- Von Manila Klafack
- 26.02.2018 um 12:51
Ende des Jahres 2016 gab es knapp 90 Millionen Verträge bei Lebensversicherungsunternehmen, Pensionskassen und Pensionsfonds. Hinzu kamen rund 40 Millionen Rentenversicherungspolicen – so die Zahlen vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft.
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Die Einnahmen daraus betrugen 2016 rund 91 Milliarden Euro, plus Einmalbeiträge in Höhe von 26,4 Milliarden Euro. Die ausgezahlten Leistungen stiegen laut GDV um 7,1 Prozent auf knapp 89 Milliarden Euro. Trotz dieser Zahlen halten viele Versicherungsnehmer die lange Laufzeit ihrer Verträge nicht durch und kündigen aus den verschiedensten Gründen vorzeitig.
Auf spiegel.de beleuchtet Kolumnist Hermann-Josef Tenhagen das Für und Wider dieses Vorgehens – und kommt zu einem eindeutigen Fazit: „Dranbleiben! Alte Verträge lieber nicht kündigen.“ Und weiter: „Wer solchen Unfug den Kunden empfiehlt, besorgt nur das Geschäft gescheiterter Versicherungsvorstände“, so Tenhagen.
Das Hauptargument für den Autor, als Kunde an bestehenden Verträgen festzuhalten, sind die Vertriebskosten – und bei diesem Thema wird der Finanztip-Chefredakteur erwartungsgemäß leidenschaftlich. „Eines sollten Sie ganz zu Beginn begreifen“, ruft er seinen Lesern entgegen. „Als Sie damals den Vertrag unterschrieben haben, stimmten Sie zu, dass ein großer Teil Ihrer eigentlichen Sparsumme abgezweigt wird.“
Dabei verweist Tenhagen auf ein Beispiel der Debeka, die ihm einmal geschrieben habe, dass die Abschluss- und Vertriebskosten über 30 Jahre Ansparzeit ein knappes Viertel der Gesamtkosten ausmachen würden.
„Ganz ohne Abzüge von Kosten hätte die Rendite vielleicht sogar 3,75 Prozent betragen“
Zudem zitiert der Autor die Allianz, die ihm mitgeteilt habe, dass bei Verträgen, die 30 Jahre durchgehalten würden, die Rendite „nur“ noch um 0,2 bis 0,25 Prozentpunkte pro Jahr schrumpfe aufgrund von Abschluss- und Vertriebskosten. „Hört sich nach wenig an, ist aber viel“, kommentiert Tenhagen und verweist auf den Zinseszins-Effekt: „Auf die Zinsen werden ja auch wieder Zinsen fällig“, schreibt er und rechnet beispielhaft vor: „Wenn 100 Euro im Monat 30 Jahre lang mit 3 Prozent verzinst werden, kommen gut 58.000 Euro raus, bei 2,75 Prozent Zinsen nur noch 55.650 Euro. Die Differenz läge in dem Fall also bei 2.350 Euro.“
Und dann folgt ein Satz, für den der Autor bei einem Versicherungsvermittler, der von seiner erbrachten Beratungsleistung lebt, wohl nur ein Kopfschütteln ernten dürfte: „Und ganz ohne Abzüge von Kosten hätte die Rendite vielleicht sogar 3,75 Prozent betragen und das monatlich Ersparte wäre auf 65.870 Euro gewachsen.“
Alte Riester-Verträge zu kündigen, sei „besonders dumm“
Abschließend kommt Tenhagen auf die Besonderheit von Riester-Verträgen zu sprechen. So sei es „besonders dumm“, einen alten Riester-Vertrag zu kündigen. Denn dabei verlören Kunden nämlich nicht nur bereits gezahlte Provision und künftige Zinsen. Sie müssten auch noch vergangene Förderung und die Steuervorteile der vergangenen Jahre zurückzahlen. Damit machen sie ein Negativgeschäft, „während der Anbieter seinen Profit erzielt hat“, wie Tenhagen betont. „Besonders ins Kontor“ schlage demnach, dass der Staat „verständlicherweise die nur für die Altersvorsorge gewährten Steuervorteile zurückverlangt, an die viele Sparer gar nicht mehr denken“.
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