- Von Lorenz Klein
- 31.05.2018 um 11:23
Exakt fünf Wochen nach der Bilanzpressekonferenz der Hanse-Merkur-Versicherungsgruppe lud Mitbewerber Signal Iduna Pressevertreter am Standort Hamburg ein, um über das vergangene Geschäftsjahr zu berichten, das laut Konzernchef Ulrich Leitermann „zufriedenstellend“ verlief: Die gesamte Gruppe konnte die Beitragseinnahmen um 1,9 Prozent steigern und lag damit knapp über dem Marktdurchschnitt.
Aber mindestens genauso wichtig war es für Leitermann, einen Blick nach vorn zu wagen. Die Zukunft war dann auch der Teil, dem der Konzernchef in seinem Vortrag besonders viel Aufmerksamkeit widmete. Aber dazu später mehr.
„Wir werden nicht zum Internet-Versicherer werden“
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Die beiden in Alsternähe residierenden Versicherer trennt jedenfalls nur ein Steinwurf voneinander, doch im Auftreten gibt es zwischen Hanse Merkur und Signal Iduna seit jeher viel Trennendes, das mit einem Steinwurf nicht mehr zu bemessen ist. Während die Hanse bekannt dafür ist, Jahr für Jahr kräftig wachsen zu wollen, hat man den Eindruck, dass es beim Rivalen ruhiger, irgendwie gemächlicher zugeht. So wurde etwa die Digitalisierung lange Zeit eher beobachtet als selbst betrieben.
Doch die gemächlich anmutenden Zeiten beim Konzern, der in Dortmund und Hamburg beheimatet ist, sind eigentlich schon Geschichte. So beschloss der Versicherer 2014 ein Zukunftsprogramm, das Ende 2017 erfolgreich abgeschlossen wurde. Leitermann bezeichnete dieses als Meilenstein – und der nächste Meilenstein befindet sich schon in Sichtweite.
Auf Grundlage des Zukunftsprogramms hat die Signal Iduna Anfang 2018 das Transformationsprogramm „Vision 2023“ gestartet. Der große Unterschied zu damals: Diesmal sollen nicht Kosten im Vordergrund stehen, sondern Wachstum – und davon gerne etwas mehr: Bis 2023 sollen die Beiträge um ein Viertel auf dann gut 7 Milliarden Euro zulegen, der Überschuss vor Steuern um 30 Prozent steigen. Auf Nachfrage relativierte Leitermann die Zahlen zwar dahingehend, indem er diese als „Orientierung“ verstanden wissen wolle, aber die Botschaft ist klar: Das Unternehmen will künftig forscher und frischer auftreten.
Lebensqualität schaffen statt nur Kosten erstatten
Helfen soll ein neues Leitbild, dass Leitermann so beschreibt: „Gemeinsam mehr Lebensqualität schaffen.“ Der Weg führe dabei über mehr Kundenzufriedenheit. Die Kunden sollen demnach nicht mehr nur vor Risiken geschützt werden, sondern vom Versicherer mit ihren individuellen Wünschen und Zielen wahrgenommen werden. So wolle man etwa den Wunsch nach mehr Freizeit, der in der Gesellschaft bestehe, durch weniger Bürokratie, weniger Warten und ohne „Fachchinesisch“ erreichen.
„Mehr wir“ ist eine weitere Losung die Leitermann ausgab. Heißt: Die Unternehmenskultur solle sich „weiterentwickeln“, was man wohl auch mit „wandeln“ übersetzen kann. Konkret wünscht sich der Konzernchef, dass Mitarbeiter durch Fortbildung in die Lage versetzt werden, den veränderten Kundenerwartungen Rechnung zu tragen. Dazu gehört auch, dass bisherige Arbeitsbedingungen durch agilere und ressortübergreifende Strukturen, einhergehend mit weniger Hierarchiedenken, ersetzt werden.
Statt einer übergeordneten Digitalisierungs-Strategie sieht es bei der Signal Iduna dann bald so aus: „Künftig hat alles eine digitale Komponente“, kündigte Leitermann an.
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