachen machen“, allerdings drangen ihre Anwälte auf eine Einstellung des Verfahrens wegen „überlanger Dauer“, wie es heißt. Ein Urteil wird für den 29. Januar erwartet.
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