- Von Lorenz Klein
- 24.09.2018 um 10:57
34 der 87 deutschen Lebensversicherungen drohen „mittel- bis langfristig finanzielle Schwierigkeiten“, so das Ergebnis eines Evaluierungsberichts des Bundesfinanzministeriums von Juni 2018 (wir berichteten). Die betroffenen Anbieter stehen daher unter „intensiver Beobachtung“ durch die Finanzaufsicht Bafin.
Wie sich nun zeigt, führten die betroffenen Gesellschaften im vergangenen Jahr 276 Millionen Euro Gewinn an ihre Muttergesellschaften ab – so viel wie noch nie in den vergangenen zehn Jahren. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken (Drucksache 19/3884) hervor. Betroffen sind demnach 32,8 Millionen Verträge mit einer Versicherungssumme von 1,085 Billion Euro. Dabei sollen allein im vergangenen Jahr 26,5 Milliarden Euro neue Beiträge in die Verträge geflossen sein.
34 Lebensversicherer unter intensiver Beobachtung
Nur Allianz, R+V und Zurich überzeugen
Bei Gerhard Schick, Finanzexperte der Grünen-Bundestagsfraktion, stößt das Vorgehen der Versicherer auf Unverständnis. „In solchen Zeiten erwarte ich, dass nicht Geld aus gefährdeten Lebensversicherungsunternehmen abfließt, sondern dieses zur Stabilisierung genutzt wird. Eigentlich müsste das Eigenkapital der Unternehmen deutlich erhöht werden“, sagte Schick dem Spiegel.
Beim Versicherungsverband GDV versteht man die Aufregung hingegen nicht: Vorwürfe, dass Versicherer die Last durch die niedrigen Zinsen auf die Kunden abwälzten, gingen „an der Realität vorbei“, heißt es in einer Stellungnahme. Von 2011 bis 2017 erwirtschafteten Lebensversicherer rund 303 Milliarden Euro, berichtet der Verband, davon gingen 96,3 Prozent an die Versicherten, was rund 292 Milliarden Euro entspricht. Lediglich 3,7 Prozent, rund 11 Milliarden Euro, seien an die Unternehmen geflossen.
Auch die Kritik an den Gewinnabführungsverträgen sei unbegründet, so der GDV, denn ein großer Teil der abgeführten Beträge fließe als Eigenkapital zurück in die Lebensversicherungsunternehmen und stärke damit deren Risikotragfähigkeit.
Zwischen 2011 und 2016 stieg das Eigenkapital der Lebensversicherer laut GDV um rund 3,7 Milliarden Euro. Im Jahr 2017 kamen den Angaben zufolge weitere gut 700 Millionen Euro hinzu – dies entspricht rechnerisch knapp der Hälfte der Gewinnabführung.
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