- Von Lorenz Klein
- 09.05.2018 um 08:55
Sie legt Lebensmittel in den Kleiderschrank statt in den Kühlschrank. Sie stellt die Kaffeemaschine ohne Wasser an. Immer wieder. Beschuldigt ihre Tochter, etwas weggenommen zu haben. Sie klingelt um 2 Uhr nachts an der Haustür des Nachbarn. Der solle doch bitte ihrer Tochter ausrichten, sie müsse nun zur Arbeit fahren…
Den Tag mit der Nacht verwechseln, an einfachsten Alltagstätigkeiten scheitern und liebevolle Familienangehörige mit Zorn überziehen. Das alles kann zum Krankheitsbild der Demenz gehören. Besonders tückisch daran: Die Krankheit ist nicht aufzuhalten, unaufhaltsam schreitet sie fort und lässt die eigene Persönlichkeit bis zur Unkenntlichkeit verschwinden. Die Frau, von deren Schicksal zu Beginn die Rede ist, ist die Mutter von Ilona Hessner. Heute lebt sie in einem Pflegeheim. Der Vater litt ebenfalls an Alzheimer, berichtet Hessner dem „Nordbayerischen Kurier“. „Er war aber in seiner Krankheit noch berechenbar“, sagt sie. Die 93-jährige Mutter war das zuletzt nicht mehr. Aus Sorge vor Unfällen versteckte Ilona Hessner das Bügeleisen und entfernte die Sicherungen aus dem Herd.
Spahn kündigt höhere Beiträge zur Pflegeversicherung an
50 Prozent Zuschuss vom Arbeitgeber
Fachkräftemangel in der Pflege spitzt sich zu
In Deutschland leiden rund 1,6 Millionen Menschen an Demenz-Krankheiten, in gut zwei Drittel der Fälle sind sie von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Sofern in Prävention und Therapie kein Durchbruch gelingt, dürfte sich die Krankenzahl bis zum Jahr 2050 auf rund 3 Millionen erhöhen, so die Prognose von Experten. Demenz-Erkrankte machen schon heute einen Großteil der rund 2,6 Millionen Pflegebedürftigen aus – auch hier ist die Tendenz steigend.
Verdoppelung der Pflegefälle bis 2050 zu rechnen
„Klar ist, dass wir allein schon aufgrund des demografischen Wandels mit einer Verdoppelung der Pflegefälle auf circa 5 bis 6 Millionen Betroffene bis etwa 2050 rechnen müssen“, sagt Matthias Wald, Leiter Vertrieb und Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss Life Deutschland. Ist Deutschland für dieses Szenario überhaupt gerüstet? Das kann heute noch niemand mit Gewissheit sagen – aber zumindest hat der Gesetzgeber erste Schritte unternommen, um der Jahrhundert-Herausforderung zu begegnen.
Seit dem 1. Januar 2017 gilt das Zweite Pflegestärkungsgesetz (PSG II). Dem Gesetz ist zugutezuhalten, dass es mit einer alten Tradition bricht: Bislang waren Leistungen aus der Pflegeversicherung daran geknüpft, dauerhafte Hilfe bei Körperpflege, Ernährung und Mobilität nachzuweisen – motorische Defizite standen also im Vordergrund. Demenz-Erkrankte fielen nicht zwingend unter diese Definition.
Inzwischen werden körperliche, geistige und psychische Beeinträchtigungen gleichermaßen erfasst und bei der Einstufung berücksichtigt. Das neue Begutachtungssystem, das die bisherigen drei Pflegstufen zugunsten von fünf Pflegegraden abgelöst hat, orientiert sich am Grad der Selbstständigkeit. „Der Mensch wird jetzt viel ganzheitlicher gesehen“, zeigt sich Susanne Hain über den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff erfreut. Die Leiterin des Alzheimer-Stammtisches in Kulmbach rät pflegenden Angehörigen, ein Pflegetagebuch zu führen und dies dem Leistungsantrag bei der Pflegekasse beizulegen. Denn viele Pflegende machen die Erfahrung, dass das von der Kasse gewährte Pflegegeld nicht reicht, wie sie dem Nordbayerischen Kurier berichtet. Das Pflegegeld wird ausgezahlt, wenn ehrenamtliche Pflegepersonen – in der Regel Angehörige – die häusliche Pflegeanstelle von professionellen Kräften übernehmen. Dabei ist es auch möglich, Pflegegeld und Pflegesachleistung miteinander zu kombinieren.
Ilona Hessner
Vor 4 JahrenNicht korrekt finde ich, dass aus anderen Medien Beispiele gezogen werden, ohne den/die Betroffenen zu befragen. Meine Mutter war 12 Jahre im hiesigen Pflegeheim – Ihr Artikel stammt von 2018. Meine Mutter ist im Juni 2019 verstorben. Wegen der ständig steigenden Heimkosten musste ich 2015 Sozialhilfe für meine Mutter beantragen. Die Heimkosten (Eigenanteil) sind innerhalb von 10 Jahren um mehr als 1.000 Euro mtl. gestiegen.
Mit freundlichen Grüßen
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Vor 4 JahrenNicht korrekt finde ich, dass aus anderen Medien Beispiele gezogen werden, ohne den/die Betroffenen zu befragen. Meine Mutter war 12 Jahre im hiesigen Pflegeheim – Ihr Artikel stammt von 2018. Meine Mutter ist im Juni 2019 verstorben. Wegen der ständig steigenden Heimkosten musste ich 2015 Sozialhilfe für meine Mutter beantragen. Die Heimkosten (Eigenanteil) sind innerhalb von 10 Jahren um mehr als 1.000 Euro mtl. gestiegen.
Mit freundlichen Grüßen